Der Auftrag des Aeltesten
wir eigentlich unseren Sieg feiern sollten.
Sie inspizierte einen weiteren Leichnam, dann schwenkte sie den Kopf herum.
Wo sind die Zwillinge und Murtagh? Sie sind nicht unter den Toten.
Eragon blickte suchend auf die Opfer.
Eigenartig!
In einem Anflug von Hoffnung lief er zum Tunneleingang. Die ausgetretenen Marmorstufen, die dort in die Tiefe führten, waren blutverschmiert, als hätte man dort mehrere Verwundete hinuntergeschleift.
Die Urgals müssen sie mitgenommen haben! Aber warum bloß? Sie nehmen doch nie Gefangene oder Geiseln.
Sofort kehrte die Verzweiflung zurück.
Ohne Verstärkung können wir sie aber nicht verfolgen. Du passt ja nicht mal durch den Eingang!
Sie sind vielleicht noch am Leben. Willst du sie etwa ihrem Schicksal überlassen?
Was soll ich denn tun? Die Zwergentunnel sind ein einziger Irrgarten! Ich würde mich doch nur verirren. Und zu Fuß kann ich die Urgals ohnehin nicht einholen. Aber Arya... Sie könnte es vielleicht.
Dann bitte sie darum!
Arya...
Eragon zögerte, hin- und hergerissen zwischen seinem Tatendrang und dem Widerwillen, sie in Gefahr zu bringen. Und doch: Wenn irgendjemand den Urgals die Stirn bieten konnte, dann sie. Seufzend erklärte er ihr die Situation.
Aryas anmutig geschwungene Augenbrauen trafen sich, als sie die Stirn runzelte. »Das ist wirklich sonderbar.«
»Wirst du sie verfolgen?«
Sie starrte ihn einen Moment lang an. »
Wiol ono.
«
Um deinetwillen.
Dann stürmte sie los, das blitzende Schwert in der Hand, und verschwand im Bauch der Erde.
Völlig niedergeschlagen setzte sich Eragon im Schneidersitz neben Ajihad und übernahm die Totenwache. Er konnte es kaum fassen, dass Ajihad tot und Murtagh entführt worden war. Murtagh, Sohn eines der Abtrünnigen - die dreizehn Drachenreiter, die bei der Zerstörung ihres Ordens mitgewirkt und dadurch Galbatorix zum König von Alagaësia gemacht hatten - und Eragons Freund. Er hatte Murtagh so manches Mal zum Teufel gewünscht und doch hinterließ der Verlust nun eine unerwartete Leere. Er saß reglos da, als Orik mit den Männern eintraf.
Als der Zwerg Ajihad sah, trampelte er wütend mit den Füßen, stieß wilde Flüche in der Zwergensprache aus und hieb schließlich seine Axt in den Kadaver eines Urgals. Die anderen standen wie vom Donner gerührt da. Orik rieb einen Dreckklumpen zwischen seinen schwieligen Händen und knurrte: »Arrrgh - jetzt wird ein Hornissennest aufbrechen. Hiernach gibt es keinen Frieden mehr unter den Varden.
Barzûln
, das macht die Dinge kompliziert. Hast du noch seine letzten Worte vernommen?«
Eragon sah Saphira an. »Die werde ich erst vor der richtigen Person wiederholen.«
»Verstehe. Und wo steckt Arya?«
Eragon deutete auf den Tunneleingang.
Der Zwerg fluchte erneut, dann schüttelte er den Kopf und hockte sich hin.
Kurz darauf traf Jörmundur mit zwölf Einheiten zu jeweils sechs Kriegern ein. Er bedeutete ihnen, außerhalb des Schlachtfelds zu warten, während er allein weiterging, um Ajihad die Hand auf die kalte Schulter zu legen. »Wie kann das Schicksal nur so grausam sein, mein alter Freund? Ich wäre schon früher gekommen, wenn dieser verfluchte Berg nicht so riesig wäre; dann würdest du vielleicht noch leben. Stattdessen versetzt man uns in der Stunde unseres Triumphs diesen herben Schlag.«
Eragon erzählte ihm leise von Arya und vom Verschwinden Murtaghs und der Zwillinge.
»Sie hätte nicht losziehen sollen«, sagte Jörmundur und richtete sich auf, »aber daran können wir nun nichts mehr ändern. Wir werden hier Wachen postieren, aber es dauert mindestens eine Stunde, bevor wir Zwergenführer für eine neuerliche Suchexpedition in die Tunnel gefunden haben.«
»Ich könnte die Führung übernehmen«, erbot sich Orik.
Jörmundur schaute mit leerem Blick nach Tronjheim zurück. »Nein, Hrothgar braucht dich jetzt. Jemand anderes wird gehen müssen. Es tut mir Leid, Eragon, aber alle wichtigen Personen müssen hier bleiben, bis Ajihads Nachfolger gewählt ist. Arya muss allein zurechtkommen... Wir können sie ohnehin nicht mehr einholen.«
Eragon nickte und fügte sich dem Unvermeidlichen.
Jörmundur ließ den Blick durch das weite Rund des hohlen Berges schweifen, bevor er laut und für alle hörbar erklärte: »Ajihad ist als wahrhaftiger Krieger gestorben! Seht her, er hat fünf Urgals erschlagen, wo ein Mann von geringerem Mut sich schon von einem hätte überwältigen lassen. Wir werden ihm alle Ehre erweisen und hoffen,
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