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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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Donnerstag, 1. Dezember
    Noch vierundzwanzig verkaufsoffene Tage bis Weihnachten

Erstes Kapitel
    I ch schaue aus dem Schlafzimmerfenster hinaus in den dunklen Wintermorgen, während draußen sanft die Schneeflocken vom Himmel rieseln. Ist es das?, frage ich mich. Der Wind hat nicht gedreht, wie der bei Mary Poppins, der sie zur Familie Banks wehte, oder wie der Tornado, der Dorothy nach Oz trug, aber vielleicht, nur vielleicht, versucht das Universum mir mit diesem flauschigen Niederschlag ja zu sagen, dass mein Leben sich bald ändern wird. Ein Schneewirbel, der dem Wirbel der Ereignisse vorausgeht, auf den ich schon so lange warte.
    Ich lasse die Gardine wieder fallen und flitze zur Frisierkommode, wo mein Adventskalender gegen den Spiegel lehnt. Lächelnd öffne ich das erste Türchen und stecke mir die Schokolade in den Mund. Das Bild dahinter zeigt eine Schneekugel. Noch ein Zeichen dafür, dass bald alles auf den Kopf gestellt wird?
    Eine halbe Stunde später lasse ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen, wuchte mein Fahrrad die Treppe vor dem Haus hinunter und springe dann schwungvoll auf, ein kribbelndes Gefühl der Vorfreude in der Magengrube. Heute wird Großes geschehen. Ich weiß es einfach.
    Wie an jedem anderen Arbeitstag trage ich auch heute eine schlichte schwarze Hose, eine weiße Hemdbluse (mit einem Thermo-Unterhemd darunter) und flache Schnürschuhe. Darüber habe ich einen Strickpulli gezogen, meinen warmen knielangen Dufflecoat, eine Bommelmütze und einen bunt geringelten Schal, den ich mir fest um Hals und Mund geschlungen habe. Kein besonders toller Look, aber um diese Tageszeit sieht mich ohnehin niemand. Und auch sonst zu keiner Tageszeit. Seit zwei Jahren hat mich niemand mehr richtig angeschaut. Seit damals, als Jamie sich von mir getrennt hat.
    Wobei ich mich seitdem natürlich grundlegend verändert habe und völlig über ihn hinweg bin. Na ja, vielleicht nicht völlig. So was braucht eben seine Zeit. Zwei Jahre sind nicht besonders lang, um eine fünfjährige Beziehung zu verarbeiten, oder? Es ist mir egal, was meine Schwester sagt, ich finde es vollkommen nachvollziehbar, dass ich ihn noch nicht ganz vergessen habe. Und außerdem konzentriere ich mich seit der Trennung auf andere Bereiche meines Lebens. Ich meine, immerhin wohne ich nicht mehr bei meinen Eltern. Das ist doch auch schon mal was. Okay, dann wohne ich eben jetzt bei meiner großen Schwester Delilah und ihrem Mann Will im ausgebauten Dachgeschoss ihres Hauses mit Blick auf einen traumschönen kleinen Platz in Primrose Hill, aber das ist was anderes, weil ich nämlich unabhängig bin. Wie man es von einer Frau mit achtundzwanzig Jahren eigentlich erwarten sollte. Na ja, unabhängig, wenn man mal davon absieht, dass ich als Gegenleistung für die kostenlose Unterkunft morgens und abends auf meine dreijährige Nichte Lola und meinen zweijährigen Neffen Raffy aufpasse. Nicht gerade ideal, aber ich will nicht klagen.
    Ich atme tief durch und schaue mich staunend um. Wie soll man an einem solchen Tag nicht fröhlich sein und zuversichtlich? Die Dächer der vornehmen Regency-Häuser entlang des Chalcot Square tragen weiße Hauben, als sei eine dicke Kugel Vanilleeis auf den pfefferminzgrünen, orangen, himbeerrosa und zitronensorbetfarbenen Häusern geschmolzen. Und der hübsche kleine Park, den sie umgeben, sieht aus wie eine festliche Weihnachtstorte, mit dickem weißem Zuckerguss glasiert. Ich fahre los undwackele ein wenig unsicher hin und her, während ich den Park umrunde und auf die Regent’s Park Road radele.
    Dort überquere ich die Straße und fahre in Richtung Primrose Hill, wobei ich mit Kraft in die Pedale treten muss, um mich durch die dicke gefrorene Schneeschicht zu kämpfen, die unter meinen Reifen knirscht. Dann höre ich kurz auf zu strampeln und lasse das Rad einfach den Berg hinunterlaufen, spüre, wie mir der Wind um die Wangen pfeift, werfe den Kopf in den Nacken und schließe die Augen, bis es mir fast vorkommt, als schwebte ich schwerelos durch Raum und Zeit. Ich mache die Augen wieder auf, packe den Lenker fest und trete wieder wie wild in die Pedale. Denn heute bin ich ausnahmsweise fest entschlossen, weit zu kommen.
    Es kommt mir fast vor, als sei ich wie von Zauberhand rückwärts durch die Zeit katapultiert worden, als ich in den Portland Place einbiege. Auf der ganzen Straße sind weit und breit keine Fahrzeuge zu sehen, und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es hier ausgesehen haben

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