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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ich weiß, wenn du mir noch ein Silberstück gibst und niemandem verrätst, daß ich dir geholfen hab'.«
    »Gib mir, was ich will, Junge, und ich nehme dich in meinen Schutz.« Das war natürlich eine Lüge, aber der Blick des Jungen war so offen, so voll Hoffnung und voll Angst vor dieser Hoffnung, daß Cade fast ein schlechtes Gewissen bekam.
    »Komm mit«, forderte Raif ihn auf. »Gehen wir zu einem Ort, wo wir ungestört reden können.« Cade folgte ihm und schüttelte den Kopf über Raifs Unbedachtsamkeit. Irgend jemand mußte sie zusammen sehen, dann würde der Junge für Cades Rache bezahlen. Raif sah offenbar keinen Ausweg mehr. Vielleicht könnte er ihn benutzen? Wieder schüttelte Cade den Kopf. Nein, der Junge war bereits tot. Natürlich könnte es eine Falle sein, aber das hielt er für unwahrscheinlich. Cade stiefelte stumm hinter Raif her.
    Raif ging schnell, er vermied jegliche Berührung mit irgend sonst jemandem auf der Straße. Er führte Cade durch ein Netz von engen Gassen und verschlungenen Pfaden. Schließlich hielt er an einer rußigen Mauer am Ende einer Sackgasse an. Rasch kletterte er darüber. Cade folgte wachsam.
    Auf der anderen Seite befanden sie sich an einem mauerumgebenen Ort, etwa zehn Fuß lang und drei breit. Raif kniete sich nieder und grub durch Müll, bis er den Eingang zu einem schmalen Gang freigelegt hatte. Die beiden tasteten sich durch den modrigen Tunnel. Cade nahm an, daß es sich um das Überbleibsel einer Kanalverbindung handelte, die in besserer Zeit ausgeschachtet worden war. Ungefähr zehn Minuten lang krochen sie durch den Schlamm und folgten mehreren Biegungen. Schließlich hielt Raif an. Plötzlich strahlte Licht.
    Es kam von der Sonne. Sie befanden sich nun in einer ziegelausgekleideten Kammer. Raif hatte einen Ziegel entfernt, um Sonnenschein hereinzulassen. Aber es stank, als verwese eine Leiche.
    »Das ist mein bestes Versteck«, erklärte Raif. Cade lächelte und dankte dem Jungen damit, denn er wußte, daß das ein Zeichen seines Vertrauens war. Noch einmal musterte er Raif. Das Gesicht des Jungen lag im Schatten, aber die dunklen Augen sahen aus, als strahlten sie ein Licht aus, ein silbernes Licht.
    »Warum haßt du die Wachsamen?« fragte Cade.
    »Wie kommst du darauf, daß ich diese Kerle hasse?« entgegnete Raif, ohne sein Erstaunen über Cades Frage verhehlen zu können.
    »Du willst mir helfen und nicht nur, weil du dir dafür etwas von mir erwartest. Du willst den Wachsamen eins auswischen.« Cade hockte sich auf die Fersen, der Junge tat es ihm gleich. »Außerdem bist du nicht dumm. Irgend jemand wird ihnen zutragen, daß wir zusammen gewesen sind. Wenn ich etwas gegen die Wachsamen unternehme, wissen sie, daß du mir etwas gesagt hast. Dann werden sie sich an dich halten.« Wieder überraschte Cade sich selbst. Warum war er so ehrlich?
    »Du kennst Abwind?« fragte Raif und spielte mit seinem Messer.
    »Ich bin hier aufgewachsen.«
    »Ja, das sieht man dir an.« Der Junge lehnte sich unbehaglich weiter zurück. »Man kann sie erkennen, die, die nicht wissen, wie's hier zugeht; aber die, die hier waren, die hier gelebt haben - es zeichnet sie. Es läßt sich nie verbergen.«
    Cade wartete schweigend.
    »Bin hier geboren«, murmelte Raif und blickte über Cades Schulter hinweg. »Vater und Mutter, beide Säufer. Haben meine Schwester voriges Jahr an eine Karawane verkauft. Vater prügelt Mutter, hat meiner Schwester Gewalt angetan. Mutter tut alles für irgendwas zu saufen. Arbeitet manchmal bei Mama Becho. Aber mein Bruder.« Raif verstummte.
    Cade verstand. Abwind hatte seine Familie zerstört, er war auf mehr als eine Weise ein Unabhängiger. Er war noch nicht geschlagen.
    »Was ist mit deinem Bruder?«
    »Altes ilsigisches Geschlecht.« Raifs Stimme war leise und tonlos. Es war kühl hier in seinem Versteck, aber Cade konnte den Schweiß des Jungen riechen. »Deshalb hab' ich mit dir geredet.« Eine Hand deutete bleich in dem seltsamen Licht. »Der Kriegerzopf, ich hab' ihn erkannt. Ich erinnere mich, was er bedeutet. Es gibt nicht mehr viele, die davon wissen.«
    »Dein Bruder.«
    »VFBF. Er wurde gern aufgenommen, wir sind eine alte Familie.« Der Junge zuckte mit den Schultern. »Er hat Vater zusammengeschlagen, als er unsere Schwester verkaufte. Er und ich sind fort von zu Haus. Mit Kämpfen hat er nichts verdient, aber wir hatten zu essen. Ich machte Botengänge. Wir haben in Abwind gearbeitet, aber mein Bruder sollte befördert werden.«

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