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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ihr nicht einfallen wollte, beunruhigte sie, doch sie beschloss, jetzt nicht darüber zu grübeln. Sie wollte trinken, was er ihr reichte, und dann einschlafen, wie er ihr riet.
    Aber irgendetwas war nicht da – irgendwer…
    Sie schloss die Augen und hörte noch Dr. Tanios mit beruhigender Stimme sagen: «Alles in Ordnung!», dann schlief sie ein.
     
    Ein wohl bekannter Laut weckte sie, ein leises, gedämpftes Bellen. Im nächsten Augenblick war sie völlig wach.
    Bob, der Strolch! Er bellte gedämpft vor der Haustür: «Habe die ganze Nacht gebummelt und schäme mich sehr», hieß dieses Bellen, und hoffnungsvoll wiederholte er es immer wieder.
    Miss Arundell lauschte. Ja, nun lief Minnie schon die Treppe hinunter, um ihn einzulassen. Sie hörte die Haustür knarren, verworrenes Murmeln und Minnies zwecklose Vorwürfe: «Du schlimmes Hundchen, du – schlimmer Bobsy – », dann wurde die Tür zum Abstellraum geöffnet, wo Bob sein Körbchen hatte.
    Und in diesem Augenblick erinnerte sich Miss Arundell plötzlich, was sie vermisst hatte, als sie die Treppe hinuntergestürzt war. Bob! Der Lärm – der Sturz – die herbeieilenden Menschen –, das alles hätte Bob mit lautem Gekläff aus dem Abstellraum begleitet.
    Das also hatte sie so beunruhigt, ohne dass sie sich dessen bewusst geworden war! Aber jetzt war es erklärt: Bob war, nachdem er gestern Abend ins Freie gelassen worden war, die ganze Nacht nicht nachhause gekommen. Solche Abweichungen vom Weg der Tugend kamen bei ihm von Zeit zu Zeit vor, obwohl seine nachträgliche Zerknirschung nichts zu wünschen übrigließ.
    Es war in Ordnung. Aber war es wirklich in Ordnung? Was ließ sie immer noch grübeln und bohrte in ihrem Unterbewusstsein? Ihr Unfall – etwas, das mit ihrem Unfall zusammenhing.
    Ah, richtig, jemand hatte gesagt – Charles hatte gesagt –, dass sie wegen des Balls ausgeglitten sei, den der Hund auf der obersten Stufe liegen gelassen hatte. Charles hatte den Ball in der Hand gehalten und vorgewiesen… Miss Arundells Kopf glühte. In der Schulter saß ein nagender Schmerz. Der ganze Körper tat ihr weh, aber trotzdem war ihr Verstand klar und scharf. Der Schock war vorbei, und sie erinnerte sich deutlich an alles.
    Sie rief sich alle Einzelheiten des vergangenen Abends ab sechs Uhr ins Gedächtnis… Sie ging Schritt für Schritt zurück bis zu dem Augenblick, wo sie vor der obersten Stufe gestanden hatte, um die Treppe hinunterzugehen…
    Ungläubiges Entsetzen durchfuhr sie. Sie musste – musste sich irren. Man hatte manchmal nach einem Unfall solche Wahnideen. Sie versuchte angestrengt, sich an den glitschigen runden Ball unter ihrem Fuß zu erinnern – und konnte sich nicht erinnern. Statt dessen…
    «Das sind nur die Nerven», sagte sie sich. «Lächerliche Einbildung!»
    Aber ihr gesunder, untrüglicher Menschenverstand widersprach, bis ihr nichts anderes übrigblieb, als die furchtbare Wahrheit zu glauben.

4
     
    Es war Freitag. Die Verwandten waren, wie ursprünglich geplant, Mittwoch weggefahren; einer nach dem andern hatte angeboten zu bleiben, und einer nach dem andern war von Miss Arundell dankend abgewiesen worden, da sie «vollkommene Ruhe» vorzog.
    Die zwei Tage seither hatte Miss Arundell in besorgniserregender Geistesabwesenheit zugebracht. Oft hörte sie nicht, was Minnie Lawson zu ihr sagte, sondern starrte sie verständnislos an und befahl ihr kurz, es zu wiederholen.
    «Daran ist der Schock schuld», sagte Miss Lawson. Und mit dem düsteren Behagen an Unglück, das so manchen das eintönige Dasein erhellt, fügte sie hinzu: «Die Arme, davon wird sie sich wohl nie wieder ganz erholen.»
    Dr. Grainger hingegen, der Hausarzt, munterte sie energisch auf. Sie werde Ende der Woche wieder auf den Beinen sein, sagte er; eine Schande geradezu, dass sie sich nichts gebrochen habe; wie wolle ein Arzt von solchen Patientinnen leben?
    Miss Arundell blieb ihm keine Antwort schuldig – sie und Dr. Grainger trugen seit vielen Jahren ihre Scheingefechte aus. Er polterte, und sie trotzte ihm, kurz, sie unterhielten sich sehr gut miteinander.
    Aber als der alte Arzt davongestapft war, sank die alte Dame stirnrunzelnd in die Kissen zurück und grübelte – grübelte unablässig und erwiderte zerstreut Minnie Lawsons wohl gemeintes Geschwätz – fuhr plötzlich aus ihren Gedanken auf und überschüttete sie mit Gift und Galle.
    «Der arme kleine Bobsy», zwitscherte Miss Lawson, über den Hund gebeugt, für den eine Decke zu

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