0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
Zu erkennen an den vier Wänden des Zimmers und auch an der Decke. Sie waren einmal weiß gestrichen gewesen, hatten aber nun eine andere Farbe angenommen.
Bläulich…
Das war nicht alles. Die Wände, sonst starr, waren in Bewegung geraten. Sie glitten von verschiedenen Seiten aufeinander zu, und auch die Decke machte nicht halt.
Sie drückte von oben. So wurde von fünf Seiten der Raum verkleinert, die Luft komprimiert. Die Einrichtungsgegenstände hätten längst fallen müssen, weil sie schon von den Wänden berührt worden waren.
Das war nicht der Fall.
Auf geheimnisvolle und auch unheimliche Art und Weise nahmen die sich bewegenden Wände überhaupt keine Kenntnis von diesen Sachen. Sie huschten hindurch.
Es war so, als wollten sie sich nur auf einen bestimmten Punkt konzentrieren.
Der war ich!
Aber ich merkte nichts davon. Der Schlaf hatte mich übermannt, mich fertiggemacht und in sein dunkles Reich gezogen. Vielleicht war es den feindlichen Kräften auch gelungen, mich in diesen tiefen Schacht zu reißen, aus dem ich nicht mehr entwischen konnte.
Niemand befand sich in der Nähe, um mir zu helfen. Suko hielt sich nicht in seiner Wohnung auf. Er war noch zu einem Händler gegangen, um sich seinen, in einem Preisausschreiben gewonnenen BMW 535i anzuschauen. Ich war vom Büro aus nach Hause gefahren und hatte noch in einem Pub zwei Pils getrunken.
Ich schlief und träumte.
Es war ein Traum, der mir überhaupt nicht gefallen wollte. Steine spielten darin eine Rolle. Blaue Steine, für Menschen sehr gefährliche, die sie einkesselten und umspannten wie Tücher. Sie waren für drei junge Männer zu einem Gefängnis geworden und das nur, weil sie einem Schönling in einem Blumen-Geschäft im Wege standen. [1]
Über diese Dinge waren wir praktisch an den Fall geraten, denn der Schönling hatte im Flower Shop einen Strauß gekauft, der für mich bestimmt war.
Die junge Verkäuferin namens Wendy Lakeman hatte ihn persönlich in unser Büro gebracht. Wenig später war ich den Blumen verfallen, die einen betörenden Duft ausströmten und mir Bilder vorgaukelten, von denen eines besonders abstach.
Die Gestalt des Käufers, eines Mannes, der jung und gleichzeitig engelhaft schön war. An ihm saß alles perfekt. Er sah aus wie ein Mensch, obwohl seine Haut einen bläulichen Schimmer besaß. Wir wußten mittlerweile, daß dieser Mensch aus dem längst versunkenen Kontinent Atlantis stammte und mich auf seine Todesliste ganz oben gesetzt hatte.
Er schien es zu schaffen.
Die Wände bewegten sich weiter. Möbel stellten für sie keine Hindernisse dar. Sie glitten hindurch, die tote Materie existierte nicht, für sie war die lebende wichtig.
Ich schlief mit offenem Mund. Manchmal zuckte ich auch im Schlaf zusammen. Die Träume malträtierten mich weiter. Ich sah nur Steine und dazwischen das bläuliche Engelsgesicht schimmern, das in Wirklichkeit eine Teufelsfratze war.
Der Raum verdichtete sich.
Magie und Energie waren zu Partnern geworden. Die physikalischen Gesetze wurden auf den Kopf gestellt. Selbst ich als Schlafender merkte, daß die Hitze zugenommen hatte. Schweiß bedeckte meinen Körper. Mit einer müden Bewegung und ohne daß ich es selbst merkte, hob ich die Hand und wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht. Danach fiel mein Arm wieder müde nach unten.
Ich stöhnte auf. Noch befand ich mich in einer Rückenlage, nur die Beine hielt ich ausgestreckt, wobei ich die Hacken gegen den Teppich stemmte. Dann rollte ich mich herum.
Das alles bekam ich im Unterbewußtsein mit, doch von der eigentlichen Gefahr merkte ich nichts.
Sie wurde immer schlimmer. Von Sekunde zu Sekunde verdichtete sich das tödliche Netz, während meine schweren Atemzüge zu hören waren. Ansonsten aber nichts.
Nicht einmal das Kreuz warnte. Es blieb kalt auf meiner Brust liegen. Die Falle schloß immer dichter. Es war an einer Hand abzuzählen, wann auch ich innerhalb der Steine gefangen sein würde…
***
Als Kyra Benson den Telefonhörer auf den Apparat zurücklegte, hatte sie das Gefühl, nicht mehr allein in ihrer Wohnung zu stehen.
Das allerdings täuschte. Beim heftigen Umdrehen sah sie niemanden. Nur langsam wollte sich ihr Atem beruhigen.
Was sie hinter sich hatte, das war kaum zu fassen und zu erklären.
Sie mußte darüber nachdenken, um es verarbeiten zu können, aber Kyra besaß nicht die Zeit.
Sie hatte sich einmal entschlossen, einen bestimmten Weg zu gehen, und den wollte sie nicht verlassen.
Wo der
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