Der Autor und sein Werk
hat er beschworen, Rußlands geheimnisvolle Schönheit in ›Ninotschka‹ und ›Natascha‹ besungen, von den ›Verdammten der Taiga‹ und ›Liebesnächten in der Taiga‹, von ›Liebe in St. Petersburg‹, ›Liebe am Don‹ und ›Kosakenliebe‹ gekündet, auch Fiktiv-Historisches etwa über Rasputins Kind (›Die Tochter des Teufels‹) hervorgebracht.
Und da er früher selbst etwas Medizin studiert hat und nun ›das Nicht-Arztsein fast wie ein Trauma‹ empfindet, preist er in vielen seiner Bücher immer wieder auch jene hippokratisch streng vereidigten Heiler und Helfer in Weiß, die sich unermüdlich, sei es im deutschen Land (›Privatklinik‹, ›Diagnose Krebs‹, ›Das geschenkte Gesicht‹) oder fern der Heimat unter Leprakranken im burmesischen Dschungel (›Engel der Vergessenen‹), im Geiste Sauerbruchs und Albert Schweitzers für die Menschheit aufopfern.
»Wir müssen uns«, heißt es bereits im (anschließend mit O.E. Hasse erfolgreich verfilmten) ›Arzt von Stalingrad‹, »nicht unterkriegen lassen wie die Tausende, die verzweifeln, wenn die russischen Nächte kommen. Wir sind Ärzte … Wir müssen ein Beispiel sein, Werner, ein Abbild dessen, was jeder gern sein möchte.«
An solchen Ab- und Vorbildern können sich Konsaliks Leser jetzt schon in 68 (achtundsechzig) Werken, allesamt vorabgedruckt in Illustrierten wie ›Quick‹ oder der ›Bunten‹ und ›Neuen‹, ein Beispiel nehmen, und zwar keineswegs nur an Ärzten – schließlich umfaßt Konsaliks Welt ja weit mehr noch als Taiga und OP.
Er hat der tapferen deutschen Flüchtlingsfamilien (›Aus dem Nichts ein neues Leben‹) gedacht, in der Geschichte vom Parcours-Reiter Horst Hartung und seiner Stute Laska ›Des Sieges bittere Tränen‹ beklagt, dazu Ehelich-Heiteres (›Bittersüßes 7. Jahr‹) und Exotisch-Abenteuerliches (›Im Tal der bittersüßen Träume‹) zum besten gegeben und mitunter schon im Titel den moralischen Imperativ des Sich-nicht-Unterkriegen-lassens paraphrasiert: ›Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen‹. Oft genug schrieb er dabei exakt im Rhythmus des Zeitgeschehens, in Konkurrenz mit der Aktualität – der hochmodernen Themen von Flugzeugentführung und Geiselnahme hat er sich ebenso angenommen wie des Sechs-Tage-Kriegs der Israelis (›Liebe auf heißem Sand‹) oder der CSSR-Besetzung (›Bluthochzeit in Prag‹).
Als sich vor Jahren der Schweifstern Kohoutek unserem Planeten näherte, schickte ihn Konsalik in einem eilends für ›Bild‹ verfaßten Fortsetzungsroman (›Ein Komet fällt vom Himmel‹) sogleich auf Kollisionskurs mit der Erde. Und bevor noch 1972 die blutige Olympiade von München stattfand, hatte er bereits, siehe ›Die Drohung‹, eine belletristische Variante der Katastrophe durchgespielt.
Doch welcher Problematik er sich bisher auch zuwandte, welche Nornenfäden er auch knüpfte, seine Leser haben es ihm stets willig abgekauft. In 16 Sprachen und einer Weltauflage von 22 Millionen Exemplaren, Hardcovers und Taschenbücher zusammengerechnet, sind seine Werke verbreitet, zirka 17 Millionen davon dienen Deutsch-Lesern zur Erbauung – Böll, zum Vergleich, hat eine Gesamtauflage von neun Millionen.
Konsalik ist folglich ein Autor, der sich, als Lohn für harte Schreibarbeit, ein wohlsituiertes Leben leisten kann. Mit Ehefrau Elsbeth residiert er auf dem von Nachbarn so genannten ›Konsalik-Hügel‹ in Ägidienberg im Siebengebirge, zu seinem Besitztum gehören drei Bungalows mit Rosengarten, Schwimm- und Grillhalle sowie Stallungen für die Pferde seiner erwachsenen Töchter Dagmar und Almut, die als Redakteurin im Verlagshaus Bastei-Lübbe Sprechblasen für Comics füllt. Er sammelt Ikonen und Buddhas, liebt Wagner und Tschaikowsky und fährt alljährlich nach Bayreuth.
Konsalik, kein Zweifel, ist aber auch eine literarische Macht, an Publikumswirksamkeit einem Simmel vergleichbar, an Produktivität ihm weit überlegen. Mindestens zwei, drei Romane stößt er im Jahr aus, und er beschäftigt nicht einen, auch nicht zwei, sondern gleich sieben Verleger: Hestia in Bayreuth und Bertelsmann in München werfen abwechselnd die Leinen-Konsaliks auf den Markt, Heyne folgt mit den Taschenbuch-Ausgaben, auch Goldmann, Lichtenberg, Lübbe und Schneekluth sind mit im lukrativen Konsalik-Geschäft.
Und trotzdem hat er ein noch schwereres Los als sein österreichischer Kollege. Denn einen Simmel nehmen die Intellektuellen von der deutschen Literaturkritik wenigstens als
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