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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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geschmäht; jüdische Mystiker allerorten würden wieder verfemt.” Brecht starrte in sein Glas, ließ die Flüssigkeit ein, zwei Mal kreisen, hob dann den Schwenker an die Lippen und kippte den Rest des Cognacs hinunter.
    “Die Kabbala ist ja nicht die einzige religiöse Lehre, die Reinkarnation unterstützt”, wandte Jeremy ein. “Wieso sollten die Juden sich den Schwarzen Peter zuschieben lassen, nur weil …”
    Dr. Aldermann ließ ihn nicht ausreden. “Wollen Sie damit andeuten, wir sollten unsere Nachforschungen einstellen, Fremont? Wegen einer religiösen Meinungsverschiedenheit?” Als Wissenschaftlerin war sie entsetzt.
    “Selbstverständlich nicht”, gab Brecht zurück. “Ich will damit nur Folgendes sagen: Es steht so viel auf dem Spiel, dass wir nichts überstürzen dürfen. Eile mit Weile.”
    “Na, wenn das Schreiben sich als echt herausstellen sollte …” – ihre Stimme nahm wieder den hoffnungsvollen, sehnsüchtigen Ton an – “… dann könnte sich die Schachtel als Schlüssel zum Versteck der Flöte erweisen. Sollten wir uns dann nicht darauf einstellen, die Flöte und die Spieleschatulle bei der nächsten Auktion zu ersteigern?”
    “Aber der Brief war doch versteckt”, rief Brecht. “Es weiß ja kein Mensch davon! Oder wollen Sie den jetzt der Öffentlichkeit präsentieren?”
    “Ach, Unsinn!”, fuhr Jeremy dazwischen. “Das geht auch gar nicht. Helen Hoffmann hat zwar nichts dagegen, dass ich ihn auf Echtheit prüfen lasse, aber darüber hinaus haben wir nichts beschlossen.”
    Erika Aldermann hörte gar nicht recht hin, in Gedanken schon weit über die Versteigerung hinaus. “Wenn das stimmt, was in dem Brief steht, und wenn die Flöte noch heil ist, dann gibt es hier in Wien vielleicht einen Schlüssel zu verlorenen Erinnerungen. Wir müssen ihn unbedingt finden! Ein Erinnerungswerkzeug …”, murmelte sie andächtig. “Nicht zu fassen!”
    Doch vorstellen konnten es sich alle drei. Und nicht nur sie, sondern auch ein weiteres Mitglied der Gesellschaft. Jemand, der von allen unbemerkt schon vor Beginn der Zusammenkunft in einem dunklen Winkel des Saales gesessen hatte. Und er hatte jedem Wort aufmerksam gelauscht.

6. KAPITEL
    D onnerstag, 24. April – 18:30 Uhr
    David Yalom zerrte das graue Rettungsboot, das er zwei Stunden zuvor nach dem Überqueren des unterirdischen Sees hinter einem Stalagmiten verstaut hatte, aus dem Versteck. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Ding; die Luft war komplett entwichen. Beim Umdrehen sah er die Bescherung: zwei parallele Risse unten am Boden. “Wie kommt denn so was, verdammter Mist?” Er wies auf die Beschädigung.
    Wassong ging in die Hocke und begutachtete die Löcher. “Liegt vielleicht an den scharfkantigen Felsen hier. Ist vielleicht kaputtgegangen, als Sie es aus dem Wasser gezogen haben.”
    “Nein, eben nicht! Ich weiß noch, dass ich es extra nicht über den Boden geschleift, sondern hochgehoben habe”, gab David verärgert zurück, den Blick auf die Risse geheftet. “Außerdem sind diese Schnitte zu glatt, als dass sie von den Steinen herrühren könnten.” Als er sich hektisch im Gewölbe umsah, zauberte der Strahl seiner Stirnlampe zuckende Lichtreflexe über die Felswände. “Das muss jemand absichtlich gemacht haben. Irgendjemand treibt sich hier unten rum, Hans!”
    “Unmöglich!”
    “Meinen Sie? Und wenn uns jemand gefolgt ist?”
    “Mir jedenfalls nicht!”, knurrte Wassong energisch. “Überlegen Sie, was Sie sagen!”
    “Was soll es denn sonst gewesen sein?”
    “Vielleicht Ratten.”
    David richtete den Halogenstrahl direkt auf Wassongs hellbraune Augen. In einem Artikel hatte er sie einmal als erstaunlich gütig beschrieben. Daran musste er jetzt denken. “Ratten?”
    “Gibt’s zu Tausenden hier unten in den Röhren. Haben Sie doch selber gesehen! Die Risse da könnten durchaus von Rattenklauen stammen. Kein Grund zur Panik. Sie sehen Gespenster! Klar, wer wollte es Ihnen verdenken? Bei dem Stress, unter dem Sie stehen, würde jeder durchdrehen. Aber mein Boot ist ja noch heil. Wenn hier irgendwas nicht stimmen würde, dann wäre es doch auch kaputt! Wir haben genug Seil dabei; das knoten wir an mein Boot, ich schippere rüber, und Sie ziehen das Ding zurück und kommen dann nach.”
    Anders ging es nicht. Dank der Erdwärme war das Wasser hier dreißig Prozent wärmer als die menschliche Körpertemperatur. Wer versuchte, das jenseitige Ufer schwimmend zu erreichen, wurde buchstäblich

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