Der Autor und sein Werk
Germanentreue‹, das in ihm sei. Sein Honorar beginnt nach wie vor bei 10, steigt auf 12 und endet bei 15 % – je nach Auflage.
Erträge, die aus den Abschlüssen mit Buchgemeinschaften fließen, teilt er 50 : 50, Vorabdrucke werden mit 60 : 40 zu seinen Gunsten abgerechnet. Vorschüsse ›finden nur im üblichen Rahmen statt‹. Gezahlt wird bei Ablieferung des Exposés und in drei weiteren Raten.
An diesen Absprachen hat er seit Jahr und Tag nicht gerüttelt: »Warum auch? Mir geht es gut, und das genügt mir. 63 % meiner Einnahmen gehen ans Finanzamt, warum also sollte ich feilschen?«
Das Gutgehen findet auf jenem Weitblick-Hügel in Ägidienberg im Siebengebirge statt, von dem er selbst sagt, daß er sagenumwoben sei, vom dem seine Nachbarn jedoch als dem ›Konsalik-Hügel‹ sprechen. Mittlerweile stehen auf dem Grund drei Bungalows – einer fürs Schreiben, einer als Schwimm- und Sporthalle, einer zum Wohnen. Dazu kommen ein Rosengarten sowie Stallungen für Pferde (2).
Die Geschäfte daheim führt Frau Elsbeth. Was auch nicht anders geht: Er selbst sitzt 15 Stunden pro Tag an der Maschine, bis er ›wie ein nasser Sack‹ seiner Familie vor die Füße fällt. Aber er beklagt nichts: »Dat muß alles aus mir raus.«
Was aus ihm heraus und aufs Papier kommt, wird mit vier Durchschlägen geschrieben und hernach keines Blickes mehr gewürdigt. Er gibt es so an den Verlag, wie es aus ihm herauskommt, ohne einen Buchstaben zu verbessern: »Es sitzt in meinem Kopf.«
Daß er Schreibe-Neger beschäftigt, hat man ihm angesichts seiner Produktivität immer wieder unterstellt. Er gibt zu, den Versuch unternommen zu haben, »aber nach der Hälfte habe ich den Kerl rausgeschmissen«.
Heute ist genau eingeteilt, wer was von ihm bekommt. Die Hardcovers gehen, wie erwähnt, an Hestia und Bertelsmann. Die Romane, die zuerst im ›Goldenen Blatt‹ von Gustav Lübbe erscheinen, kommen hernach als Bastei-Lübbe-Taschenbücher heraus. Fortsetzungsromane für ›Bild‹ werden anschließend bei Heyne verwertet. ›Reguläre‹ Taschenbücher gingen bisher ebenfalls an Heyne, nunmehr jedoch vorwiegend an Goldmann.
Er ist stolz darauf, daß er weiß, wie sein Leser ›denkt und fühlt‹, daß seine Bücher mehr gekauft werden als die des Nobelpreisträgers Heinrich Böll. Es geniert ihn auch nicht, daß er Ereignisse oder Gestalten, Wendungen oder Hintergründe, die seine Verlage in aller Welt für besonders verkaufsträchtig halten, auf Wunsch in die Handlung einflicht. »Warum denn nicht?«, fragt er.
Die Themen, die er sich heute sucht, machen nicht mehr an der russischen Grenze halt. Flugzeugentführung und Geiselnahme, Kalter Krieg und verblassendes Wirtschaftswunder – Konsalik hat die Gedanken immer im Wind, wenn er, umgeben von allerlei Nachschlagewerken und sonstigen Materialien, die ihm exakte Ortsbeschreibungen liefern, auf die Tasten seiner mechanischen Schreibmaschine schlägt (die elektrische, die er von der Familie zu Weihnachten bekam, hat er schnellstens wieder weggestellt).
Ob es ihn wurmt, daß ihn etablierte Kritiker nicht ebenso wie seine Leser lieben? »Nein, ich schreibe nur für meine Leser, ich bin Volksschriftsteller.« Überdies hat er Trost von seinem Freund Gustl Kernmayr erfahren: »Wenn dir jemand sagt, du wärst ein Trivial-Schriftsteller, wirf dich in die Brust und sage: ›Gott sei Dank‹!«.
(›Buchreport‹ Nr. 43/1978)
GUNAR ORTLEPP
Urwaldgöttin darf nicht weinen
Zwei Jahrzehnte ist es her, daß er mit seinem ersten Best- und bis heute besten Longseller vom braven Lagerarzt (gegenwärtige Auflage: zwei Millionen) das Leservolk erstmals zu Tränen rührte. Seitdem hat der Kölner Konsalik, mittlerweile 55, noch manches bewegende Epos auf Mütterchen Rußland und den deutschen Herrn Doktor, mal auf diesen, mal auf jenes, oft auf beide gemeinsam, verfaßt.
Denn zur ›ostischen Seele‹, gesteht der Autor, der eigentlich Heinz Günther heißt und unter dem Mädchennamen seiner Mutter schreibt, fühle er sich mit Macht hingezogen; in den Weiten des Ostens, ob in Krieg oder Frieden, weiß er sich literarisch daheim.
So hat er, eingedenk seiner eigenen Fronterlebnisse als Mann von der Propagandatruppe (schwere Armverwundung bei Smolensk), noch einmal ›Das Herz der 6. Armee‹ schlagen lassen und im Roman ›Die Rollbahn‹ das Schicksalslied vom armen Landser damals vor Orscha und Witebsk angestimmt: »Wahnsinn … alles, alles Wahnsinn!«
Den ›Himmel über Kasakstan‹
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