Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
den ganzen Körper. Ein langsames Dahinsiechen in den gleichgültigen Tod.
    Der Tod war das Herz und die Seele von Abwind.
    Cade erinnerte sich plötzlich an seine Mutter. Sie war einunddreißig gewesen, als sie starb. Sie hatte viel älter ausgesehen. Ihr einst dichtes schwarzes Haar war grau und dünn, die Haut faltig und schmutzig. Er erinnerte sich an den dumpfen Aufprall, als ihre starre Leiche in das Armengrab geworfen wurde. Es war grauenvolle Qual, all das wieder vor Augen zu haben. Seine empfindliche Nase zuckte bei den bekannten, verhaßten Gerüchen. Den Gestank von menschlichen, von der Sonne aufgewärmten Exkrementen, die beißende Mischung von Schweiß und Urin, der Pesthauch von Verwesung und Fäulnis. Die Gerüche, der Anblick, sogar die Geräusche, alles warf sich gegen ihn wie eine bewegte, verseuchte See.
    Er tauchte durch Abwind wie ein mächtiger schwarzer Hai durch Schlamm und Algen am Meeresgrund. Um ihn verstreut lagen die Überreste unappetitlicher Mahlzeiten, abgenagte Knochen und Fleischfetzen schwammen in dem schlickigen Wasser. Und überall die stummen Schreie der Verdammten.
    Schließlich gelangte er dorthin, wo alles angefangen hatte. Er stand vor einer eingefallenen Wand, vier Fuß hoch. Hier war er vor langer Zeit daheim gewesen: diese armselige Wand, die als einziges von dem Leid und dem Schrecken seiner Kindheit übriggeblieben war.
    Er schritt durch die Öffnung, wo dereinst der Eingang gewesen war. Eine Tür hatte es keine gegeben, nur eine zerschlissene Wolldecke als Vorhang. Als er in der Mitte der ehemaligen Stube stand, staunte er, wie klein sie war. Das Haus hatte nur einen Raum gehabt. Irgendwie war es ihm damals größer vorgekommen.
    »He, Mann, alles in Ordnung?« riß ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
    Es war ein Junge, nicht älter als vierzehn. Er trug wenig mehr als ein fleckiges Lendentuch. Seine Rippen hoben sich unter der Haut ab, aber er hatte kräftige Schultern und muskulöse Beine. Außer dem Lendentuch trug er nur ein gefährlich aussehendes Messer.
    »Was willst du?« fragte Cade.
    »Ich? Ich wollte bloß wissen, ob dir was fehlt«, antwortete der Junge. Cade musterte ihn jetzt. Er war ein Iisiger, dunkel, sehr dunkel. Seine schmale Brust wies mehrere Narben auf, aber er schien gesund zu sein, wenngleich unterernährt. Und er blickte Cade unerschrocken in die Augen.
    »Menschenfreundlich?« fragte Cade. »Oder suchst du was, Junge?«
    »Hab' nur gefragt.« Die Stimme des Jungen wurde hart. »Tut mir leid, daß ich dich belästigt hab'.« Er entfernte sich, aber so, daß er Cade im Auge behalten konnte.
    »Warte!« rief Cade. Er beeilte sich, den Jungen einzuholen. »Wer bist du?«
    »Was interessiert dich das?« Die Muskeln des Jungen spannten sich - noch nicht beunruhigt, aber sichtlich auf der Hut. Cade warf ihm ein Silberstück zu, das er geschickt fing.
    »Ich verkauf mich nicht, Mann!« sagte er.
    »Deinen Körper will ich gar nicht«, versicherte ihm Cade. »Ich brauche eine Auskunft.« Der Junge wirkte interessiert. Mit fleckigen Zähnen biß er auf die Münze, dann ließ er sie verschwinden.
    »Manche Information kostet mehr als andere. Was willst du wissen, Mann?«
    »Wieviel Auskunft kann ich über die Wachsamen kaufen?«
    »Shalpas Umhang!« fluchte der Junge. »Bist du so scharf darauf, umgebracht zu werden, Freund?«
    »Du trägst keine Farben, also bist du unabhängig«, stellte Cade fest. »Du mußt ziemlich schlau sein, wenn du so überlebst. Zweifellos weißt du so einiges. Ich würde es auch gern wissen.«
    »Warum?«
    »Weil sie meinen Bruder umgebracht haben!« Cade wußte, daß er hätte lügen sollen, aber er konnte den Jungen später immer noch umbringen. Er war ohnehin schon so gut wie tot. Ein Unabhängiger hatte hier nicht lange eine Chance.
    »Ich heiße Raif«, sagte der Junge. Er musterte Cade von oben bis unten. »Kannst du mit dem Schwert da umgehen?« fragte er skeptisch. Cade bückte sich nach einem kleinen Holzstück, etwa vier Zoll lang und einen halben breit. Er reichte es dem Jungen.
    »Streck es aus.« Raif tat es und hielt es mit der Rechten. Ohne eine Warnung zückte Cade sein Schwert mit der Rechten und durchtrennte das Holz in der Mitte; gleichzeitig zog seine Linke ein verstecktes Messer und warf es - alles blitzschnell. Das Messer nagelte das Zweizollstück auf den Boden. Raif starrte sprachlos auf die andere Hälfte in seiner Hand.
    »Ich komme zurecht.«
    »Mann!« Raif schüttelte den Kopf. »Ich sag' dir, was

Weitere Kostenlose Bücher