Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter
Ungedachte und damit ins Sinnlose zurück, vieles was heute geschehe, folge er dieser logischen Spur weiter, sei dann begreifbar, die Menschheit taumle in der irren Hoffnung dahin, doch noch von irgendwem beobachtet zu werden, so etwa wenn sie wettrüste, natürlich zwinge es die Wettrüstenden, einander zu beobachten, weshalb sie im Grunde hofften, ewig Wettrüsten zu können, um sich ewig beobachten zu müssen, ohne Wettrüsten versänken die Wettrüstenden in der Bedeutungslosigkeit, doch falls das Wettrüsten durch irgendeine Panne den atomaren Feuerbrand auslöse, wozu es längst fähig sei, stelle dieser nichts weiter als eine sinnlose Manifestation dar, daß die Erde einmal bewohnt gewesen sei, ein Feuerwerk, das niemand beobachte, es sei denn irgendeine vielleicht vorhandene Menschheit oder so etwas Ähnliches in der Nähe des Sirius oder anderswo, ohne Möglichkeit dem, der so gern beobachtet sein möchte, die Nachricht zu übermitteln, er sei beobachtet worden, weil dieser dann nicht mehr existiere, auch der religiöse und politische Fundamentalismus, der überall hervorbreche oder immer noch herrsche, weise darauf hin, daß viele und offenbar die meisten sich selber unbeobachtet nicht aushielten, sie flüchteten in die Vorstellung eines persönlichen Gottes oder einer ebenso metaphysisch begründeten Partei zurück, der oder die sie beobachte, wovon sie das Recht ableiten, nun ihrerseits zu beobachten, ob die Welt die Gebote des sie beobachtenden Gottes oder der sie beobachtenden Partei beachte, bei den 15
Terroristen sei der Fall verzwickter, ihr Ziel sei nicht ein beobachtetes, sondern ein unbeobachtetes Kinderland, aber weil sie die Welt, in der sie lebten, als ein Gefängnis begriffen, in das sie nicht nur rechtlos eingesperrt seien, sondern worin sie auch unbeobachtet und unbeachtet in einem der Verliese lägen, versuchten sie verzweifelt, die Beobachtung der Wärter zu erzwingen und damit aus ihrer Nicht-Beobachtung ins Rampenlicht der Beachtung zu treten, was sie freilich nur vermöchten, wenn sie sich paradoxerweise immer wieder ins Unbeobachtete zurückzögen, aus dem Verlies ins Verlies, und nie kämen sie ins Freie, kurz, die Menschheit sei im Begriff, wieder zu den Windeln zurückzukehren, Fundamentalisten, Idealisten, Moralisten, Politchristen mühten sich ab, einer unbeobachteten Menschheit wieder eine Beobachtung und damit einen Sinn aufzuhalsen, weil der Mensch nun einmal ein Pedant sei und ohne Sinn nicht auskomme, weshalb er alles ertrage außer der Freiheit, auf den Sinn zu pfeifen, auch Tina von Lambert hätte davon geträumt, durch ihre Flucht von der Weltöffentlichkeit beobachtet zu werden, worauf der zweimal unterstrichene Satz, »ich werde beobachtet«, hinweisen könnte, als siegesbewußte Bekräftigung ihres geplanten Unterfangens, doch, akzeptiere man diese Möglichkeit, so beginne damit erst die eigentliche Tragödie, indem ihr Gatte ihre Flucht nicht als einen Versuch begriffen, beobachtet zu werden, sondern als eine Flucht vor dem Beobachtet-Werden interpretiert und jede Nachforschung unterlassen habe, sei Tinas Ziel vorerst vereitelt worden, ihre Flucht sei unbeobachtet und damit unbeachtet geblieben, vielleicht habe sie sich dadurch in immer kühnere Abenteuer eingelassen, bis sie durch ihren Tod erreicht habe, was sie ersehnte, ihr Bild sei nun in allen Zeitungen, jetzt habe sie die Beobachtung und damit die Beachtung und ihren Sinn gefunden, den sie gesucht habe.
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Die F., die dem Logiker aufmerksam zugehört und sich einen Campari bestellt hatte, meinte, D. werde sich wundern, warum sie den Auftrag von Lamberts angenommen habe, der Unterschied von beobachten und nicht-beobachtet sei zwar eine amüsante logische Spielerei, aber sie interessiere, was er über den Menschen gesagt habe, dem er jede Identität mit sich selber abgesprochen habe, da er immer ein anderer sei, hinein-geworfen in die Zeit, wenn sie D. recht verstanden habe, was aber bedeuten würde, daß es kein Ich gebe, besser, nur eine zahllose Kette von aus der Zukunft auftauchenden, in der Gegenwart aufblitzenden und in der Vergangenheit versinken-den Ichs, so daß denn das, was man sein Ich nenne, nur ein Sammelname für sämtliche in der Vergangenheit angesammelten Ichs sei, ständig anwachsend und zugedeckt von den aus der Zukunft durch die Gegenwart herabfallenden Ichs, eine Ansammlung von Erlebnis- und Erinnerungsfetzen, vergleich-bar mit einem Laubhaufen, bei dem die untersten Blätter
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