Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
allen Plattformen war Apprise nicht nur die größte, sondern gehörte auch zu jenen, die man als erste bevölkert hatte. Ihr Mittelteil dehnte sich über ein Gebiet von neun Morgen aus, und ihre Lagune war mit dreißig oder vierzig kleineren Plattformen verbunden. Auf Apprise fanden auch die in ungefähr jährlichen Abständen stattfindenden Versammlungen statt, an denen in der Regel auch jene älteren Leute teilnahmen, die ihre Heimatplattform sonst selten oder nie verließen, weil sie der Meinung waren, daß König Krakon mit Reisen in Wut zu bringen war. Er ignorierte jedoch nicht nur die Weidenrutenboote der Hochstapler, sondern auch die Auslegerboote, die gelegentlich zwischen den Plattformen hin und her wechselten, aber es war auch schon vorgekommen, daß er Leute, die sich aus keinem ersichtlichen Grund auf See aufhielten, angriff. Weidenrutenboote, die Menschen zur Versammlung brachten, waren jedoch niemals belästigt worden, und es schien beinahe, als wisse König Krakon davon, daß die Menschen sich auf Apprise zu einem ganz bestimmten Grund versammelten. Manchmal beobachtete er ihre Tagungsvorbereitungen aus der Ferne. Wie er von den Versammlungen erfuhr, war allerdings ein großes Rätsel, und hin und wieder konnte man das Gerücht vernehmen, daß auf jeder Plattform möglicherweise ein Mensch lebe, der nur äußerlich ein solcher sei, innerlich jedoch ein menschgewordenes Teil König Krakons darstelle. Durch diesen Menschen, behauptete der Aberglaube weiter, erhalte König Krakon seine Informationen, deshalb wisse er über alles Bescheid.
    Drei Tage vor Beginn der Versammlung wurden von Turm zu Turm Signale gefunkt; die Nachricht von der Zerstörung Tranques verbreitete sich mit Windeseile und wurde in allen Einzelheiten weitergegeben. Gleichzeitig erfuhr man von der Anklage, die Ixon Myrex gegen Sklar Hast erhoben hatte, und erfuhr ebenso von dessen Weigerung, sich schuldig zu bekennen. Auf jeder Plattform kam es daraufhin zu intensiven Diskussionen, und hier und da sogar zu einem Streit. Da die auf den Plattformen verstreut lebenden Fürbitter und Schiedsmänner jedoch Partei gegen den Beschuldigten ergriffen, gab es zu seinen Gunsten wenig Unterstützung.
    Am Tag der Versammlung, noch bevor der Morgenhimmel Bläue zeigte, waren zwischen den einzelnen Plattformen Boote voller Menschen unterwegs. Die Überlebenden der Tranque-Katastrophe, von denen der größte Teil Zuflucht auf Thrasneck und Bickle gesucht hatte, gehörten zu denen, die als erste auf den Beinen waren, aber das gleiche galt auch für die aus dem fernen Westen kommenden Bewohner von Almack und Sciona.
    Den ganzen Morgen über fuhren die Boote zwischen den Plattformen hin und her, und kurz vor der Mittagsstunde trafen die ersten auf Apprise ein. Jede Gruppe trug das Erkennungszeichen ihrer Plattform, und jene, die es außerdem für wichtig hielten, auf ihre Zunftzugehörigkeit hinzuweisen, hatten ihre Haartracht der Tradition angepaßt, trugen Stirnplaketten oder Schärpen. Gekleidet war man jedoch einheitlich: Man trug Hemden und Dreiviertelhosen aus Leinen, das aus Pflanzenfasern gewoben wurde, Sandalen aus Läuferfischleder, zeremonielle Stulpenhandschuhe und Metallschuppen-Epauletten, die von einem halb tierischen, halb molluskenähnlichen Lebewesen stammten.
    Nach der Ankunft traf man sich in der legendären alten Apprise-Taverne, wo man sich mit verschiedenen Biersorten, Samenkuchen, Pfefferfisch und in Essig eingelegten Krabben an einer langen Tafel verköstigte. Danach verteilten die Neuankömmlinge sich auf die verschiedenen für sie errichteten Quartiere, die auf die einzelnen Zünfte abgestimmt waren.
    Im Mittelpunkt der Plattform hatte man ein großes Rednerpodium errichtet, das von zahlreichen Sitzbänken umgeben war, auf denen zunächst die Prominenz Platz nahm: Handwerksmeister, Zunftälteste, Schiedsmänner und Fürbitter. Das Rednerpult stand jedem offen, der etwas zu sagen hatte, und jeder konnte so lange reden, wie er die Unterstützung eines Großkopfeten genoß. Die ersten Redner waren brauchgemäß ältere Männer, die die Jugend ermahnten, nach Vervollkommnung zu streben, und auch an diesem Tag war es nicht anders. Eine Stunde nachdem die Sonne den Zenit erreicht hatte, betrat der erste Sprecher die Bühne; ein korpulenter alter Feuerwerker von Maudelinda, der die Versammlung in der gleichen Weise eröffnete wie schon die fünf vorhergehenden. Nachdem er bei der Prominenz um Unterstützung nachgesucht und sie

Weitere Kostenlose Bücher