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Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter

Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter

Titel: Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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einige Zechbrüder, Bier ins Grab nachgießend, wenn es überhaupt zum Begräbnis kam und nicht zur Kremation, Porträts, 19

    wovon sie die meisten längst in Museen geglaubt, ja gesehen hatte, andere kleinformatigere Bilder stapelten sich zu Füßen der nur noch auf der Leinwand Gegenwärtigen, eine Straßen-bahn darstellend, Klos, Pfannen, Autoruinen, Velos, Regen-schirme, Verkehrspolizisten, Cinzanoflaschen, nichts gab es, das der Maler nicht dargestellt hätte, die Unordnung war ungeheuer, vor einem halb zerrissenen mächtigen Ledersessel war eine Kiste, auf der ein Tablar voller Bündnerfleisch, am Boden Chiantiflaschen und ein Wasserglas halb gefüllt mit Wein, Zeitungen, Eierschalen, überall Farbtuben, als wäre der Maler noch am Leben, Pinsel, Paletten, Terpentin- und Petro-leumflaschen, nur eine Staffelei fehlte, der Regen klatschte gegen die zwei Fenster an der Längsseite, um besser zu sehen räumte die F. einen Stadtpräsidenten und einen Bankdirektor, der seit zwei Jahren im Zuchthaus ein etwas minder flottes Leben führte, vom Fenster an der Vorderwand weg und stand vor dem Porträt einer Frau im roten Pelzmantel, das die F.
    zuerst für das Bildnis Tina von Lamberts hielt, aber dann war es wieder nicht jenes der Tina, es konnte ebensogut das Porträt einer Frau sein, die Tina ähnlich war, doch zuckte sie plötzlich zusammen, es schien ihr, diese Frau, die trotzig vor ihr stand mit weit aufgerissenen Augen, sei sie selber, von diesem Gedanken durchzuckt hörte sie Schritte hinter sich, sich um-wendend war es zu spät, die Türe war schon ins Schloß gefallen, und als sie am späten Nachmittag mit ihrem Team ins Atelier zurückkehrte, war das Porträt verschwunden, dafür fand sie ein anderes Team vor, welches das Atelier filmte, sie hätten es, erklärte der Regisseur seltsam fahrig, vor der Gesamtaus-stellung im Kunsthaus noch einmal so rekonstruiert, wie es zur Zeit des Malers ausgesehen habe, seitdem sei es leer geblieben, sie blätterten den Katalog durch, das Porträt war nicht zu finden, auch sei es ganz unmöglich, daß das Atelier nicht verschlossen gewesen sei.
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    Noch immer verwirrt durch dieses Erlebnis, das ihr wie ein Vorzeichen erschien, sie suche in der falschen Richtung, hätte sie beinah ihren Abflug annulliert, doch zögerte sie, die Vorbe-reitungen nahmen ihren Lauf, schon flogen sie über Spanien, unter ihnen der Guadalquivir, der Atlantik kam in Sicht und als sie in C. landeten, freute sie sich auf die Fahrt ins Landesinnere, es mußte noch grün sein und sie erinnerte sich, als sie vor Jahren diese Fahrt unternommen, an eine Dattelpalmenallee, durch die ihr Autos mit Skis auf den Dächern vom verschneiten Atlas her entgegengekommen waren; indessen wurden sie und ihr Team in C. gleich bei der Landung auf der Piste von einem Polizeiwagen abgeholt und ohne durch den Zoll zu müssen samt der Filmausrüstung in einen Militärtransporter gebracht und ins Landesinnere geflogen, in M. von vier Motorradpolizisten eskortiert in rasender Fahrt an Kolonnen von Touristen vorbei, von denen sie neugierig betrachtet wurden, in die Stadt gebracht, begleitet von zwei Wagen, hinter und vor ihnen, eines Fernsehteams, das unaufhörlich filmte und, mit der Eskorte im Polizeiministerium angekommen, die F. und ihr Filmteam filmte, als dieses den Polizeichef filmte, der unglaub-lich dick, in weißer Uniform, an Göring erinnernd, an den Schreibtisch gelehnt erklärte, wie glücklich er sei, der F. und ihrem Team trotz der Bedenken seiner Regierung erlauben zu dürfen, auf seine Verantwortung freilich, die Schauplätze des scheußlichen Verbrechens zu besichtigen und zu filmen, aber am überglücklichsten sei er, weil die F. bei ihrem Versuch, die Untat zu rekonstruieren, auch die Gelegenheit ausnutzen wolle, die untadlige Arbeit seiner Polizei festzuhalten, die aufs mo-dernste ausgerüstet jedem internationalen Maßstab nicht nur standhalte, sondern ihn auch übertreffe, ein derart schamloses Ansinnen, das den Verdacht verstärkte, den die F. seit ihrem 21

    Erlebnis im Atelier hegte, sie sei auf falscher Fährte, war doch ihr Unternehmen, kaum begonnen, sinnlos geworden, weil sie für den Fettwanst, der sich immer wieder den Schweiß mit seinem seidenen Taschentuch von der Stirne wischte, nur eine Gelegenheit darstellte, für ihn und die ihm unterstellte Polizei Propaganda zu machen, aber einmal in die Falle gegangen, sah sie vorerst keine Möglichkeit zu entkommen, denn nicht nur die Polizei

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