Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
»von da an rissen die Überraschungen nicht mehr ab: Konsalik schrieb ›mit der Sicherheit eines Glockenschlages‹ – wie die Holländer von ihm sagten – einen Bestseller nach dem anderen«.
    Partizipieren am Konsalik-Erfolg konnte zunächst vor allem der Hestia-Verlag, zu dem Konsalik dank seiner Wagner-Verehrung stieß: den Verlagsleiter lernte er während der Bayreuther Festspiele kennen. Seit 1974 ist er auch Bertelsmann-Autor, und seitdem herrscht strenger Proporz: Den Frühjahrsroman bekommen die Münchner, im Herbst dürfen die Bayreuther die Ernte einfahren. Ab 1978 wird dieser Rhythmus allerdings unterbrochen, weil Konsalik dann drei, vier Jahre lang eine große Trilogie für Bertelsmann schreiben möchte. Das Thema, kein Zweifel, wird Rußland sein, und, ohne Frage, Mediziner werden eine Rolle spielen. Denn: »Das abgebrochene Medizin-Studium, das Nicht-Arztsein ist für mich zu einem Trauma geworden. In jedem meiner Romane spielt ein Arzt oder doch zumindest ein medizinisches Problem eine Rolle.« Von Kopf bis Fuß hat Konsalik schon alle menschlichen Organe literarisch vermarktet. »Ich besitze ein Archiv mit medizinischer Fachliteratur, wie Sie es bei keinem Arzt finden. In einigen meiner Werke habe ich neue Operationsmethoden entwickelt und beschrieben, und als befreundete Mediziner das Manuskript lasen, meinten sie: ›Mensch, Heinz, laß das, das ist doch Humbug.‹ Heute gehören diese Methoden zum medizinischen Allgemeingut.«
    Ich stelle die Frage, die in einem Simmel/Heinrich/Konsalik-Interview nicht fehlen darf. »Nein, ich ärgere mich nicht über die Literaturkritiker. Im Gegenteil, wenn beispielsweise in der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹ eine positive Rezension erschiene, wäre das für mich ein Alarmzeichen. Ich würde mich fragen: Was hast du falsch gemacht?«
    Bisher scheint er alles richtig gemacht zu haben, denn positive Kritiken in ernstzunehmenden Blättern gibt es kaum. »Maßgeblich ist, daß der Leser mitgeht. Und er geht mit.« Warum? »Ich schreibe die Sprache des Volkes, ich liefere keine konstruierten Geschichten, keine Kunstgestalten.« Das trifft auf so ziemlich alle der deutschen Unterhaltungsschriftsteller, der Voll-aus-dem-Leben-Greifer und Klischee-Künstler zu, aber die meisten können von Millionenauflagen nur träumen, und auch Konsaliks weitere Rezepte – ›Selbstdisziplin und Fleiß‹ – sind keine unbekannten Weisheiten. Das lang gesuchte und häufig debattierte Erfolgsgeheimnis der Auflagenmillionäre ist leider auch im Siebengebirge nicht zu ergründen. Wir müssen uns bescheiden mit einem Blick in die Werkstatt des Meisters: Konsalik schreibt nur, wenn ihn die ›Intuition‹ packt. Dann aber exzessiv: »Mit vier Durchschlägen direkt in die Maschine, bei absoluter Ruhe, abgeschirmt von allen äußeren Einflüssen.« Kommt er danach aus seiner Klause zurück ins Wohnhaus, ist er total erschöpft. »Dann sitze ich oft erst eine halbe Stunde wie ein nasser Sack auf dem Sofa, bis ich mich aus der Romanwelt wieder gelöst habe und wieder ›da‹ bin.« Ist er in der Handlung drin, kommt er schnell voran; Qualen aber bereiten die Roman-Vorbereitungen im sogenannten ›Personen-Verzeichnis‹, ein Gerüst, in das er Namen, Alter, Haarfarbe usw. der Hauptfiguren notiert. »Das ist die Zeit, in der meine Frau häufig seufzt ›Vorsicht, Papa ist ungenießbar.‹« Stolz ist er auf seine ausführlichen Recherchen: »Jeden Roman bereite ich mit außerordentlicher Akribie vor, ich lege größten Wert darauf, daß jedes Detail stimmt.«
    Ein richtiger Urlaub ist ihm bisher noch nicht gelungen. »Die längste Zeit ohne Arbeit habe ich am Lago Maggiore ausgehalten, zehn Tage, dann bin ich in den nächsten Ort gegangen und habe mir eine Schreibmaschine gekauft.«
    Jeder Konsalik-Roman erscheint grundsätzlich zuerst in einer Illustrierten (»Von den Redakteuren auf die ›Action‹ reduziert, ich laß ihnen da freie Hand«), er schreibt nur die Buchfassung. »Die Vorabdrucke sind eine gute Werbung, und meine Leser wissen, daß sie in der Illustrierten nicht den vollständigen Inhalt des Romans geboten bekommen, und kaufen später auch das Buch.«
    Sein Arbeitstag endet meist erst gegen Mitternacht, mit der Bett-Lektüre diverser Zeitschriften (allein 15 medizinische Fachblätter hat er abonniert).
    Die – ›massenhafte‹ – Leserpost erledigt großenteils seine Frau. »Allein ist das nicht zu schaffen. Aber jede Zuschrift wird beantwortet.«
    Frau Konsalik

Weitere Kostenlose Bücher