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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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in Cairhien zu besuchen, als die Shaido angriffen. Es hatte nicht viel gefehlt, und sie hätten ihm seinen Willen vollständig herausgeprügelt. Vielleicht hätte er die Wagen inspizieren sollen, aber bei dem heimgesuchten Ausdruck in seinen Augen war sich Perrin nicht sicher, wie weit er sich darauf verlassen konnte, dass der Mann die Arbeit vernünftig erledigte. Aber er schien gut genug darin zu sein, Dinge zu reparieren, wenn man ihm genaue Anweisungen gab.
    Davon abgesehen war es nun einmal eine Tatsache, dass Perrin das Gefühl hatte, etwas zu erreichen, solange er nur in Bewegung blieb. Nicht über andere Dinge nachdachte. Wagen waren einfach zu reparieren. Sie waren nicht wie Menschen, nicht einmal annähernd.
    Er drehte sich um und ließ die Blicke über das leere Lager schweifen, in dem überall Feuergruben und weggeworfene Lumpen ins Auge fielen. Faile kehrte gerade in die Stadt zurück; sie hatte mit einigen ihrer Anhänger die Gegend erkundet. Sie war atemberaubend. Wunderschön. Die Schönheit lag nicht nur in ihrem Gesicht oder ihrer schlanken Gestalt, sie lag auch darin begründet, wie mühelos sie Leute führte und wie schnell sie stets wusste, was zu tun war. Sie war auf eine Weise klug, die nie seine Art gewesen war.
    Er war nicht dumm; er dachte einfach nur gern länger über die Dinge nach. Aber er hatte nie gut mit Leuten umgehen können, nicht so wie Mat oder Rand. Faile hatte ihm gezeigt, dass er gar nicht mit Leuten umgehen können musste, auch nicht mit Frauen, solange er nur eine Person dazu bringen konnte, ihn zu verstehen. Er musste nicht gut darin sein, mit anderen sprechen zu können, solange er nur mit ihr sprechen konnte.
    Aber jetzt fand er einfach nicht mehr die richtigen Worte. Natürlich sorgte er sich wegen dem, was ihr in ihrer Gefangenschaft möglicherweise zugestoßen war, aber es störte ihn nicht. Sicher, es machte ihn wütend, aber davon war ja nichts ihre Schuld. Um zu Überleben, tat man eben das, was man tun musste. Er respektierte sie für ihre Stärke.
    Beim Licht!, dachte er. Ich denke ja schon wieder nach. Ich muss weiterarbeiten. »Der Nächste!«, brüllte er und bückte sich, um mit der Wageninspektion weiterzumachen.
    »Hätte ich nur Euer Gesicht gesehen, mein Junge«, sagte eine fröhliche Stimme, »hätte ich angenommen, dass wir diese Schlacht verloren haben!«
    Perrin drehte sich überrascht um. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sich Tam al'Thor zu jenen gesellt hatte, die mit ihm sprechen wollten. Die Menge war kleiner geworden, aber es waren immer noch ein paar Boten und Gefolgsleute da. Der stämmige Schafhirte stand ganz hinten und stützte sich auf seinen langen Stab, während er wartete. Sein Haar war völlig grau geworden. Perrin konnte sich an eine Zeit erinnern, da war es noch schwarz gewesen. Damals, als er noch ein Junge gewesen war, bevor er Hammer oder Schmiedeofen kennengelernt hatte.
    Unwillkürlich griff er nach dem Hammer an seiner Seite. Er hatte ihn einer Axt vorgezogen. Es war die richtige Entscheidung gewesen, trotzdem hatte er bei der Schlacht um Malden die Kontrolle über sich verloren. War es das, was ihm so zu schaffen machte?
    Oder wie sehr er doch das Töten genossen hatte?
    »Was braucht Ihr, Tam?«
    »Ich will nur Bericht erstatten, mein Lord«, sagte Tam. »Die Männer von den Zwei Flüssen sind marschbereit, jeder Mann trägt zwei Zelte, nur für den Fall. Wegen der Spaltwurzel konnten wir kein Wasser aus der Stadt nehmen, also schickte ich einige Jungs zum Aquädukt, um dort ein paar Fässer zu füllen. Wir könnten einen Wagen brauchen, um sie zu holen.«
    »Selbstverständlich.« Perrin lächelte. Endlich tat einmal jemand das, was getan werden musste, ohne vorher fragen zu müssen! »Richtet den Männern von den Zwei Flüssen aus, dass ich sie so schnell wie möglich wieder nach Hause schicken möchte. In dem Augenblick, in dem Grady und Neald wieder stark genug sind, um ein Wegetor zu erschaffen. Das könnte allerdings noch eine Weile dauern.«
    »Das wissen sie zu schätzen, mein Lord«, sagte Tam. Es kam einem so merkwürdig vor, wenn er einen Titel benutzte. »Aber könnte ich Euch kurz unter vier Augen sprechen?«
    Perrin nickte. Lyncon kam - sein Humpeln war unverkennbar -, um sich um den Wagen zu kümmern. Perrin entfernte sich zusammen mit Tam von der wartenden Gruppe, begab sich in den Schatten von Maldens Stadtmauer. Auf dem Fundament der massiven Steinblöcke wucherte grünes Moos; es war irgendwie seltsam,

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