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Der Barbar aus den Highlands

Der Barbar aus den Highlands

Titel: Der Barbar aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sie.
    »Wie bitte, M’lady?«, quietschte Joan.
    So, wie Joan sie anstarrte, hatte Cecily den letzten unfreundlichen Gedanken offenbar zu laut geäußert. Sie seufzte ein weiteres Mal. Sie konnte einfach nicht aufhören, sich Beleidigungen für Sir Fergus Ogilvey auszudenken. Das Letzte, was sie brauchte, war es, dass solche Bemerkungen ihrer Cousine zu Ohren kamen. Dann hätte sie ihre letzte Chance auf deren Zuneigung verspielt.
    »Verzeihung, Joan«, sagte sie und zwang sich, angemessen zerknirscht und ein wenig verlegen zu wirken. »Als du hereinkamst, habe ich ein paar Schmähungen ausprobiert.«
    »Ihr probiert Schmähungen aus? Wozu das denn, M’lady?«
    »Nun, um sie einem Gegner an den Kopf zu werfen, wenn er mich angreift. Ich kann nicht mit einem Schwert oder einem Dolch umgehen, und ich bin viel zu klein, um mich erfolgreich zu wehren. Deshalb dachte ich, es könnte nützlich sein, einen Gegner mit scharfen Worten zu geißeln.«
    Na toll, dachte Cecily, als Joan sie behutsam dazu drängte, sich auf einen Schemel zu setzen, damit sie ihr die Haare richten konnte. Jetzt dachte Joan wohl, ihre Herrin habe den Verstand verloren. Und vielleicht war das ja auch wirklich der Fall. Es musste eine Art Wahn sein, wenn jemand jahrelang vergeblich versuchte, die Billigung und Zuneigung anderer Menschen zu erringen. Trotzdem hörte sie nicht damit auf. Wenn sie es wieder einmal nicht geschafft hatte, spornte sie das nur dazu an, sich noch stärker ins Zeug zu legen. Sie hatte das Gefühl, ihren Pflegeeltern unendlich viel zu schulden, doch es wollte ihr nie gelingen, ihre Schulden wettzumachen. Diesmal würde sie es schaffen.
    »Ach, kleine Joan, lass mich das doch machen.«
    Cecilys Laune hob sich ein wenig, als die alte Meg hereineilte. Die Frau war zwar scharfzüngig, doch Cecily hatte nie den geringsten Zweifel gehegt, dass Meg sie mochte. Ihre Verwandten verabscheuten sie und hatten sie aus dem Haus verbannt. Dass sie nun hier war, in Zeiten größter Not, war eine unerwartete Freude. Cecily erhob sich, um die große, stattliche Frau zu umarmen.
    »Wie schön, dich zu sehen, alte Meg«, sagte sie und wunderte sich nicht, dass ihre Stimme rau klang, denn sie war den Tränen nahe.
    Die Alte tätschelte ihr den Rücken. »Wo sollte ich denn sein, wenn meine kleine Cecily bald heiratet?« Sie drückte Cecily wieder auf den Schemel und lächelte Joan an. »Ich vermute, dass du noch eine Menge zu erledigen hast, Kleines. Geh nur!«
    »Hoffentlich hast du sie nicht gekränkt«, meinte Cecily, sobald Joan gegangen war und die alte Meg die Tür zugemacht hatte.
    »Nay, das arme Mädchen ist völlig abgearbeitet. Sie war gottfroh, dass ihr wenigstens eine Aufgabe abgenommen worden ist. Deine Verwandten geben sich die allergrößte Mühe, Ogilvey und seinen Tross zu beeindrucken. Offenbar wissen sie nicht, dass er nur ein Raffzahn ist, der sich für so großartig und mächtig hält, dass er wahrscheinlich sogar auf die Engel naserümpfend herabsehen würde.«
    Cecily lachte kurz, doch dann verfinsterte sich ihre Miene wieder. »Er scheint tatsächlich sehr viel von sich zu halten.«
    Die alte Meg räusperte sich und begann, Cecilys Haare kräftig zu bürsten. »Der Kerl ist so aufgeblasen, dass er kurz davor steht zu platzen. Er tut so, als ob er dir einen großen Gefallen erweist, dich zu heiraten, und dabei kommst du aus einem viel besseren Haus als dieser selbstgefällige Nichtsnutz.«
    »Er ist im Dienst des Königs zum Ritter geschlagen worden«, wandte Cecily ein, auch wenn sie im Grunde nicht die geringste Lust verspürte, ihren Verlobten zu verteidigen.
    »Der Narr ist rein zufällig in ein Schwert gestolpert, das unseren König erwischt hätte. Erst als Ogilvey einen Moment lang aufhörte, zu fluchen und zu jammern – nachdem er aus seiner Ohnmacht erwacht war, wohlgemerkt –, hat er gemerkt, dass alle dachten, er hätte es absichtlich getan. Dann besaß der verschlagene Schuft die Geistesgegenwart, den demütigen Retter unseres Herrn zu spielen, selbst wenn ihm diese Vorstellung denkbar schlecht gelungen ist.«
    »Woher weißt du das denn so genau?«
    »Weil ich dabei war! Ich habe meine Schwester besucht, und wir haben all die Lairds und den König beobachtet. Es kam zu einem albernen Streit, die Schwerter wurden gezückt, und der König lief beinahe direkt in eins hinein. Doch Ogilvey, der damit beschäftigt war, einen kleinen Flecken aus seinem Umhang zu entfernen, achtete nicht auf seine Füße und geriet

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