Der aufziehende Sturm
geworfen.
Faile lag neben ihrem Mann, der sich im Schlaf herumwälzte. Sie betrachtete ihn in dem dunklen Raum; obwohl sie neben ihm auf der Pritsche lag, hatte sie nicht geschlafen. Sie hatte gewartet und seinen Atemzügen gelauscht. Er drehte sich auf den Rücken und murmelte etwas.
Ausgerechnet in dieser Nacht muss er unruhig schlafen!, dachte sie verärgert.
Seit ihrem Aufbruch aus Malden war eine Woche vergangen. Die Flüchtlinge hatten ein Lager - nun, mehrere Lager - in der Nähe eines Wasserweges aufgeschlagen, der direkt zur nur ein kurzes Stück entfernten Jehannahstraße führte.
In den vergangenen paar Tagen war alles glatt gelaufen, auch wenn Perrin zu dem Schluss gekommen war, dass die Asha'man noch immer zu erschöpft waren, um Wegetore zu erschaffen. Faile hatte den Abend mit ihrem Ehemann verbracht und ihn an mehrere wichtige Gründe erinnert, warum er sie überhaupt geheiratet hatte. Er war ziemlich enthusiastisch gewesen, aber da hatte ein merkwürdiger Ausdruck in seinem Blick gelegen. Kein gefährlicher Ausdruck, eher ein trauriger. Während ihrer Trennung war er ein von Geistern getriebener Mann geworden. Das konnte sie verstehen. Sie hatte selbst ein paar Geister, die sie heimsuchten. Man konnte nicht erwarten, dass alles so blieb, wie es gewesen war, und ihr war nicht entgangen, dass er sie noch immer liebte - leidenschaftlich liebte. Das reichte ihr, also machte sie sich deswegen keine Sorgen.
Aber sie plante eine Auseinandersetzung, die ihm seine Geheimnisse entlocken würde. Noch ein paar Tage würde sie damit warten. Es war nur vernünftig, einen Ehemann daran zu erinnern, dass man nicht alles friedlich hinnahm, was er so machte, aber es war auch keine gute Idee, ihn auf den Gedanken zu bringen, dass sie es nicht zu schätzen wusste, ihn zurückzuhaben.
Ganz im Gegenteil. Faile lächelte, drehte sich um und legte ihm die Hand auf die behaarte Brust, schmiegte den Kopf an seine nackte Schulter. Sie liebte diese stattliche Lawine von einem Mann. Wieder mit ihm vereint zu sein war noch süßer als der Sieg ihrer Flucht von den Shaido.
Seine Augen öffneten sich, und sie seufzte. Liebe hin oder her, in dieser Nacht wollte sie, dass er schlief! Hatte sie ihn denn nicht müde genug gemacht?
Er sah sie an. Seine goldenen Augen schienen in der Dunkelheit leicht zu glühen, obwohl sie wusste, dass das nur ein Trick des Lichts war. Dann zog er sie ein Stück näher an sich heran. »Ich habe nicht mit Berelain geschlafen«, sagte er schroff. »Ganz egal, was die Gerüchte behaupten.«
Lieber, süßer, unverblümter Perrin. »Ich weiß, dass du das nicht getan hast«, sagte sie tröstend. Sie hatte die Gerüchte gehört. Buchstäblich jede Frau, mit der sie im Lager gesprochen hatte, von den Aes Sedai bis zur letzten Dienerin, hatte so getan, als würde sie krampfhaft versuchen, den Mund zu halten, während sie mit dem nächsten Atemzug diese Neuigkeit verriet. Perrin hatte eine Nacht im Zelt der Ersten von Mayene verbracht.
»Nein, wirklich«, beharrte Perrin, und ein flehender Unterton schlich sich in seine Stimme. »Ich habe es nicht getan. Faile. Bitte.«
»Ich sagte, ich glaube dir.«
»Du klangst so ... ich weiß nicht. Verdammt, Frau, du klangst eifersüchtig.«
Würde er denn niemals lernen? »Perrin«, sagte sie tonlos. »Es hat mich den größten Teil eines ganzen Jahres gekostet - ganz zu schweigen von beträchtlicher Mühe -, um dich zu verführen, und auch dann hat es nur funktioniert, weil es sich um eine Ehe drehte! Berelain hat nicht die nötige Finesse, um mit dir klarzukommen.«
Er hob die rechte Hand und kratzte sich scheinbar verwirrt am Bart. Dann lächelte er.
»Außerdem«, sagte sie und schmiegte sich enger an ihn, »hast du mir ein Versprechen gegeben. Und ich vertraue dir.«
»Also bist du nicht eifersüchtig?«
»Natürlich bin ich das«, sagte sie und schlug sich gegen die Brust. »Perrin, habe ich das nicht erklärt? Ein Ehemann muss wissen, dass seine Frau eifersüchtig ist, sonst begreift er nicht, wie viel sie für ihn übrig hat. Du bewachst das, was dir am Kostbarsten ist. Also ehrlich, wenn du mich weiter dazu bringst, diese Dinge zu erklären, dann bleiben mir überhaupt keine Geheimnisse mehr!«
Die letzte Bemerkung ließ ihn leise schnauben. »Ich bezweifle, dass so etwas überhaupt möglich ist.«
Er verstummte, und Faile schloss die Augen in der Hoffnung, dass er wieder einschlief. Draußen vor dem Zelt ertönten die gedämpften Stimmen der
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