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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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lebte Gerüchten zufolge jetzt gemütlich auf irgendeiner Insel vor der Südküste Amerikas.
    „Mary“ hieß Emily Leticia Somerset und war die jüngste und definitiv mitgiftlose Tochter des ortsansässigen Gutsherrn, eines rüstigen Hanswursts, der in Reitstiefeln zum Abendbrot erschien, mit seinen Lieblingsjagdhunden in einem Bett schlief und sich eindeutig weit unter dem Niveau der hohen Erwartungen bewegte, die der Baron an eine Partnerin für seinen Sohn stellte.
    Das und noch mehr erfuhr Beau unwillig im Lauf der folgenden zwei Stunden.
    Jonathan war gerade erst neunzehn geworden, der Ball, von dem er geflüchtet war, hatte zu Ehren seines Geburtstags stattgefunden. Die hochrädrige Kutsche war ein Geburtstagsgeschenk, was vielleicht erklärte, warum er sie in den Graben gelenkt hatte, denn er hatte zuvor nie etwas Gewagteres gefahren als den alten Zweispänner seines Vaters. Emily schwor, fast so alt zu sein wie er, doch Beau glaubte nicht, dass sie einen Tag älter als siebzehn war.
    Das zweite Geschenk des Harwell-Erben von seinem vernarrten Vater war eine einjährige Reise auf den Kontinent, und Jonathan sollte England in einer Woche verlassen. Jonathan und Emily hatten sich über diese Neuigkeit nicht gefreut und auf der Stelle die Flucht ergriffen. Sie waren seit Mitternacht unterwegs und hatten an Kleidern nur mitgenommen, was sie am Leibe trugen. Zusammen verfügten sie über sechs Pfund vier Pence an Bargeld.
    Sie waren überzeugt, dass sie erst irgendwann an diesem Morgen vermisst würden und damit einen hübschen Vorsprung hätten. Sie machten sich kaum Gedanken wegen einer Verfolgung. Und anscheinend auch nicht wegen sauberer Unterwäsche.
    Doch sie waren verliebt. Entschlossen zu heiraten. Obwohl der Baron und der Gutsbesitzer zweifellos in diesem Moment bis an die Zähne bewaffnet und voll bis zum Stehkragen hinter ihnen hergaloppierten, um die Hochzeit zu verhindern.
    Oliver Le Beau Blackthorn saß allein im finstersten Winkel des kleinen Schankraums des Gasthauses, in das er hatte einkehren müssen – Chelsea hatte ihm angedroht, nicht aufzuhören, auf eine Rast zu drängen, bis ihm die Ohren abfielen –, starrte in seinen Krug mit selbst gebrautem Bier und glaubte beinahe, die Hunde des Gutsherrn bellen zu hören, als sie die Witterung der flüchtigen Tochter aufnahmen.
    Wenn Puck jetzt anwesend wäre, was er Gott sei Dank nicht war, würde er über die neuerliche Zwangslage seines Bruders dermaßen lachen, dass Beau ihm seine Krawatte in den Hals würde stopfen müssen.
    „Na, ich habe dich problemlos gefunden, oder? Es geht ihnen jetzt gut“, sagte Chelsea und setzte sich Beau gegenüber an den Tisch. Sie sah selbstzufriedener aus, als gut für sie war, was sie jedoch vermutlich nicht bekümmerte. „Emily hat ein Bad genommen und ordentlich geweint und schläft jetzt tief und fest. Jonathan hält Wache.“
    „Oh, gut, dann kann ich ja beruhigt sein. Der Schwachkopf hält ja Wache. Meiner Meinung nach würden wir alle jetzt Französisch sprechen, wenn Wellington nur zwanzig mehr von seiner Sorte gehabt hätte“, knurrte Beau, hob den Krug an die Lippen und trank ein paar große Schlucke, die ihm wahrscheinlich genauso guttun würden wie die anderen zwei Krüge, die er in den vergangenen zwei Stunden geleert hatte – nämlich gar nicht. „Ich sitze hier, blicke auf mein Leben zurück, denke über meine Taten und Missetaten nach und frage mich, was genau ich wohl verbrochen habe, um ein solches Schicksal verdient zu haben.“
    „Ich sage nichts dazu, in erster Linie, weil ich eine Antwort für dich hätte, die du mit Sicherheit nicht hören willst“, sagte Chelsea und rutschte ein wenig auf ihrem Stuhl herum. „Ich habe einem der Schankfräulein Geld gegeben, damit sie den Schlamm aus deinen Kleidern bürstet, sobald er getrocknet ist. Und einer der Stallknechte hat versprochen, ein Meister im Stiefelputzen zu sein und deine heute Abend zu säubern. Darüber musst du dir also keine Sorgen machen.“
    „Im Geiste habe ich meine Kleider und meine Stiefel bereits dem Müll überantwortet. Aber ich danke dir für deine Mühe. Noch dankbarer will ich sein, wenn du jede Erinnerung daran, wie das verdammte Rad plötzlich freikam und ich so unglücklich in der Pfütze landete, aus deinem Gedächtnis streichst. Was zur Folge hatte, dass Jonathan, der oben auf dem Sitz saß, immer noch lächerlich aufgeputzt, aber immerhin sauber gekleidet ist, ich aber hier sitze in einer Hose, die

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