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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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deren Familien und offenbarte ihre Methoden und ihren Wahn. Er wusste nur zu gut, mit welcher Systematik man Terroristen abzufangen und ihre Pläne zu vereiteln gedachte. Im Laufe der Jahre hatte er Hunderte von neuen sogenannten “Mausefallen” gesehen und die Versprechungen gehört: Angeblich funktionierte die neueste stets besser als das Vorgängermodell. Nur: Das stimmte alles nicht. Der Tod seiner Frau, seiner Tochter, seiner zwei Söhne, seiner Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten bewies das auf grässliche Weise.
    Ein Reporter namens Louis René Beres hatte einmal geschrieben, Israel dürfe sich, falls es bei einem Angriff um das Überleben des Staates gehe, nicht mehr in die Opferrolle drängen lassen. “Stattdessen”, schrieb er weiter, “hat Israel das bedauerliche, aber klare Recht, sich zum Scharfrichter zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass der Staat die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten hat, ist dieses Recht mittlerweile sogar eindeutig eine staatliche Pflicht.”
    Diese Verpflichtung nahm auch David für sich in Anspruch, und beileibe nicht bloß als Berichterstatter. Er hatte die unheilverkündende Mahnung gesehen, geschrieben mit dem Blut seiner Familie: Die Zeit für neue und immer bessere Mausefallen war abgelaufen. Man würde stets Methoden erfinden, um ein neues System zu überlisten. Es ging also nicht mehr darum – sondern um eine Veränderung im Denken der Mäuse und der Fallensteller. Es ging darum, die Erfinder dieser Systeme, die beim Schutz seiner Familie so kläglich versagt hatten, zur Rechenschaft zu ziehen.
    In fünf Tagen würden genau diese Leute droben im Publikum sitzen, ein Dutzend Meter oberhalb dieser Höhlen, und sich zum Ausklang ihrer Sicherheitskonferenz beim Galakonzert der Wiener Philharmoniker entspannen. Mehr als eine Entschuldigung hatten sie David nicht zu bieten gehabt. Aber das war nicht genug.
    Das Plätschern hatte aufgehört, Wassong demnach das gegenüberliegende Ufer erreicht und wieder festen Boden unter den Füßen. Als er sich bückte, warf der Lichtstrahl der Stirnlampe einen Lichtkegel um ihn herum. In dem Moment sah David, wie etwas in Wassongs Hand metallisch aufblitzte.
    Wie jeder israelische Bürger hatte David zwei Jahre Militärdienst hinter sich und war darin geschult, eine Gefahrensituation blitzschnell zu erfassen. Sobald sein Verstand Fragen aufwarf, forschte er auch schon nach Antworten. Ihm war sofort klar, dass der funkelnde Gegenstand in Wassongs Hand ein Messer war, mit dem er offensichtlich das Seil kappen wollte. Er wollte David zurücklassen.
    Dann hatte Wassong also von Anfang an verhindern wollen, dass das Boot noch einmal über den See gezogen werden konnte? Ein abgekartetes Spiel! Wozu aber dann die Mühe, ihn bis hierher zu führen und ihm die Krypta zu zeigen? Wozu das ganze Theater? Nur des Geldes wegen? Höchstwahrscheinlich. Erst Kohle von David, danach von Abdul.
    Mit einer Kraft, die nur der Wut entspringt, riss David heftig an dem Seil und holte es ein, so schnell er konnte. Ehe Wassong begriff, wie ihm geschah, flutschte ihm der Strick durch den unerwarteten Ruck aus den Händen. Er ließ das Messer fallen und versuchte, mit beiden Händen das Boot zu fassen zu kriegen. Als ehemaliger Söldner war auch er gut durchtrainiert, David war jedoch jünger und kräftiger, und außerdem glitt das Schlauchboot bereits vom Ufer fort.
    Wassong schätzte die Geschwindigkeit falsch ein. Er stolperte mit ausgestreckten Armen vornüber und schrie bereits in Todesangst, bevor er ins Wasser kippte. Beim Aufschlag schnellte sein Körper vor Schmerz hoch und bäumte sich zuckend auf.
    Zuerst dachte David, Wassong könne doch noch entkommen. Doch nein, er wusste, das war ein Ding der Unmöglichkeit. Wassong hatte ihn ja selbst gewarnt: Aus diesem Höllenkessel gab es kein Entrinnen. Wassong schlug wie wild um sich; das Wasser um ihn herum schlug große Kreise. Fünfzehn Sekunden lang zuckte und zappelte er weiter, dreißig Sekunden, vierzig, dann erstarben seine Bewegungen. Regungslos trieb er mit dem Gesicht nach unten auf dem kochend heißen See. Neben ihm schaukelte seine Brille auf den Wellen.

7. KAPITEL
    N ew York City
    Donnerstag, 24. April – 18:00 Uhr
    Es hatte zu nieseln begonnen, doch Malachai Samuels entschied sich gleichwohl, den Weg zurück zu seinem Büro zu Fuß zu gehen. Er kam gerade von einem Termin bei seinem Anwalt, der ihm versichert hatte, die Polizei stehe kurz davor, den Verdacht gegen ihn fallen zu

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