Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Amyrlin während der Tage des Wiedergeborenen Drachen eine Logik zu erkennen. Musste das nicht damit enden, dass zwischen ihm und der Burg Feindschaft entsteht?«
    »Man könnte auch sagen«, hielt Ferane dagegen, »dass man in diesen von Unheil geplagten Zeiten eine Rote braucht, denn die Roten haben die meiste Erfahrung im Umgang mit Männern, die die Macht lenken können.«
    »Mit ihnen ›umgehen‹ zu können ist etwas anderes, als mit ihnen zu ›arbeiten‹«, sagte Egwene. »Man hätte den Wiedergeborenen Drachen nicht frei herumlaufen lassen dürfen, aber seit wann ist die Weiße Burg dazu da, Leute zu entführen und ihnen unseren Willen aufzuzwingen? Stehen wir nicht in dem Ruf, von allen Menschen diejenigen zu sein, die am subtilsten und vorsichtigsten sind? Rühmen wir uns nicht, andere dazu bringen zu können, sich so zu verhalten, wie sie sollten, und sie die ganze Zeit in dem Glauben zu lassen, es wäre ihre eigene Idee gewesen? Wann haben wir in der Vergangenheit Könige in Kisten gesperrt und sie wegen Ungehorsam geschlagen? Warum haben wir von allen Zeiten unter dem Licht ausgerechnet jetzt auf unsere behutsame Vorgehensweise verzichtet und sind stattdessen zu einfachen Schlägern geworden?«
    Ferane suchte sich eine Walnuss aus. Die anderen beiden Weißen teilten einen unbehaglichen Blick. »In Euren Worten liegt ein gewisser Sinn«, gestand die Sitzende schließlich ein.
    Egwene legte den Nussknacker zur Seite. »Rand al'Thor ist ein guter Mann, jedenfalls in seinem Herzen, aber er braucht Führung. In diesen Tagen hätten wir so geschickt wie noch nie zuvor vorgehen müssen. Man hätte ihn dazu bringen müssen, Aes Sedai vor allen anderen zu vertrauen, sich auf unseren Rat zu verlassen. Man hätte ihm zeigen müssen, welche Weisheit im Zuhören liegt. Stattdessen hat man ihm gezeigt, dass wir ihn wie ein ungehorsames Kind behandeln werden. Selbst wenn er das sein sollte, darf er nicht glauben, dass wir ihn so sehen. Unser Versagen ist dafür verantwortlich, dass er Aes Sedai zu Gefangenen machte, und er hat zugelassen, dass Schwestern mit seinen Asha'man den Bund eingehen mussten.«
    Ferane setzte sich steif auf. »Diese Abscheulichkeit sollte besser nicht erwähnt werden.«
    »Er hat was? «, sagte Tesan und legte entsetzt eine Hand auf die Brust. Manche Weiße schienen der Welt um sie herum nie irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. »Ferane? Habt Ihr davon gewusst?«
    Ferane schwieg.
    »Ich ... ich habe dieses Gerücht gehört«, sagte die korpulente Miyasi. »Sollte es der Wahrheit entsprechen, dann muss etwas unternommen werden.«
    »Ja«, sagte Egwene. »Leider können wir uns im Augenblick nicht auf al'Thor konzentrieren.«
    »Er ist das größte Problem auf der Welt«, sagte Tesan und beugte sich vor. »Wir müssen uns zuerst um ihn kümmern.«
    »Nein«, erwiderte Egwene. »Es gibt andere Probleme.«
    Miyasi runzelte die Stirn. »Da sich die Letzte Schlacht nähert, sehe ich keine anderen wichtigen Dinge.«
    Egwene schüttelte den Kopf. »Wenn wir uns jetzt um Rand kümmern, wären wir wie ein Bauer, der seinen Wagen betrachtet und sich darüber sorgt, dass keine Güter aufgeladen sind, die er verkaufen kann - dabei aber die Tatsache ignoriert, dass die Achse gebrochen ist. Belädt man ihn vor der Zeit, wird man nur den Wagen kaputtmachen und dann schlimmer dastehen als zuvor.«
    »Und was genau wollt Ihr damit andeuten?«, fragte Tesan.
    Egwene richtete den Blick wieder auf Ferane.
    »Ich verstehe«, sagte die Sitzende. »Ihr bezieht Euch auf die Spaltung der Weißen Burg.«
    »Kann ein gespaltener Stein ein gutes Fundament für ein Haus sein?«, fragte Egwene. »Kann ein ausgefranstes Seil ein in Panik geratenes Pferd halten? Wie können wir in unserem gegenwärtigen Zustand hoffen, den Wiedergeborenen Drachen lenken zu können?«
    »Und warum verstärkt Ihr die Spaltung dann, indem Ihr darauf beharrt, der Amyrlin-Sitz zu sein?«, sagte Ferane. »Ihr widerspricht Eurer eigenen Logik.«
    »Und auf meinen Anspruch auf den Amyrlin-Sitz zu verzichten würde die Burg heilen?«
    »Es würde helfen.«
    Egwene hob eine Braue. »Lasst uns für einen Moment annehmen, dass ich durch den Verzicht auf meinen Anspruch die Rebellen dazu überreden könnte, sich wieder der Weißen Burg anzuschließen und Elaidas Führung zu akzeptieren.« Sie hob die Braue noch ein Stück höher, um anzudeuten, für wie wahrscheinlich sie das hielt. »Würde das die Differenzen beseitigen?«
    »Ihr habt gerade

Weitere Kostenlose Bücher