Der Barbar aus den Highlands
wurde, aber er wusste offenbar auch, dass Artan sich wahrscheinlich weigern würde, ihm diesen Gefallen zu tun. Die Frage war nur, wie er darauf kam. Hielt er die Sache für gefährlich? Nein, das konnte nicht sein; denn der Mann wusste sehr wohl, dass nur etwas, was einem Selbstmord gleichkam, Artan dazu verleiten würde, vielleicht ein wenig zu zögern. In seinem Kopf schwirrten rasch zahllose Möglichkeiten herum. War es ungesetzlich oder einfach nur ausgesprochen mühsam? Doch dann beschloss er, dass er dieses Spielchen leid war.
»Jetzt reicht’s, Angus«, sagte er, richtete sich auf und stemmte die Hände auf die Hüften. »Warum hast du die Frau nicht persönlich hergeholt, und warum glaubst du, dass ich mich weigern werde, es zu tun?«
»Du würdest einem Mann auf seinem Sterbebett die Hilfe verweigern?«
»Jetzt raus mit der Sprache, Angus, sonst gehe ich und du wirst nie erfahren, ob ich es getan hätte oder nicht.«
»O je«, murmelte Angus. »Du wirst bestimmt Nay sagen. Cecily lebt in Dunburn in der Nähe von Kirkfalls.«
»In der Nähe von Kirkfalls? Kirkfalls?«, murrte Artan, dann begann er zu fluchen. »Das liegt doch in den Lowlands!« Artans Stimme klang leise, war jedoch mit Abscheu erfüllt.
»Nur ein paar Meilen in die Lowlands hinein.«
»Jetzt weiß ich, warum du dich nie persönlich darum gekümmert hast. Du hast die Vorstellung nicht ertragen, dorthin zu gehen. Aber mich willst du in diese elende Gegend schicken.«
»So schlimm ist es dort auch wieder nicht.«
»Du hättest mich genauso gut bitten können, nach London zu reiten. Nay, ich tue es nicht!«, erklärte Artan und schickte sich zu gehen an.
»Ich brauche einen blutsverwandten Erben!«
»Dann hättest du nicht zulassen dürfen, dass deine Schwester einen Mann aus den Lowlands heiratet. Das ist ja beinahe so schlimm, als wenn du sie mit einem Engländer hättest durchbrennen lassen. Am besten lässt du das Mädchen dort, wo es ist. Mittlerweile ist sie bestimmt völlig verdorben.«
»Warte! Du kennst noch nicht meinen ganzen Plan!«
Artan riss die Tür auf und starrte auf Malcolm, der auf dem Boden kauerte und wohl sein großes Ohr ans Schlüsselloch gepresst hatte. Der dürre, blasse junge Mann wurde noch bleicher und richtete sich auf. Er stolperte ein paar Schritte nach hinten, dann machte er sich eilig aus dem Staub. Artan seufzte. Eine solch deutliche Erinnerung an die schwere Wahl eines Erbens, vor der Angus stand, hätte er nicht gebraucht.
Doch außerdem brachte ihn seine Neugier dazu, an der Schwelle zu verharren, auch wenn ihn seine Instinkte drängten, zu gehen, und ihm deutlich zu verstehen gaben, dass er ein Narr war, wenn er sich nun anhörte, was Angus noch zu sagen hatte. In seinem Kopf flüsterte eine kleine Stimme, dass sein nächster Schritt sein Leben für immer verändern würde. Artan wünschte sich, diese Stimme hätte ihm auch gesagt, ob es eine gute Wendung sein würde. Inständig hoffend, dass es nicht eine sehr schlechte Entscheidung war, drehte er sich um und sah auf Angus.
Angus wirkte ziemlich selbstgefällig, wie Artan verdrossen feststellte. Der Alte hatte sein Opfer richtig eingeschätzt. Die Neugier war schon immer Artans Schwäche gewesen. Öfter, als ihm lieb war, hatte sie ihm Ärger und sogar mehrere Verletzungen eingehandelt. Er wünschte sich, Lucas wäre bei ihm, denn sein Bruder war der Besonnenere. Doch dann verdrängte er diesen Gedanken rasch. Er war jetzt erwachsen, er war kein tollkühnes Kind mehr, und er hatte genügend Verstand, um seine Entscheidungen mit Sorgfalt und Umsicht zu fällen.
»Was hast du denn sonst noch ausgeheckt?«, fragte er Angus.
»Nun – es ist doch ganz einfach: Ich brauche einen starken Mann, der nach meinem Tod oder wenn ich beschließe, dass es an der Zeit ist, mich zurückzuziehen, meine Nachfolge als Laird antritt. Malcolm ist es nicht, und Cecily ist es auch nicht. Aber es sollte jemand sein, in dessen Adern Blut der MacReiths fließt, je mehr, desto besser.«
»Aye, so sollte es sein.«
»Nun, auch in deinen Adern fließt das Blut der MacReiths, obgleich es stark verdünnt ist, da du von einem fernen Cousin abstammst. Doch wenn du Cecily heiratest …«
»Ich soll sie heiraten?«
»Du meine Güte, warum entsetzt dich das denn so? Auch du wirst nicht jünger, mein Lieber. Es ist höchste Zeit, dass du ans Heiraten denkst.«
»Ich habe nichts dagegen. Eines Tages werde auch ich auf Brautschau gehen.«
Angus grunzte abfällig. »Eines
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