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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lächelte innerlich. Also betrachtest du sie jetzt als »meine« Leute, statt mich nur als bedauernswerte Aufgenommene zu sehen, die man hinters Licht geführt hat? Das ist ein Fortschritt.
    »Haben wir etwa eine sitzende Amyrlin gestürzt?«, fragte sie. »Haben wir Behüter gegen Behüter gehetzt oder sind darin gescheitert, den Wiedergeborenen Drachen in Schach zu halten? Haben wir eine Amyrlin erwählt, die so machthungrig ist, dass sie den Bau ihres eigenen Palastes befohlen hat? Eine Frau, die in jeder anderen Schwester die Befürchtung geweckt hat, sie könnte die nächste sein, der man die Stola aberkennt?«
    Katerine gab darauf keine Antwort, als wäre ihr klar geworden, dass es unter ihrer Würde war, sich auf eine Debatte mit einer bloßen Novizin einzulassen. Barasine betrachtete noch immer mit weit aufgerissenen Augen die sich entfernenden Gelben. Besorgt.
    »Eigentlich hätte ich gedacht, dass die Roten nicht diejenigen sind, die Elaida in Schutz nehmen, sondern ihre schärfsten Kritiker. Denn Elaidas Erbe wird Euer Erbe sein. Vergesst das nicht.«
    Katerine sah sie wütend an, und Egwene unterdrückte ein Zusammenzucken. Vielleicht war das Letzte etwas zu direkt gewesen.
    »Ihr werdet Euch heute Abend bei der Oberin der Novizinnen melden, Kind «, informierte Katerine sie. »Und erklären, wie Ihr den Schwestern und der Amyrlin Euren Respekt versagt habt.«
    Egwene schwieg. Warum verschwendete sie ihre Zeit mit dem Versuch, Rote zu überzeugen?
    Die alte Holztür hinter ihr schnappte zu, ließ sie zusammenzucken und über die Schulter blicken. Die Wandteppiche zu beiden Seiten bewegten sich leicht und erstarrten wieder. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie beim Verlassen des Raumes die Tür einen Spalt weit aufgelassen hatte. Hatte Silviana die Unterhaltung belauscht?
    Es war keine Zeit zu weiterem Trödeln übrig. Anscheinend würde Alviarin an diesem Abend nicht kommen. Wo war sie? Sie trat um diese Zeit immer zu ihrer Strafe an, wenn Egwene gerade damit fertig war. Egwene schüttelte den Kopf, dann ging sie los. Die beiden Roten folgten ihr - sie blieben mittlerweile immer öfter an ihrer Seite, folgten ihr und beobachteten sie, ausgenommen der Zeit, in der sie die Quartiere der anderen Ajah für ihren Unterricht besuchte. Egwene versuchte sich so zu verhalten, als wären die beiden Schwestern eine Ehrengarde und nicht ihre Kerkerwächter. Sie versuchte auch ihren schmerzenden Hintern zu ignorieren.
    Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass sie ihren Krieg gegen Elaida gewann. Beim Mittagessen hatte sie gehört, wie die Novizinnen darüber klatschten, dass Elaida so grandios darin gescheitert war, für Rands Gefangenschaft zu sorgen. Der Vorfall lag nun mehrere Monate in der Vergangenheit und hatte geheim bleiben sollen. Dann war da das Gerücht, dass Asha'man Schwestern den Bund aufzwangen, die ausgeschickt worden waren, um sie zu vernichten. Eine weitere von Elaidas Missionen, die nicht publik hatte werden sollen. Egwene hatte dafür gesorgt, dass diese fehlgeschlagenen Unternehmungen frisch im Gedächtnis der Bewohnerinnen der Burg blieben, genau wie Elaidas unerhörte Behandlung von Shemerin.
    Worüber Novizinnen klatschten, hörten auch Aes Sedai. Ja, sie gewann. Aber langsam verlor sie die Zufriedenheit, die sie einst über diesen Sieg verspürt hatte. Wer hätte sich darüber freuen können, mit ansehen zu müssen, dass sich die Aes Sedai wie ein uralter Wandteppich auflösten? Wer hätte sich darüber freuen können, dass Tar Valon, die größte aller großen Städte, im Müll erstickte? So sehr sie Elaida auch verabscheuen mochte, sie konnte nicht darüber jubeln, eine Amyrlin erleben zu müssen, die mit einer derartigen Inkompetenz führte.
    Und heute Abend würde sie Elaida persönlich gegenübertreten. Sie ging langsam durch die Gänge, um nicht zu früh einzutreffen. Wie sollte sie bei dem Essen vorgehen? Während ihrer neun Tage in der Burg hatte sie Elaida nicht einmal aus der Ferne zu sehen bekommen. Die Frau zu bedienen würde gefährlich sein. Wenn sie sie nur einmal zu oft beleidigte, schickte man sie vielleicht zu ihrer Hinrichtung. Aber sie konnte einfach nicht nachgeben und kriechen. Sie würde sich vor dieser Frau nicht verbeugen, und sollte es sie das Leben kosten.
    Egwene bog um eine Ecke und blieb wie angewurzelt stehen, geriet beinahe ins Stolpern. Der Gang endete abrupt vor einer Mauer mit einem hellen Wandbild aus Fliesen. Die Darstellung zeigte eine Amyrlin auf einem

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