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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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unbedeutender Verluste zu erwarten haben, doch ihre Erfahrung der vergangenen Nacht entschädigte sie eindeutig dafür. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn Francis Flotley ihr die Unschuld genommen hätte, wie es sein würde, seinen Mund auf ihrem zu spüren, oder wenn seine Hände ihre intimsten Stellen erforschten, und selbst diese sehr vage Vorstellung verursachte ihr Übelkeit.
    Mit Beau war es … so vieles gewesen. Aber alles unerwartet, alles ziemlich wunderbar. Sie war ihm von Herzen dankbar, für seine Behutsamkeit, seine Freundlichkeit, sein Verständnis und seine Geduld. Besonders wenn sie bedachte, dass sie die Initiative ergriffen hatte.
    Sie war nicht wie Jonathan oder Emily. Sie hielt nicht viel von der Vorstellung, verliebt zu sein, nicht fähig, ein Leben ohne den anderen zu erwägen, immer nur an den anderen zu denken, sich albern zu benehmen, ständig schwere Seufzer auszustoßen und all diesem Schmus. Es reichte, dass sie und Beau anscheinend recht gut zueinander passten, und das allein war schon viel mehr, als die meisten Ehen in der feinen Gesellschaft ihrer Erfahrung nach zu bieten hatten.
    Und Chelsea, allein in einem Flur im Obergeschoss, lächelte. Sie mochte ihn allerdings wirklich. Sehr sogar.
    „Verzeihung, Madam.“
    Chelsea fand zurück ins Hier und Jetzt und sah den Gentleman ziemlich verständnislos an, der, eine große Reisetasche in der Hand, vor ihr stand. Es wunderte sie, dass ein so modisch gekleideter Mann in einem so abgelegenen Gasthaus abstieg.
    Sie nickte stumm, trat zur Seite und sah ihn in das Zimmer neben dem von Beau und Jonathan treten. Durch die dünnen Wände hörte sie Stimmen, zwei Männerstimmen. Weggefährten, vermutete sie, vielleicht auf der Suche nach einem weiteren durchgebrannten Pärchen. Je näher sie Schottland kamen, desto zahlreicher wurden diese.
    Und dann vergaß sie den Zwischenfall, als sie am Fuß der Treppe die Tür schlagen hörte. Sie beeilte sich nachzusehen, ob Beau zurückgekehrt war.
    Er war zurück.
    „Oliver, da bist du ja wieder“, rief sie ihm zu und stieg vorsichtig die steile, enge Treppe hinunter, über alle Maßen froh, ihn dort stehen und ihr entgegenlächeln zu sehen. Ihr Herz hüpfte, und sie musste sich beherrschen, sonst hätte sie sich ihm in die Arme geworfen oder sonst irgendetwas Albernes getan. Sie hatte nicht gewusst, dass sie so glücklich sein konnte, jemanden wiederzusehen, den sie erst vor ein paar kurzen Stunden verabschiedet hatte. Und wie gut er aussah! Der Mann würde selbst in Sack und Asche noch gut aussehen. „Wie ich sehe, hast du Pakete mitgebracht. Bitte sag, dass du Seife gefunden hast, die nicht nach Lauge riecht.“
    „Hab ich“, antwortete er und hob die verschnürten Pakete an. „Habe ich eine Belohnung verdient?“
    Sie neigte den Kopf zur Seite und machte sich Gedanken über sein Lächeln. Er schien überaus zufrieden mit sich zu sein. „Ich glaube schon. Bring diese Pakete in dein Zimmer, wo deine Kleider dich erwarten, sauber und gut gebügelt – na ja, gebügelt zumindest –, dann gehen wir nach draußen. Ich habe sehr gute Nachrichten für dich.“
    „Nachrichten? Hmm, mir scheint, ich muss meine Vorstellung von einer Belohnung wohl ändern. Ich hatte auf einen Kuss gehofft.“
    „Ach ja?“, sagte sie, als er sich an ihr vorbeidrängte, zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinaufsprang und plötzlich so jung wirkte wie Jonathan. Doch das war der bedeutendste Unterschied zwischen den beiden durchgebrannten Paaren: Jonathan war noch ein Junge. Beau war ein Mann, vom blonden Schopf bis zu den schmutzigen Stiefeln. Und sie war seit der vergangenen Nacht kein Mädchen mehr, sondern eine Frau. „Du hast auf einen Kuss gehofft? Ich auch“, fuhr sie leise fort.
    Als Beau sich umgekleidet hatte und wieder nach unten kam, stand Chelsea draußen in der Spätnachmittagssonne, froh, der Enge des Gasthauses entkommen zu sein, in dem es nach vielem roch, aber am stärksten nach Kohl, den sie verabscheute.
    „Was in drei Teufels Namen ist da oben los?“, fragte er sogleich, bot ihr den Arm und führte sie zu einem Weg, der unter die Bäume und dann wahrscheinlich in ein Gehölz oder Ähnliches führte. „Das junge Ding weint, der Schwachkopf liegt vor ihrer Tür auf den Knien und bettelt, und ein anderer Gast, eine verdammt übergriffige Frau, hat mich angehalten und gesagt, ihrer Meinung nach sollte die Polizei gerufen werden. Ich habe sie mit der Behauptung

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