Der Barbar aus den Highlands
Tod der Mutter bekommen. Er hatte vorgehabt, ihr später auch den übrigen Schmuck zu geben, doch das hatte Cecily ihren Pflegeeltern gegenüber nur ein einziges Mal erwähnt, und Anabel war außer sich geraten vor Wut. Aber der Besitz der wenigen Erinnerungsstücke reichte Cecily, um den Mund zu halten, wenn sie Anabel oder ihre Töchter ein Diadem tragen sah, das einst Moira Donaldson gehört hatte.
Schließlich kümmerte sich die Frau um eine mittellose Waise, und dafür hatte sie auch eine Entschädigung verdient, mahnte sich Cecily und schob entschlossen den Ärger beiseite, über den sie nie ganz hinwegkommen konnte. Sie wandte sich wieder der alten Meg zu. In der Miene der Frau zeigte sich eine seltsame Mischung aus Sorge und Zorn. Cecily lächelte sie an und deutete auf ihr mit Schleifen geschmücktes Haar.
»Es sieht sehr hübsch aus, Meg«, sagte sie.
Meg schnaubte nur und verschränkte die Arme. »Du hast dich gar nicht richtig betrachtet, Mädchen. Du bist plötzlich ernst geworden und hast so ausgesehen, als ob du mit deinen Gedanken ganz woanders wärst. Woran hast du gedacht?«
»An ein Geheimnis, das ich sehr lange gehütet habe«, erklärte Cecily leise und trat näher zu Meg. »Erinnerst du dich noch an mein Lieblingsversteck?«
»Aye«, erwiderte die Alte ebenso leise. »Drunten im Keller, in der kleinen Kammer. Ich habe mit keinem darüber gesprochen, auch wenn ich es hätte tun sollen, denn du hättest dich dort aus Versehen einschließen können und wärst in meiner Abwesenheit von keinem gefunden worden.«
»Nun, du warst ja da, und ich habe immer gut aufgepasst. Aber bitte hör mir jetzt gut zu, denn vielleicht brauche ich deine Hilfe: Ich habe dort unten ein paar Sachen versteckt, die Mama und Papa und auch Colin sehr am Herzen lagen.« Sie lachte kläglich, als die alte Meg sie umarmte.
»Und jetzt soll ich dafür sorgen, dass sie nach deiner Hochzeit mit dir das Haus verlassen.«
»Aye.« Cecily deutete auf die Truhe, die ihre anderen Schätze barg. »Und die kleine Truhe auch.«
Die alte Meg seufzte. »Die hat dir dein Da geschenkt. Du hast dich so darüber gefreut. Sie hat ein kleines Geheimfach, in das du immer die Sachen gelegt hast, die dir besonders wichtig waren. Was hast du jetzt darin versteckt?«
»Nach Mamans Tod hat mir mein Vater ein paar ihrer Schmuckstücke gegeben. Den Rest sollte ich später bekommen, doch Anabel …« – sie überhörte Megs leise gemurrte und ziemlich derbe Meinung von Anabel – »… hat alles behalten. Sie hat gesagt, dass Mamas Schmuck und all ihre anderen schönen Sachen jetzt ihr gehören. Deshalb habe ich ihr nichts von den Schmuckstücken erzählt, die mein Vater mir geschenkt hat. Das war nicht richtig von mir, aber …«
»Es ist doch nicht falsch, wenn ein Kind an Dingen festhält, die es an seine Eltern erinnern.«
»Das sage ich mir auch immer, wenn mich mal wieder Gewissensbisse plagen.«
»Völlig grundlose Gewissensbisse!«
Cecily legte sanft einen Finger auf den Mund der Alten, um sie davon abzuhalten, in eine lange Litanei von Klagen zu verfallen, wie schlecht sie von ihren Pflegeeltern behandelt wurde. »Es spielt keine Rolle. Anabel und Edmund sind jetzt meine Familie, und ich habe sie immer schwer enttäuscht. Diesmal habe ich mir fest vorgenommen, es ihnen recht zu machen. Aber ich möchte die wenigen Dinge behalten, die ich noch von meinem Vater, meinem Bruder und meiner Mutter habe. Deshalb wollte ich dir sagen, wo ich diese Sachen versteckt habe.«
Die alte Meg nickte seufzend. »Wenn du sie nicht persönlich mitnehmen kannst, werde ich dafür sorgen, dass sie bei dir landen.«
»Danke, Meggie. Es wird mir ein großer Trost sein, sie bei mir zu haben.«
»Du willst also wirklich diesen kinnlosen Narren heiraten?«
»Aye. Es ist der Wunsch meiner Pflegeeltern, und diesmal werde ich alles tun, um sie zufriedenzustellen. Und wie gesagt – ich bin schon fast zweiundzwanzig und hatte noch keinen einzigen Freier. Ich bin noch kein einziges Mal richtig geküsst worden.« Rasch verbannte Cecily den Gedanken, von Sir Fergus geküsst zu werden, denn dabei drehte sich ihr der Magen um. »Ich möchte Kinder haben, und dafür braucht man einen Gemahl. Es wird schon gut gehen.«
Die alte Meg bedachte sie mit einem Blick, dem unschwer zu entnehmen war, was sie davon hielt, doch dann murrte sie nur leise: »Lass uns beten, dass die Kinder nicht das Kinn ihres Vaters bekommen.«
»Na ja, wenigstens siehst du vorzeigbar
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