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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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I
    »Und ich meine, daß Oplode nachgeben sollte!«
    Der Sprecher, Asmoudelle der Ameisenbär, stand vor dem schmalen Holzoval, das den Quorumtisch darstellte, und funkelte seine Kollegen zornig an. Seine Nase war feucht und glänzte, ebenso der Tisch. In Quasequa, einer Stadt, die auf zahlreichen Inseln mitten auf dem See der Tränenreichen Perlen erbaut worden war, blieb so ziemlich alles feucht. Die Inseln, die durch Dämme miteinander verbunden waren, entsandten jede einen rechtmäßig gewählten Vertreter ins Quorum, damit dieser dort ihre Interessen wahrnahm.
    An diesem Nachmittag wütete die Debatte noch heißer als die Luft draußen vor der Quorumsversammlung. Es ging um die Wahl eines Beraters in geheimwissenschaftlichen und magischen Dingen.
    Der unerwartete Herausforderer für dieses mystische Amt saß vor sich hin brütend in einem Sessel am gegenüberliegenden Ende der Quorumskammer. Zögernd sorgten einige Assistenten für sein Wohlergehen. Sie hatten Angst vor dem Neuankömmling. Das galt auch für einige andere Mitglieder der Quorumsversammlung, wenngleich keines von ihnen derlei unschickliche Furcht öffentlich eingestand.
    Zwei der Versammlungsmitglieder unterstützten den Herausforderer ganz offen, allerdings nicht aus Furcht. Kindore und Vazvek erhofften sich eine Verbesserung ihrer Position dadurch, daß sie sich der Hilfe des Neuankömmlings durch einen entsprechenden Handel versicherten. Die anderen Quorumsmitglieder betrachteten diese unverblümte Zurschaustellung des bezahlten Verrats mit Ekel.
    I Und nun schien sich Asmoudelle ihnen angeschlossen zu haben.
    Der Ameisenbär setzte sich wieder. Domurmur der Luchs erhob sich und sagte heftig: »Und ich meine, daß dieser Wanderer erst einmal beweisen muß, daß er auch wirklich kräftiger ist als bloßer Mundgeruch!« Seine Pfoten ruhten auf dem uralten Tisch, der so schwarz und glänzend aussah wie eine Flasche voll öl.
    Kindore reagierte mit einer Beleidigung, der einige Raffinesse nicht abzusprechen war, und einmal mehr löste sich die Debatte in Chaos auf. Das änderte sich erst wieder, als Trendavi stillegebietend eine Hand hob. Er stand dabei nicht auf. Die lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß es für einen Gesetzgeber nicht nötig war, auf und ab zu springen wie ein Kastenteufelchen, nur um seiner Meinung Nachdruck zu verleihen.
    Der alte Pangolin blinzelte den Tisch entlang und musterte einen Augenblick lang den Herausforderer schweigend. Dann wies er mit einem Nicken nach links.
    »Oplode der Schlaue war an die dreißig Jahre lang geheimwissenschaftlicher Hauptberater des Quorum von Quasequa. Geschickt und gut hat er ihm gedient. Die Stadt und ihre Bürger haben viel Nutzen aus seinem Rat gezogen.« Trendavi zeigte seine schuppigen Handflächen. »Wie wir alle.«
    Die Ratsmitglieder murmelten zustimmend, während Kindore und Vazvek durch ihr Schweigen auffielen. Der Neuankömmling äußerte sich nicht.
    »Es ist doch so, daß diese Person Markus«, Trendavi wies beim Sprechen auf den Gemeinten, der in seinem einsamen Sessel saß und in sich hineinlächelte wie über einen geheimen Scherz, »dem Quorum bisher nichts anderes vorgeführt hat als eine flinke Zunge.«
    Da stand der Neuankömmling auf und schritt auf den schwarzen Tisch zu. »Da ihr sie schon lobt, gestattet mir nun auch, sie zu benutzen, Freunde.« Die hoch aufragende Gestalt seines Leibwächters baute sich neben der Tür auf.
    »Darf ich näher treten?« Er lächelte einnehmend, und selbst Domurmur mußte eingestehen, daß dieser ›Markus der Unvermeidliche‹, wie er sich zu nennen beliebte, geradezu liebenswürdig sein konnte, wenn er wollte. Vor allem für einen Menschen, also einem Angehörigen einer Rasse, die nicht eben für ihre gepflegten Umgangsformen berühmt war.
    Trendavi nickte. Alle Augen richteten sich auf den Neuankömmling, als dieser näher kam.
    Markus der Unvermeidliche seinerseits spürte Feindseligkeit, Furcht, Neugier und auch einige unverhohlene Unterstützung unter den Mitgliedern des Quorums. Er würde sich darauf konzentrieren, jene zu überzeugen, die noch unentschieden zu sein schienen. Auf drei von den zehn konnte er rechnen. Die beiden, die ihn ganz offensichtlich fürchteten, konnte er ignorieren. Also mußte er mindestens zwei weitere Mitglieder auf seine Seite bringen.
    Außerdem mußte er vorsichtig taktieren, um sie nicht doch noch alle auf einmal in Panik zu versetzen. Seine Stellung in Quasequa war ungewiß, und trotz seiner

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