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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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leichte Kopfschmerzen … ist aber halb so wild.”
    Sie merkte, dass er krampfhaft versuchte, sich seine Erschöpfung nicht anmerken zu lassen. Vermutlich hatte er wieder seine “Maske” aufgesetzt. So nannte Meer diesen teilnahmslosen Gesichtausdruck, den ihm nach eigenem Bekunden sein Vater beigebracht hatte – ein Erbe aus den Zeiten der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland.
Zeig nie deine wahren Gefühle. Lass dich nicht aus der Reserve locken. Gib dem Feind nicht noch zusätzliche Munition.
    Nach Meers Auffassung trug ihr Vater die Maske zu oft. Um ihr Leid zu ersparen, das wusste sie wohl. Er hatte sehr viel vor ihr geheim gehalten oder es zumindest versucht: seine Sorge, die ihn angesichts ihrer Schreckgespenster umtrieb. Seine Seelenqualen, als die Ärzte bei der Bekämpfung ihrer Angstzustände versagten. Sein Kummer während ihres Krankenhausaufenthalts, als noch nicht klar war, ob nach Heilung der angeknacksten Wirbelsäule wohl eine körperliche Behinderung zurückbleiben würde. Später dann setzte er alle Hebel in Bewegung, um Meer zu verheimlichen, warum die Eltern sich trennten und letztendlich scheiden ließen. Dabei wusste sie genau, woran die Ehe zerbrochen war: an derselben Sache, die auch ihr das Rückgrat gebrochen hatte.
    “Mäuschen, mein Freund Dr. Schmettering hatte einen Schlaganfall. Er … anscheinend war er dem Stress nicht gewachsen … bei seinem Blutdruck … Das Krankenhaus versucht jetzt, Verbindung zu seinem Sohn aufzunehmen. Der ist auf Reisen. Bis er gefunden ist, müsste ich eigentlich noch hierbleiben. Nur mache ich mir große Sorgen um dich. Passt mir überhaupt nicht, dass du da mutterseelenallein in Wien sitzt.”
    Ihre Mutter hatte immer versucht, sie außen vor zu halten. Ihr Vater sorgte sich um ihre Sicherheit.
    “Ach, mach dir um mich keine Gedanken”, sagte sie mit so gefasster und sicherer Stimme, dass es ihr selbst unheimlich vorkam. Dieselben Worte hatte sie ihm gegenüber schon Hunderte von Malen gebraucht.
    “Ich kann wirklich nichts dafür.”
    “Mach dir keine Sorgen um mich! Ich wohne in einem zauberhaften Hotel, und es hat Zimmerservice. Ich komme schon zurecht.”
    “Wäre ich doch bloß im Hause gewesen! Ich hätte dir das von Herzen gern erspart, die arme Ruth finden zu müssen …”
    Meer hörte ihm an der Stimme an, wie sehr er sich Vorwürfe machte, wie traurig er war. Den Blick auf das Foto von ihr und ihrer Mutter gerichtet, begriff sie, dass es ihr trotz aller Mühen nie gelungen war, jemandes Schmerzen zu lindern. “Tut mir furchtbar leid.”
    “Hat Sebastian dich gefunden?”, wollte ihr Vater wissen.
    “Ja, hat er. Er traf ein paar Minuten nach mir ein. Er ist immer noch hier.”
    “Na, Gott sei Dank. Wenn du was brauchst, wende dich an ihn, ja?”
    “Alles klar. Aber mir geht’s bestens.”
    “Meer, der Arzt will was von mir. Ich muss Schluss machen.”
    “Augenblick noch! Warum wurde deine Haushälterin denn umgebracht? Hat das mit den Vorfällen in der Schweiz zu tun, Dad? Bist du mal wieder auf Schatzsuche? Nach was?”
    Sie hörte, wie er erstickt den Atem anhielt.
    “Erzähle ich dir morgen … wenn wir uns treffen”, sagte er. “Wenn alles gut geht, bin ich morgen wieder in Wien. Der Arzt möchte jetzt mit mir sprechen. Ich melde mich später noch mal.”
    “Warte doch mal …” Sie brauchte Gewissheit.
    “Was denn noch, Schätzchen?”
    “Es geht um die Spieleschatulle, stimmt’s?”

19. KAPITEL
    N ew York City
    Samstag, 26. April – 09:45 Uhr
    Lucian Glass und Douglas Comley saßen vor einem Spionspiegel. Sie beobachteten Detective Barry Branch von der New Yorker Polizei dabei, wie er Malachai Samuels vernahm. Zwischen den beiden auf dem zerschrammten Tisch lag ein schmales, in marineblaues Leder eingebundenes Büchlein von etwa zehn mal zwölf Zentimetern. Auf der Vorderseite prangten in Goldlettern das Wort
“PASSPORT”
, das Wappen der USA sowie etwas kleiner gedruckt der Schriftzug
“United States of America”
.
    Samuels hatte den Pass bisher keines Blickes gewürdigt, geschweige denn nach ihm gegriffen. Lucian wusste es, weil er schon die ganze Zeit das wechselnde Mienenspiel des Reinkarnationsforschers beobachtete und skizzierte.
    Während der vergangenen Monate hatte er Samuels zwar nahezu täglich gesehen, jedoch selten die Gelegenheit gehabt, ihn so hautnah studieren zu können. Nunmehr war er geradezu wie gebannt von seinem undurchdringlichen Blick und seiner Selbstbeherrschung. Samuels war ihm zu

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