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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Reise.
    ***
    Am Tag des Herrn las
Paire
d’Aguiliers wie immer die Messe in der Burgkapelle. Er nickte uns zu und sprach nachher ein paar freundliche Worte mit Adela. Ich lobte ihn für seine Rede am Grab Raimon Pilets und teilte ihm mit, dass wir bald in die Heimat aufbrechen würden. Deshalb sei auch sein Angebot, meine Tochter in einem Kloster aufzunehmen, nun hinfällig. Trotzdem dankte ich ihm aus Höflichkeit.
    »Wir werden Euch vermissen,
Mossenher
Montalban«, sagte er und seufzte. »Ach, die alte Heimat. Ich werde sie wohl nicht mehr sehen.« Er nahm Adelas Gesicht in beide Hände und küsste sie auf die Stirn. Dann segnete er uns und winkte wehmütig, als wir uns entfernten. Ich hätte nicht gedacht, dass unser Abschied ihn so berührte, aber wahrscheinlich war es nur der Gedanke an die Heimat gewesen.
    Nach dem Mittagsmahl machten Hamid, Alexis und ich uns daran, unser Hab und Gut in feste Ballen zu verpacken, die wir auf die Tiere laden konnten. Wir benutzten Lagen von Rindsleder, außen verstärkt durch geteertes Leinen, um den Inhalt gegen alle Unbill des Wetters zu schützen. Neben meinen Einkäufen packten wir Kleider und persönliche Dinge. Zuletzt waren unsere Waffen zu verstauen. Hamid und ich führten neben der persönlichen Ausrüstung erbeutete Kettenpanzer mit, einige Helme und vor allem Schwerter.
    Waffen aus arabischen Schmieden waren unseren westlichen Klingen überlegen. Mein eigenes Schwert hatte ich von einem einheimischen Schmied anfertigen lassen, der in der geheimen Kunst der Waffenschmiede aus Damaskus bewandert war. Es hatte mich eine horrende Summe gekostet, denn es war mit großer Sorgfalt und Kunstfertigkeit geschmiedet, aber auch wegen des Rohmaterials, das selten und teuer ist, denn es kommt aus dem fernen Indien. Nur dieser besondere Stahl und die außergewöhnliche Kunst der Damaszener Schmiede liefern ein Schwert, das zugleich sehr hart und dennoch federnd biegsam ist. Auch heute noch bin ich auf diese Waffe stolz, denn sie liegt gut in der Hand, mit langer, sich verjüngender Klinge, schwer genug, um Helme zu spalten, und dennoch leicht, um eine schnelle Führung zu erlauben. Die Klinge weist eine feine Maserung auf und schimmert schwach bläulich. Die Biegsamkeit des Stahls erlaubt es, die Schneide äußerst scharf zu schleifen, ohne dass beim Kampf Ecken herausbrechen oder hässliche Scharten entstehen. Ein wahrhaft fürstliches Schwert, das ich hoffe eines Tages meinem Sohn und Erben zu vermachen.
    Später am Nachmittag erschien Graf Bertrans griesgrämiger
secretarius
und brachte die Dokumente, die der Graf mir versprochen hatte. Eines verlieh mir eine Art Kurierstatus im Namen des Grafen, um uns in allen Häfen eine schnelle Beförderung zu sichern. Zumindest dort, wo das Wort eines Grafen von Tolosa etwas galt. Außerdem verschiedene Empfehlungsschreiben für Freunde des Grafen und den Hof von Tolosa und, ganz wichtig, die Urkunde, die Rocafort als
allodium,
als freies Lehen, auswies.
    »
Coms
Bertran wünscht, Euch daran zu erinnern, alsbald nach Eurer Ankunft einen verlässlichen Schreiber zu finden.«
    »Ich weiß.«
    »Jemand, der höchste Vertraulichkeit zu wahren weiß.«
    »Auch das.«
    »Habt Ihr schon ein Schiff?«
    »Segelt am Dienstag.«
    »Gut, gut. Vergesst nicht,
Coms
Bertran und der
Comtessa
Eure Aufwartung zu machen, bevor Ihr segelt.«
    »Natürlich nicht.«
    Und damit verschwand er ohne ein Lächeln genauso eingebildet und sauertöpfisch, wie er gekommen war. Jedoch, nicht ohne noch zwei Lederbeutel klirrender Münzen auf meinem Tisch zu hinterlassen. Der kleinere, um die Auslagen der Reise zu decken, und der zweite, wesentlich gewichtigere Beutel sei ein Geschenk des Grafen zum Dank für meine Dienste in Outremer. Ich grinste. Auf Bertran war Verlass.
    ***
    Als ich am Montag die vereinbarte Anzahlung byzantinischer
solidi
für unsere Schiffsreise abzählte, merkte ich, dass selbst nach den Aufwendungen für das Schiff immer noch der größte Teil des Reisegelds übrig bleiben würde. Wo ich Silber erwartet hatte, bestand der Inhalt aus genuesischen und byzantinischen Goldmünzen. Bertran war äußerst großzügig gewesen. Es würde uns an nichts fehlen, auch die Ausgaben einer standesgemäßen Reise nach Aquitania waren mehr als gesichert. Hinzu kam sein freigebiges Abschiedsgeschenk. All dies war weit mehr, als ich erwartet hatte.
    Hamid und ich fanden
Maistre
Diogenes Bonifacio auf seinem Schiff. Er empfing uns breit grinsend und streckte uns

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