Der Augenblick des Magiers
Kräfte wollte er nicht, daß man sich womöglich offiziell gegen ihn verbündete. Es wäre viel besser, sie sich zu Freunden anstatt zu Feinden zu machen. Jedenfalls die Mehrheit von ihnen.
»Ich bin aus einem fernen Land hierhergekommen, aus einem Land, das weiter weg liegt und fremdartiger ist, als ihr es euch vorstellen könnt.«
»Das hast du schon einmal behauptet.« Domurmur war zu einer Art inoffiziellem Sprecher der Opposition gegen Markus geworden. »Alles, was du behauptest, läßt sich nur sehr schwer glauben.«
»Und doch wird ein Großteil davon durch meine Anwesenheit bewiesen, nicht wahr?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Newmadeen und putzte dabei beiläufig ihre Barthaare. Eines ihrer langen Ohren war in der Mitte nach vorne abgeknickt, was unter Häsinnen als Zeichen der Schönheit galt.
Markus wandte sich kurz ab und hustete. Er mußte gar nicht husten, wollte aber vermeiden, daß sie seinen Gesichtsausdruck bemerkten. Er mochte es nicht, wenn man ihn einen Lügner schimpfte. Er beruhigte sich wieder und drehte sich erneut zu ihnen um. Er antwortete Newmadeen nicht, doch würde er sich die Häsin einprägen. O ja, er würde sich an sie erinnern. Markus der Unvermeidliche vergaß nie einen Freund.
»Weshalb nicht?«
Cascuyom der Heuler meinte achselzuckend: »Es ist nichts sonderlich Einzigartiges oder Bemerkenswertes an dir. In Quasequa gibt es viele Menschen. Hier pflegen alle Arten freien Umgang miteinander. Du hättest aber auch aus irgendeinem der Nachbarländer kommen können, in denen noch mehr Menschen leben als bei uns. Daß du ein Mensch bist, beweist nicht das geringste.«
Markus trat an den Tisch und genoß den Anblick der vor ihm zurückweichenden Quorumsmitglieder. »Aber ich bin nicht irgendein Mensch! Ich bin nicht irgendeiner der gewöhnlichen Sterblichen, wie ihr sie kennt. Ich bin ein Magier - bin der Magier! Markus der Unvermeidliche! Ich verfüge über Kräfte, die ihr nicht versteht, über Fähigkeiten, die ihr nicht einmal annähernd begreifen könnt, über Talente, die ihr euch nicht einmal vorstellen könnt!«
»Ein großes Maul, unglaublich«, flüsterte Domurmur der schönen Newmadeen zu.
Trendavi räusperte sich und sprach mit sorgfältig gewählten Worten und mit - wie er hoffte - einer gewissen Neutralität. »Du mußt sehr viel von deinen Fähigkeiten halten, um hier ins Quorum zu kommen und den treuen und begabten Oplode herauszufordern, ohne erst eine Lehrzeit zu absolvieren. Vorläufig will ich dir zunächst einmal Kühnheit anstatt Ignoranz zusprechen. Ob Oplode ebenso milde ist, wird sich noch zeigen.« Er nickte dem Salamander zu, der zu seiner Rechten auf dem Beraterstuhl saß.
Rotorangegefärbte Flecken zierten, was von Oplodes Rücken zu sehen war. Er trug nur ein einziges Kleidungsstück, das einem Regenmantel glich. Es lag nicht sehr eng an. Kein Salamander konnte hautenge Kleidung tragen, weil seine natürlichen Körpersekrete den Stoff verklebt hätten.
Oplodes langer Schwanz zuckte nervös hin und her. Was er bisher über diesen Markus den Unvermeidlichen gehört hatte, hatte ihm schon nicht sonderlich gefallen. Nun, da er ihn leibhaftig vor sich sah, mochte er den Mann noch weniger.
Dennoch hatte er sich still verhalten, weil das Protokoll dies verlangte. Nicht daß man seine persönliche Meinung als Beweis hätte gelten lassen. Die Wahl des Hauptberaters des Quorums war eine rein sachliche Entscheidung. Er würde schon noch an die Reihe kommen. Also saß er stumm da und ignorierte die Diskussion, so gut er konnte, während er versuchte, das Zucken seines Schwanzes zu beherrschen.
Markus ergriff wieder das Wort. »Ich kann unglaubliche Dinge mit einer Magie vollbringen, wie ihr sie noch nie erlebt habt.«
»Immer nur Gerede!« sagte Domurmur und schlug mit einer Pfote auf die Tischplatte. Markus grinste ihn an.
»Ich habe mir schon gedacht, daß es soweit kommen würde. Ihr wollt also mehr als nur Gerede von mir.«
»Das wäre nett«, erwiderte Domurmur sarkastisch. »Wir haben schon öfter mit Bewerbern zu tun gehabt, deren Sprachgewandtheit ihr Können bei weitem überstieg.«
Einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als würde Markus der Unvermeidliche die Beherrschung verlieren. Doch seine nur mühsam verschleierte Wut konnte Domurmur nicht einschüchtern. Er war aus härterem Holz geschnitzt als seine Kollegen. , »Nun«, sagte Oplode plötzlich, der sich nicht länger zügeln konnte. »Hören wir endlich mit diesem Gerede
Weitere Kostenlose Bücher