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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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seine hornige Pranke entgegen.
    »
Signori, veni, veni!
Es ist alles für Euch bereit. Heute Vormittag haben wir die Pferche für Eure Reittiere gebaut und an Deck gesichert.«
    Ich hatte schon oft Schiffe im Hafen bewundert, war aber noch nie auf einem gewesen.
    Wir stolperten über eine wacklige Planke an Bord und folgten ihm, beobachtet von einer halbnackten Mannschaft braungebrannter Seeleute mit harten und muskulösen Körpern. Er zeigte uns alles mit offenkundigem Besitzerstolz. Nicht, dass ich viel davon verstand, aber es schien ein schlankes Gefährt zu sein, mit spitzem Bug und ebenso geformtem Heck. Es trug zwei Masten, von denen jeder ein großes, dreieckiges Segel führte. An der rechten Heckseite war ein mächtiges Steuerruder angebracht, und entlang der Bordwand befanden sich Aussparungen für ein Dutzend Ruder. Wir würden also nicht allein von den Launen des Windes abhängig sein. Das Schiff war gedeckt, und auf den Planken zwischen den Masten hatten sie zwei Pferche für unsere Pferde gebaut, die sie mit Nägeln, Pflöcken und festgezurrten Leinen verankert hatten. Der Boden in den Pferchen war mit einer guten Lage Stroh bedeckt, und auch Futtertröge waren vorhanden. Die Tiere würden eng stehen, und die Reise würde für sie nicht angenehm werden.
    Ich nickte
Maistre
Bonifacio zu. »Und wo werden wir untergebracht?«
    Er führte uns zum Achterdeck, wo sich hinter dem Mast ein großer Verschlag befand, der sich bis ins Innere des Schiffes vertiefte und so einen begrenzten und nur leicht gebückt begehbaren Innenraum bildete. Man erreichte ihn durch eine kleine Luke, über ein paar Stufen. Innen war der Raum in zwei Bereiche unterteilt, einer auf jeder Seite. Der auf der linken Schiffseite sollte unser Schlafplatz werden. Auf dem Boden waren Strohmatten ausgelegt und mehrere Bündel mit Decken. Zwei große Holzkisten in einer Ecke waren für das persönliche Reisegepäck bestimmt. Außerdem gab es einen verschlossenen, an einer Halterung verzurrten Holzeimer, in den man sein Geschäft verrichten konnte. Es roch ziemlich streng in dieser Schiffskammer, und Bonifacio öffnete die Deckenklappe, um durchzulüften.
    »
Senher
Montalban! Alle Bequemlichkeiten vorhanden, nicht wahr? Was sagt Ihr?« Er strahlte mich an. Ich wollte dem Urteil eines erfahrenen Seemannes nicht misstrauen, doch meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. »Heute am Nachmittag sollten wir Eure Habe verstauen. Und keine Angst, ich verbürge mich für die Sicherheit. Morgen früh, kurz vor Morgengrauen, bringen wir die Pferde an Bord, und danach segeln wir unverzüglich.«
    »Gut.« Das leichte Schwanken des Schiffes an der Kaimauer und der Geruch in der Schiffkammer bereiteten mir Schwindelgefühl. Ich stieg schnell wieder an Deck. »Dann sollten wir nun die Anzahlung regeln.« Ich reichte ihm einen kleinen Beutel mit Münzen. »Wie vereinbart. Wollt Ihr nachzählen?«
    »
Senher,
auf keinen Fall. Ihr seid ein Ehrenmann und Gesandter seiner
Magnificencia,
des Grafen. Ich vertraue Euch voll und ganz.«
    Der Beutel verschwand in den Brustfalten seines Gewandes, und er geleitete uns äußerst zuvorkommend zurück zur Planke.
    »Übrigens, Euer maurischer Diener kann mit der Mannschaft schlafen.« Er nickte in Hamids Richtung. »Wenn wir wenig Ladung führen, dann gibt es immer ein Eckchen im Laderaum vorne. Und sonst schlafen die Männer an Deck.«
    »Er ist nicht mein Diener.«
    Bonifacio kratzte sich verlegen am Kopf und wartete auf eine weitere Erklärung.
    »Er wird bei mir und meiner Tochter schlafen.«
    »Wie Ihr meint. Platz genug ist ja vorhanden. Nichts für ungut.« Damit deutete er vor Hamid eine kurze Verbeugung an und fuhr zu mir gewandt fort: »Mein Schiff ist nicht groß, und ich habe einen weiteren Reisenden an Bord. Der wird meinen Schlafbereich teilen. Seine Männer bleiben vorne, und so sollten wir genug Platz für alle haben. Gott sei Dank muss ich für ihn keine Pferde befördern. Dafür hätte es nicht mehr gereicht.«
    Noch ein Reisender? Daran hatte ich nicht gedacht. Aber natürlich. Das Schiff war ja nicht nur für uns da. Ich wollte nicht neugierig erscheinen und fragte deshalb nicht weiter nach.
    Stattdessen ließ ich noch einmal meinen Blick über das Schiff schweifen. Hier würden wir also morgen das große Abenteuer unserer Heimreise beginnen. Obwohl fest entschlossen, kam mir die vollständige Umkehrung meines Lebens immer noch unwirklich vor. Während mir diese Dinge durch den Sinn gingen, beobachtete

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