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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Barbaras Schönen zu verbringen.«
    Im Gegensatz zu mir schien Robert die ganze Geschichte sehr zu erheitern. »Und dann habt ihr ihn gefangen genommen? Das kann ein Nachspiel geben«, sagte ich.
    »Er hat sich selbst gefangen genommen«, schrie Guilhem und grinste mir mit seiner Zahnlücke ins Gesicht.
    »Sie haben ihn noch mehr betrunken gemacht«, erklärte Arnaud, »und ihm dann diese kleine Löwin untergeschoben.«
    Er zog eine hübsche Syrerin mit dunklen Augen und weißer Haut aus der Menge. Ihre linke Gesichtshälfte war geschwollen und blau angelaufen. Etwas Blut tropfte noch aus einer geplatzten Lippe. Sie hob stolz den Blick und sagte: »Letzte Woche hat er meine Freundin verprügelt. Ich hab’s gern getan, Jaufré. Für sie und für dich.«
    »Und für Hamids Geldbeutel, mein Täubchen, nicht wahr?«, grinste Robert sie an. Wieder Gelächter um uns herum.
    »Wie heißt du?«, fragte ich sie.
    »Almira,
Mossenher.
«
    »Dein Gesicht. Es tut mir leid, Almira!«
    Da rollte sie keck die dunklen Augen. »Schade, dass du mir deine Dankbarkeit nicht ausgiebiger zeigen kannst«, grinste sie.
    Nun sprach Arnaud weiter. »Sie haben ihm ein bisschen Zeit gegeben, aber als Almira begann, um Hilfe zu schreien, sind alle in die Kammer gestürzt und haben die Arme gerettet … sozusagen.« Er lachte dröhnend.
    »Er ist richtig gefährlich geworden. Hatte schon sein Schwert gezogen«, erzählte Roger. »Guilhem hat ihm dann ein Ding auf die Nase verpasst, und Robert und ich haben ihn überwältigt.«
    »Mein Gott«, stöhnte ich, »nicht schon wieder«, musste aber trotzdem lachen.
    »Mach dir keine Gedanken«, beruhigte mich Roger. »Der Kerl verprügelt bekanntermaßen Frauen und ist heute vor einer Menge Zeugen gewalttätig geworden. Wir mussten fürchten, er würde das arme Kind umbringen, als sie ihm nicht willig sein wollte.« Dabei zwinkerte er mir zu. »Morgen wird Barbara eine Beschwerde beim Grafen eingeben, und niemand wird es ihr verdenken, wenn sie ihn bis dahin zur Ausnüchterung in der Kammer festhält. Er könnte ja sonst was anstellen und wieder jemanden verletzen, oder?«
    Sie grinsten mich an und schlugen mir auf die Schultern.
    Guilhem schrie: »Auf unseren alten Jaufré!«, und alle stimmten ein. Rauhe Männerstimmen und dazwischen das aufgeregte Lachen und Gekreische der Dirnen. Becher wurden schneller geleert, als die Diener sie nachfüllen konnten. Guilhem streckte mir einen vollen Humpen hin. Ich trank in einem Zug aus und stimmte in ihre Fröhlichkeit ein.
    Nicht viel später stand die ganze Gesellschaft am Kai, wo inzwischen unsere Pferde über eine breite Planke an Deck und in die Pferche geführt wurden. Ricards Habseligkeiten waren schon wieder ausgeladen worden und lagen auf dem Kai. Die Matrosen beäugelten Barbaras leichtbekleidete »Töchter« im Morgengrauen und pfiffen und johlten ligurische Zoten, die, Gott sei Dank, niemand verstand, sonst hätte es vielleicht noch eine Schlägerei gegeben. Thor und Odin, die schon auf dem Schiff gewesen waren, erkannten mich und sprangen laut bellend über die Planke wieder an Land und mischten sich unter den Tumult auf dem Kai. Ich sah Adela nachtbleich und mit großen Augen an der Reling des Schiffs stehen. Aber Hamid war bei ihr und winkte mir grinsend zu.
    Ich umarmte Guilhem. »Mensch, Alter, warum kommst du nicht mit? Ich könnte dich gebrauchen.«
    »Ich bin zu alt zum Umsiedeln, Jaufré. Und einige von uns müssen ja die Drecksarbeit machen.«
    »Meinst du etwa, ich kneife?«
    »Ach was. War nur ein dummer Spruch, Mann.« Er drückte mich an seine Brust und klopfte mir auf den Rücken. Dann machte er sich los und grinste. »Die Weiber sind einfach zu gut hier. So was kriegst du nicht zu Hause.«
    »Übertreib’s nicht,
mon velh!
«
    »Du kennst meinen Wahlspruch. Geehrt wird, wer tugendhaft lebt, aber beneidet wird er nicht!«, rief er fröhlich. Dann kniff er Almira, die bei ihm stand, in den Hintern, dass sie kreischte.
    Ich nahm seinen ergrauten Kopf in die Hände und küsste ihn auf die Stirn. »Du hast immer ein Zuhause bei mir. Das weißt du hoffentlich.«
    Ich bedankte mich bei Robert
lo Caval
und schüttelte Roger d’Asterac die Hand. »Ihr Teufelskerle. Ich danke euch.«
    »Gute Reise, Jaufré!«
    Nun kam Alexis an die Reihe. Ich wollte ihm gerade einen Beutel Silber zustecken, als er schief grinste und verlegen herumdruckste. Da trat Cortesa neben ihn und fasste ihn bei der Hand. Sie warf zuerst einen schüchternen Blick auf

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