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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Wahrheit entspricht und sie in diese Richtung gefahren sind, kann es sein, daß wir hier ihre Nachkommen vor uns haben.«
    »Es ist kaum zu glauben, welch kurze Strecke doch zwischen uns und der Barbarei liegt«, erwiderte Sklar Hast. »Und doch haben sie Kupfer – und wir nicht.«
    »Wie kommt das?« fragte Rubal Gallager. »Wo haben sie es her?«
    Niemand antwortete, aber alles sah über die dunkle Wasserfläche zu den Plattformen hinüber, die sich jetzt vor dem Hintergrund des Himmels abhoben.
    Mit dem Sonnenuntergang und dem Aufkommen der Himmelskonstellationen erstarb auch der Wind. Erneut geriet die Flottille in Bewegung und hielt sich ostwärts. Das Meer war ruhig und ebenmäßig. Die ganze Nacht hindurch wechselten die Ruderer sich ab. Während die einen schliefen, arbeiteten die anderen, bis schließlich der erste Sonnenstrahl das Flüstern des Westwindes mit sich brachte. Die Segel wurden gesetzt, und die Boote glitten über die hellglänzende, leere See ins Morgengrauen hinein.
    Der zweite Tag unterschied sich in nichts vom ersten. Am Nachmittag fiel ein kleiner Regenschauer, der es den Auswanderern ermöglichte, ihre Frischwasservorräte zu ergänzen. Die Hochstapler erbeuteten verschiedene eßbare Fische, und die ausgezeichnete Verpflegungslage führte dazu, daß bald eine lustige Stimmung auf den Booten herrschte und man hier und da sogar Gesang und hin und her fliegende Scherzworte auffangen konnte.
    Am Morgen des dritten Tages wurde ein kleiner Krakon gesichtet. Er kam aus dem Norden, schwamm seinen üblichen Bruststil und verharrte etwa hundert Meter von der Flottille entfernt, um sie zu beobachten. Er bewegte seine Schaufeln, kam näher, und dann – als wolle er die Ruderer erschrecken – tauchte er übergangslos unter. Kurz darauf meldeten einige Hochstapler, die durch Wasserkisten in die Tiefe blickten, daß er unter ihnen herschwamm; ein mächtiger, sich windender Schatten. Einen halben Kilometer von den Booten entfernt tauchte er im Süden wieder an die Oberfläche, trieb reglos dahin und verschwand dann erneut.
    Gegen Ende des vierten Tages entdeckte man geradeaus eine Reihe von Plattformen, die ebenso dichtbewachsen und schön waren wie jene, die man verlassen hatte. Es waren allerdings höchstens halb so viele. Die Auswanderer begannen hingerissen zu murmeln. Sklar Hast erhob sich und gab den anderen das Konferenzzeichen. Langsam begannen die einzelnen Boote sich zu sammeln. Schließlich waren sie einander so nahe, daß sie wie ein riesengroßes, auf dem Wasser treibendes Floß wirkten.
    »Abgesehen von den Plattformen der Wilden sind dies die ersten, auf die wir stoßen«, sagte Sklar Hast. »Wir bewegen uns nur langsam vorwärts. König Krakon kann dreimal so schnell schwimmen, wie wir rudern können. Er könnte in eineinhalb Tagen – vorausgesetzt, er weiß, wo wir sind – diese Inseln erreichen. Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns hier noch nicht niederlassen, sondern weiterrudern, bis wir eine andere Pflanzenansammlung gefunden haben.«
    Enttäuschtes Gemurmel wurde hörbar, denn diese Plattformen erschienen den Leuten in ihrer schwarzen, grünen, orangefarbenen und goldenen Vegetation nach vier Tagen auf dem Ozean wie die Vision eines Paradieses.
    Es kam eine Diskussion in Gang, die das Für und Wider einer Landung abwägte, und manche der Auswanderer meinten brummend, König Krakon würde wohl kaum auf die Idee kommen, dermaßen weit in den Ozean hinauszuschwimmen. Dazu sei er weder neugierig noch wuterfüllt genug. Phyral Berwick stand Sklar Hast bei, und das gleiche taten die meisten der Sippenältesten oder Zunftmeister. Schließlich ließ man die Plattformen mit einigen bedauernden Seufzern hinter sich. Erneut bewegte sich die Flottille in die offene See hinaus.
    Gegen Mittag des sechsten Tages wurde erneut eine Reihe von Plattformen gesichtet, und jedem wurde klar, daß man dort die Zelte aufschlagen würde. Als man die erste Plattform passiert hatte, breitete sich unter den Auswanderern Freude aus, denn man stellte fest, daß die neue Heimat ebenso ausgedehnt und weiträumig war wie die alte. Was die Anzahl der Plattformen anbetraf, so war sie noch größer als die in der alten Heimat. Überall wurden kleine Blättchen ausgemacht, auf denen sich ganze Familien nach ihrem eigenen Willen und Geschmack einrichten konnten.
    Die Flottille lief eine große Plattform im Zentrum der Ansammlung an. Es war offensichtlich, daß hier niemand lebte, nicht einmal Wilde. Die Boote

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