Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch
Nichtgleichgewichtssystem. Damit ist doch eigentlich alles erklärt, oder?
Dissipation heißt Zerstreuung, es wird Energie verstreut; Nichtgleichgewicht heißt, es ist eben nicht im Gleichgewicht mit seiner Umgebung. Das Leben muss
Energie aufnehmen und diese auch wieder abgeben können.
Ein Lebewesen ist gewissermaßen etwas, das in einem Energiestrom sitzt. Also eine Art kosmischer Durchlauferhitzer. Es bekommt Wärme von außen, verarbeitet, dissipiert sie und gibt Teile davon wieder ab - in Form von Abfällen. Kurzum: Sie haben gerade gemerkt, die Katze schleicht hier um den heißen Brei herum. Leben ist nicht einfach zu definieren.
Ei, ei, ei
Epigenetik
Also, die Epigenetik beschreibt sozusagen etwas nach der Genetik. Ich will es mal so aufbauen, ganz mechanisch: Nehmen wir einmal an, ein Lebewesen sei so etwas wie ein Motor. Der besteht aus einzelnen Teilen, die in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind und gemeinsam die Funktion des Motors überhaupt erst erzeugen. Gene sind in diesem Sinne die Einzelteile des Lebewesens, die in einer gemeinsamen Funktionsweise das Lebewesen erst zum richtigen Lebewesen machen. Und das gilt praktisch für alle Ebenen des Lebewesens. Vor allen Dingen auf der Ebene der Zellen, da gilt das ganz besonders.
Die Epigenetik beschreibt nun, wie diese einzelnen Teile, nämlich die Gene, miteinander in Wechselwirkung treten und - jetzt kommt’s, jetzt passen Sie mal auf, denn jetzt wird’s richtig interessant! Da war ich wirklich überrascht - da zeigt sich, dass äußere Einflüsse nicht auf die Gene Einfluss nehmen, also auf den Aufbau der einzelnen Teile des Motors, auf so was wie’nen Kolben,’nen Zylinder, Vergaser oder sonst irgendetwas, sondern auf die Funktionsweise der Gene untereinander.
Die äußeren Einflüsse können die Funktions- und Wirkungsweise des Motors dramatisch verändern. Sowohl die Leistungskraft als auch den dynamischen Bereich, in dem zum Beispiel so ein Motor laufen kann. Es ist nicht nur das Erbgut, also die Teile allein, sondern die Epigenetik beschreibt, was die Teile im Laufe ihres Lebens so erleben.
Aber das ist natürlich nicht die vollständige Beschreibung dessen, was die Epigenetik alles leistet, sondern nur ein kleiner Eindruck davon - aber von dem bin ich außerordentlich beeindruckt. Eieieiei.
In guten wie in schlechten Tagen
Biorhythmus
Ist das heute ein guter oder ein schlechter Tag für Sie? Oder war der gestrige vielleicht ein schlechter und der morgige wird vielleicht ein viel besserer?
Wenn Sie Gründe dafür suchen, warum der eine nun so und der andere anders war, werden Sie vielleicht auf Ihren Biorhythmus verweisen. Der soll sich ja sogar berechnen lassen, weil er wie eine Sinuskurve in festgelegten Perioden schwingt. Je nachdem, wann die nun ihren Hochpunkt hat oder die Nullachse kreuzt, soll es kritische und positive Tage geben.
Sie können also im Grunde nichts dafür, wenn Sie mal einen schlechten Tag erwischt haben, alles nur eine Frage der Kurvendiskussion. Doch Vorsicht! Bevor Sie diese Erkenntnis nun freudig in das nächste Streitgespräch in der Beziehung oder der Arbeit einfließen lassen: Sie stimmt nicht!
Natürlich sind wir rhythmische Wesen und haben Rhythmen in uns. Aber mit bio ist da nichts. Der Biorhythmus ist nur ein Mythos, nichts davon ist bewiesen. Zwar gibt es Modelle, die uns glauben machen wollen, es gebe einen körperlichen, einen emotionalen - also alles, was mit unseren Gefühlen zu tun hat - und einen geistigen Rhythmus. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass
dies Ihnen schlechte oder gute Tage bereitet, ist in etwa so groß wie die Begegnung mit einem steppenden Bären oder rockenden Mopp, obwohl es die ja Gerüchten zufolge auch geben soll, mit oder ohne Rhythmus.
Unser Leben wird vielmehr dadurch gestaltet, dass sich die Dinge um uns herum verändern. Also dass die Sonne zum Beispiel aufgeht und wieder untergeht. Wir haben einen Tag-Nacht-Rhythmus in uns drin, aber wir haben keinen Biorhythmus, der uns als besonderes Biosystem in irgendeiner Art und Weise auszeichnen würde. Gar nix.
Ob Ihr Tag gut oder schlecht wird, hängt ja nicht nur von Ihnen alleine ab, sondern auch von Ihrer Umgebung - und zwar nicht im Sinne einer natürlichen Umgebung, sondern von dem, was mit Ihnen passiert. Und manchmal ist es ja auch so, dass der heutige Tag, also Ihr Zustand heute, vom gestrigen abhängt. Da gibt es ja Tage, die ziehen sich durchaus länger hin. Das heißt, man hat einfach später
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