Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
Vom Netzwerk:
Gasthaus. An seinen Sattel waren mehrere in Papier gewickelte Pakete geschnallt, und er war ziemlich zufrieden mit sich selbst.
    Chelsea mochte einen Plan entwickelt haben, doch er konnte ebenfalls planen, und sein Plan gefiel ihm viel besser.
    Chelsea hatte ihn auf die Idee gebracht, was er ihr natürlich nicht verraten würde. Sie hatte ihm zweifellos den nötigen Antrieb gegeben, diesen Plan zu ersinnen. So viel würde er ihr vielleicht irgendwann gestehen, vorzugsweise, wenn sie sich wieder geliebt hatten.
    Er sollte sein Bett mit dem Schwachkopf teilen? Nie im Leben, nicht wenn Chelsea sich im selben Gasthaus aufhielt, nur durch eine Wand von ihm getrennt.
    Verdammt, in der Stadt hatte es von durchgebrannten Paaren nur so gewimmelt, wie auch von den Verfolgern fehlgeleiteter Söhne und Töchter. Man konnte kaum mehr als zehn Schritte in jede beliebige Richtung gehen, ohne entweder auf ein dümmlich grinsendes Paar oder einen wutschnaubenden Vater mit wildem Blick und einer Pistole im umfänglichen Gürtel zu stoßen.
    Er war ziemlich sicher, Emilys Vater gesehen zu haben, es sei denn, mehr als ein Verfolger reiste mit einer kläffenden Meute braunweißer Hunde. Und als sich auf dem Gehsteig vor einem kleinen Hotel ein Mann zu ihm gesellte, der eine deprimierende Ähnlichkeit mit Jonathan hatte, wenn der Junge einmal fünfzig Jahre älter war und fünfunddreißig Kilo mehr auf die Waage brachte, hatte Beau streng darauf geachtet, außer Sichtweite zu bleiben.
    Doch niemand entsprach der Beschreibung, die Beau allen Gastwirten gegeben hatte: ein stattlicher Gentleman mit rosigem Gesicht ohne Lippen in Begleitung eines Kirchenmannes und einer schönen Frau mit beinahe weißblondem Haar, großen, herzerweichenden blauen Augen und der Wesensart einer Schlange. Er hatte auch die wappengeschmückte Kutsche bis hin zu den gelben Speichen beschrieben, mit der er Thomas durch Mayfair hatte fahren gesehen. Allerdings sah er davon ab, Flotleys stets feuchte Lippen zu erwähnen.
    Beau saß ab, schnallte die Pakete ab und tätschelte dem Pferd den Kopf, bevor er ins Gasthaus ging, um Chelsea zu suchen und ihr zu berichten, was er unternommen hatte.
    Nicht dass er ihre Zustimmung benötigte. Ihre Zustimmung wünschte. Er hatte eine Entscheidung getroffen und basta; sie hatte keine andere Wahl, als seiner Meinung zu sein.
    Hoffte er.
    Denn seit dem Augenblick, als er in seine Eingangshalle gekommen war und sie nach sieben Jahren zum ersten Mal wieder gesehen hatte, verfolgte ihn dieser nagende Gedanke in einem Winkel seines Bewusstseins. Dass man sich seiner in seiner Eigenschaft als, nun ja, als Kapitän seines eigenen Schiffs, der über sein eigenes Schicksal bestimmte, bemächtigt hatte.
    Möglich, dass er auf die Vorstellung der perfekten Rache an Thomas Mills-Beckman hereingefallen war.
    Möglich aber auch, dass er es als Ehrensache empfand, eine deutlich verzweifelte junge Frau vor einem Schicksal wie Reverend Francis Flotley zu bewahren.
    Doch in erster Linie, dessen war er ziemlich sicher, lag es an der Art, wie sie ihn Oliver nannte. Er hätte frohen Mutes jeden anderen ermordet, der das wagte, doch jedes Mal, wenn sie seinen Namen aussprach, geschah etwas Merkwürdiges, Einzigartiges in seinem Inneren.
    Sie war rechthaberisch und unberechenbar, eine Mischung aus Intelligenz und Naivität. Belastbar, verletzlich, schlagfertig und entschlossen. Neugierig, schwer geprüft, mutig bis zur Furchtlosigkeit.
    Sie wisse nicht, was Liebe ist, hatte sie ihm gesagt. Sie hatte ihn herausgefordert, das Gleiche zu sagen. Er hatte geglaubt, eine Antwort für sie zu haben. Die Antwort, die sich in seinem Gehirn eingenistet hatte, während er sich von den Peitschenhieben erholte, die ihr Bruder ihm an jenem Tag verabreicht hatte. Die gleiche Antwort, die seine Mutter als Warnung an ihn zitiert hatte, als sie seine Wunden behandelt und ihn angefleht hatte, nicht am Fieber und den Verletzungen zu sterben: „Menschen sind von Zeit zu Zeit gestorben, und Würmer haben sie gefressen, aber keiner starb aus Liebe.“
    Damals, als er vierzehn Tage lang auf dem Bauch liegen musste, weil er auf seinem misshandelten Rücken nicht liegen konnte, hatte er sich geschworen, dass er nicht aus Liebe sterben würde. Damals nicht und überhaupt niemals … weil er nie wieder lieben würde.
    Aber die Art, wie Chelsea ihn Oliver nannte, gefiel ihm doch sehr gut.

13. KAPITEL
    A ls Chelsea ziemlich ziellos durch das Labyrinth von Gängen und Zimmern im

Weitere Kostenlose Bücher