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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Dazu meine überstürzte Abreise und Bertrans Verständnis und unerwartete Großzügigkeit. Ich mochte den Bogen nicht überspannen.
    »Dann verzichten wir«, sagte ich enttäuscht. »Bald kommen andere Schiffe.«
    Bonifacio zuckte betrübt mit den Schultern. »Nur, die Anzahlung kann ich nicht zurückgeben.«
    »Warum denn das nicht?«
    »Ich habe zwei andere Angebote ausgeschlagen, um Euren Platz frei zu halten, und nun ist es zu spät, Ersatz zu finden. Außerdem hatten wir die ganze Arbeit mit den Pferchen und dann Proviant und das Pferdefutter, das ich gekauft habe. Wollt Ihr mich zugrunde richten, Herr?«
    Ich holte gerade Luft, um den Mann in scharfem Ton zurechtzuweisen, als Hamid mir die Hand auf den Arm legte und sich an Bonifacio wandte: »
Maistre
Bonifacio. Behaltet die Anzahlung. Gleich wie, wir werden mit Euch reisen. Keine Sorge!«
    Als ich erstaunt den Mund aufmachte, legte er den Zeigefinger auf die Lippen und zog mich grinsend am Ärmel zur Planke. Auf der Kaimauer rief er noch dem Schiffsmeister zu: »Bis morgen früh im Morgengrauen,
Maistre
Bonifacio, wir werden da sein. Heute Nachmittag schicke ich Euch einen Karren mit dem Gepäck. Unser Knecht heißt Alexis.« Dann winkte er dem Genuesen noch einmal gut gelaunt zu.
    Hamid konnte mich manchmal in Erstaunen versetzen. Aber da er mich mit seinen Eingebungen selten enttäuscht hatte, ließ ich ihn gewähren und zischte ihm erst auf dem Kai zu: »Was soll das? Was hast du vor?«
    Er grinste. »Ich kann dir nichts versprechen. Vielleicht klappt es nicht. Dann ist dein Gold weg. Doch da es ohnehin dem Grafen gehört, hast du nichts zu verlieren.«
    Er war in sehr angeregter Stimmung und stieg mit Schwung auf seinen Hengst, schlug dem Tier die Fersen in die Seite und trabte eilig in Richtung Festung. Ich folgte im leichten Galopp, um ihn einzuholen.
    »Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben«, schrie ich ihm nach.
    Er drehte den Kopf, und seine weißen Zähne blitzten verwegen in der Sonne. Das Ganze schien ihn zu belustigen. »Besser, du weißt gar nichts, Jaufré! Lass es gut sein. Ich kümmere mich um alles.«
    Mehr war nicht aus ihm herauszukriegen.
    ***
    Eigentlich hätte ich heute Bertran und der
Comtessa
zum Abschied meine Aufwartung machen sollen. Trotz Hamids Zuversicht konnte ich mir weder vorstellen, was er vorhatte, noch, dass er damit erfolgreich sein würde. Deshalb ging ich davon aus, dass die Reise fürs Erste verschoben war.
    Wie erwartet warf sich Adela vor Ärger heulend auf ihre Lagerstatt. Es sei ein Missverständnis gewesen, sagte ich und nahm die Schuld auf mich. Dafür schalt sie ihren Vater einen Esel. Gleich darauf entschuldigte sie sich und bat um Vergebung. Aber ihre Enttäuschung und schlechte Laune konnte sie nicht verbergen. Am Nachmittag begleitete ich sie zu Euthalia, da sie einige Stunden bei den Kindern verbringen wollte. Arnauds Frau hieß uns freudig willkommen. Man konnte bereits gut ihre Schwangerschaft erkennen.
    Sie dankte mir überschwenglich für meine Empfehlung. Anscheinend hatte der Graf Arnaud schon empfangen und ihm meinen Rang und Posten angeboten. Sie war überglücklich über das adelige Lehen und das neue Leben, das sie auf dem Gutshof erwarten würde. Ich legte ihr das Schicksal des Maronitendorfes ans Herz, warnte sie jedoch vor den Gefahren, außerhalb der Stadt zu wohnen. Arnaud habe die Erlaubnis des Grafen, beruhigte sie mich, das Gut zu einer festen Burg auszubauen. Das war sinnvoll, denn Burgen würden die Stellung der Provenzalen im Land stärken und weniger Truppen als stehendes Heer nötig machen.
    Euthalia versprach, sich um Nouras Grab zu kümmern.
    »Ach, Jaufré! Ich sehe dich ungern ziehen.« Sie sah mich schmerzlich lächelnd an. »Ihr beide werdet uns fehlen. Auch Arnaud wird dich vermissen. So viele Jahre, die ihr Seite an Seite gekämpft habt.«
    »Es geht mir nicht anders. Ich wünschte, ihr kämet mit uns.«
    »Ein wenig von eurer
lenga romana
habe ich ja gelernt, obwohl eure Leute mich bestimmt nicht mit einer Einheimischen verwechseln würden, was, Jaufré?« Sie hatte ihre fürchterliche Aussprache gemeint und brach in herzliches Gelächter aus. »Nein«, sagte sie dann wieder ernst. »Dies ist eine große Gelegenheit für uns. Wir werden hier unser Leben machen.« Lächelnd legte sie ihre Hand auf den schwellenden Bauch. »Tripolis wird das Land unserer Kinder werden.«
    Zuletzt gab sie mir eine Leinentasche für Adela mit. »Nichts Besonderes. Ein paar Leibchen und

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