Der Bastard von Tolosa / Roman
ebenfalls allerlei schönen Hausrat. Ein paar marmorne Mörser für das Zerkleinern von Gewürzen, fein geschmiedete Messer mit Silbergriffen, kupferne Kännchen, Gefäße aus Zinn und silberverzierte Kästchen. Die arabischen Kunstschmiede waren für ihre Fähigkeiten berühmt, und so ließ ich mich noch zu einer kleinen Sammlung von silberbeschlagenen Kerzenhaltern hinreißen.
Und dann machte ich einen besonderen Fund. Verpackt in einer eigens dafür angefertigten Kiste aus edlem Holz befanden sich delikate Teller und Schälchen aus einem harten, glänzend weißen Werkstoff, angeblich Tonware, aber fast durchsichtig, wenn man es gegen das Sonnenlicht hielt. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich hielt einen dieser mit fremden Zeichen bemalten Teller vorsichtig in der Hand, denn der Händler warnte mich, dass das Material spröde sei und zerbreche, wenn der Teller zu Boden falle. Er behauptete, dieses seltsame Geschirr komme aus einem fernen Land weit im Osten, noch weiter als Indien. So etwas Zerbrechliches war sicher nicht sehr nützlich auf unserer einfachen Burg, aber warum sollte man nicht etwas besitzen einzig und allein wegen seiner Schönheit, auch wenn es darüber hinaus nutzlos war? Und so erwarb ich das Kistchen nach ausdauernden und zähen Verhandlungen.
Alexis fand für mich einen Ballen getrockneter Minze, denn ich hatte mich inzwischen an dieses Gebräu gewöhnt und mochte es nicht missen. Ein Säckchen mit Samen von der Sorte, die hier wuchs, hatte er ebenfalls aufgetrieben. Wir kauften wachsversiegelte Töpfe mit erlesenem Honig, süßen Datteln und getrockneten Feigen und noch dazu Farben aller Art zum Einfärben der Schafswolle, die wir auf Rocafort herstellten. Farbstoffe waren teuer daheim, und nur wenige konnten es sich leisten, mehr als ihre Festgewänder einzufärben.
Ich fand Elfenbeinschnitzereien aus Afrika und Kästchen aus Ebenholz mit eingelegten Elfenbeinmustern. Ich kaufte Rosenkränze mit Perlen aus edlen Steinen, einige Gürtelschnallen und schöne Fibeln. Zuletzt noch besticktes Tuch, um daraus Kissen zu nähen, etwas, das ich hier zu schätzen gelernt hatte. Und dicke Decken aus Kamelhaar, mit denen Berber sich in kalten Wüstennächten warm halten. Die sollten uns auch im Winter in der Corbieras nützen.
Bislang war ich an ein einfaches Soldatenleben gewöhnt. Auch Noura hatte unser Haus nicht mit Prunk und Überfluss gefüllt. Aber an diesem Tag auf dem Markt fand ich immer mehr Begehrenswertes. Die bevorstehende Abreise und der Gedanke, dass ich solche Dinge nie mehr würde kaufen können, trieben mich zu manchem Handel an. Mehr als drei Pferde konnten wir jedoch nicht beladen, und dies dämpfte schließlich meinen Kaufdrang. Mit beladenen Maultieren kehrten wir am Abend in die Festung zurück.
Auf dem Weg erzählte ich Alexis von unserem Dorf in der Corbieras. Ganz selbstverständlich hatte ich angenommen, dass er uns begleiten würde, hatte ich mich doch an seine stille, verlässliche Art gewöhnt. Er wurde verlegen und versicherte mir, dass er sich nichts lieber wünsche, als mir weiter treu zu dienen, doch er habe Familie hier an der Küste und würde nur ungern seine Heimat verlassen. Als ich mein Angebot erneuerte und ihm ein friedliches Leben in der Corbieras schilderte, kam er schließlich mit der Wahrheit heraus. Cortesa habe ihm eine Stelle im Palast des Grafen besorgt. Ob er sich denn verliebt habe? Da wurde er rot und gestand, dass er sie sehr mochte. Dabei blickte er beschämt weg, und ich fragte nicht weiter. Enttäuscht war ich dennoch.
Als ich meine Gemächer betrat, wartete Adela auf mich.
»Betest du mit mir?«, fragte sie scheu.
Sie hatte den kleinen Schrein der Madonna so aufgestellt, wie sie es von ihrer Mutter gewohnt war. Neben der winzigen Madonnenfigur lag Nouras silbernes Kreuz. Sogar den Schal ihrer Mutter trug sie über dem Kopf. Nur der dreiarmige Leuchter aus Antiochia fehlte. Ihn hatten die Türken gestohlen. Ich nahm ein paar Kerzen vom Tisch und hantierte mit Feuerstein und Zunderschwamm, bis ein warmes Licht den kleinen Altar beleuchtete.
»Nimm«, sagte ich leise und nahm ein goldenes Amulett, das ich heute erworben hatte, aus meiner Gürteltasche. »Darin ist die Locke vom Haar deiner Mutter, wie ich es versprochen habe.«
Ich legte es ihr um den Hals und küsste sie auf die Stirn. Dann entzündete ich ein Weihrauchstäbchen an den Kerzen. Wir falteten die Hände und baten die Jungfrau Maria um Schutz und Segen auf der langen
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