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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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exotische Theresa diesen ziemlich hölzernen Pedanten heiraten wollte. Nicht weniger verwunderlich war es, dass dieser pedantische junge Mann Theresa heiraten wollte.
    Im Verlauf des Abends erkannte sie, dass sie noch immer nicht zu einem abschließenden Urteil über Dr. Donaldson gelangen konnte. Er war ausgesucht höflich, sehr förmlich und, nach ihrer Ansicht, unendlich langweilig. Miss Peabody hatte recht gehabt. «Zu unserer Zeit waren die jungen Herren von anderem Schlag…»
    Dr. Donaldson blieb nicht lange. Um zehn Uhr verabschiedete er sich. Gleich darauf erklärte Miss Arundell, dass sie zu Bett gehe. Ihre jungen Verwandten begleiteten sie ins obere Stockwerk. Alle schienen heute Abend ein wenig bedrückt zu sein. Miss Lawson blieb im Erdgeschoss und sah nach dem Rechten, ließ Bob ins Freie, schürte das Feuer, stellte das Schutzblech vor und schlug den Teppich vom Kamin zurück, damit kein Funke darauf fiel. Ein wenig außer Atem erschien sie fünf Minuten später im Schlafzimmer der alten Dame.
    «Ich glaube, ich habe nichts vergessen», sagte sie und legte die Strickwolle, den Arbeitsbeutel und einen Leihbüchereiband auf ein Tischchen. «Hoffentlich gefällt Ihnen das Buch. Das Fräulein in der Bibliothek hat es mir ausdrücklich empfohlen.»
    «Sie hat den unmöglichsten Geschmack, der mir je untergekommen ist. Nun, dafür können Sie nichts.» Freundlicher setzte sie hinzu: «Haben Sie Ihren freien Nachmittag schön verbracht?»
    Miss Lawsons Gesicht erhellte sich und wirkte fast jugendlich. «Oh, es war großartig. Wir versuchten es mit der Geisterschrift und erhielten mehrere Botschaften… Hochinteressant! Natürlich ist das nicht dasselbe wie die richtigen Séancen… Julia Tripp hatte großen Erfolg mit der automatischen Schrift. Einige Botschaften aus dem Jenseits… Julia und Isabel Tripp sind wirklich durch und durch vergeistigt.»
    «Fast zu vergeistigt zum Leben», meinte Miss Arundell. Sie hatte für die Schwestern Tripp nicht viel übrig; ihre Kleider kamen ihr lächerlich vor, ihre Rohkostdiät unsinnig und ihre Manieren geziert. Aber sie missgönnte der armen Minnie das Vergnügen nicht, das ihr diese Freundschaft offenbar verschaffte.
    Arme Minnie! Miss Arundell sah ihre Gesellschafterin halb zärtlich, halb verächtlich an. Sie hatte in ihrem Leben so viele alberne Frauenzimmer mittleren Alters um sich gehabt, und alle waren sie ebenso gutherzig, schusselig, ergeben und hirnlos gewesen.
    Minnie war heute Abend sehr aufgeregt. Ihre Augen leuchteten. Fahrig lief sie im Zimmer hin und her, ohne zu wissen, was sie tat, und begann endlich zu stammeln:
    «Ich – ich – schade, dass Sie nicht dabei waren… Ich weiß, Sie glauben nicht daran. Aber heute kam eine Botschaft – für E. A. Die Initialen waren ganz deutlich. Sie stammten von einem Mann, der vor vielen Jahren gestorben ist – einem gut aussehenden Offizier –, Isabel sah ihn ganz deutlich. Das muss der selige General Arundell gewesen sein. Und die Botschaft war so schön, voll Zärtlichkeit und Trost, und dass durch Geduld alles zu erreichen ist.»
    «Das klingt ganz und gar nicht nach Papa», meinte die alte Dame trocken.
    «Oh, unsere Angehörigen verändern sich doch so – drüben. Alles ist Liebe und Verständnis. Und dann schrieb die Planchette etwas von einem Schlüssel – ich glaube, dem Schlüssel zum Boule-Schrank – kann das stimmen?»
    «Den Schlüssel zum Boule-Schrank?», fragte Miss Arundell, plötzlich aufmerksam geworden.
    «Ja. Und da dachte ich mir, vielleicht handelt es sich um wichtige Schriften oder dergleichen. Es gibt einen beglaubigten Fall, wo eine Botschaft kam, man solle in einem bestimmten Möbelstück nachsehen, und tatsächlich wurde dort ein Testament entdeckt.»
    «In unserem Boule-Schrank war kein Testament.» Plötzlich setzte Miss Arundell hinzu: «Gehn Sie schlafen, Minnie! Sie sind müde. Ich auch. Wir werden die Schwestern Tripp mal zum Abendessen einladen.»
    «Oh, das wäre wundervoll! Gute Nacht, meine Liebe! Haben Sie alles, was Sie brauchen? Hoffentlich haben die vielen Gäste Sie nicht zu sehr ermüdet. Ich muss Ellen sagen, dass sie morgen im Salon gut lüftet und die Vorhänge aufschüttelt, damit der Rauch hinausgeht.»
    «Gute Nacht, Minnie!»
    Allein geblieben, überlegte Miss Arundell, ob diese spiritistischen Sitzungen Minnie nicht etwa schlecht bekamen; sie war so erregt und zerfahren gewesen.
    Die Sache mit dem Boule-Schrank war merkwürdig, dachte sie, während sie zu

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