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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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ruhig. Selbst die Unschuldigsten wurden nervös, wenn sie polizeilich befragt wurden. War es wohl möglich, dass Samuels unter Selbsthypnose stand und deshalb diese Gleichmut zur Schau trug? Immerhin verstand er sich meisterhaft aufs Hypnotisieren und wandte diese Methode regelmäßig bei der Behandlung seiner jungen Patienten an.
    Lucian blätterte eine Seite um und begann mit einer neuen Skizze.
    “Und deshalb werden die Ermittlungen jetzt offiziell eingestellt.” Detective Branch klang verärgert. Mit einer heftigen Bewegung schob der Beamte den Reisepass über die unsichtbare Mittellinie des Tischs.
    In aller Seelenruhe steckte Samuels das Büchlein ein, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. “Dann haben Sie Ihren Kriminellen also dingfest gemacht? Wer war es denn nun am Ende?”
    Lucian lauschte der einschmeichelnden Stimme des Psychologen nun schon seit Monaten, und doch kam ihm etwas an der bedächtigen, gemessenen Sprechweise nicht geheuer vor. Sie klang zu überlegt. Genauso wie die entspannte Pose war sie nur Mache, um etwas zu kaschieren. Wie Samuels dasaß, wäre er glatt als spanischer Edelmann aus dem 17. Jahrhundert durchgegangen, als Sinnbild von Autorität und aristokratischer Haltung, porträtiert von Van Dyck. Lucian war überzeugt, dass Samuels sich ganz bewusst hinter einer ausgeklügelten Masche versteckte. Man sah ihn so, wie er gesehen werden wollte – als engagierten Psychologen und progressiven Forscher. Hinter der selbstsicheren, eitlen Fassade verbarg sich nach Lucians Ansicht ein tief unglücklicher Mensch, der verzweifelt nach etwas suchte. Aber wonach? Lucian sah bloß die Begierde, nicht aber deren Objekt.
    “Das kann ich Ihnen noch nicht sagen”, knurrte Detective Branch.
    “Er verdient das höchste Strafmaß. Der Kerl ist verantwortlich für etliche grauenhafte Verbrechen.”
    Lucian war gefesselt von der Leidenschaft, die in Samuels’ schwarzen Augen aufloderte. Seine Empörung wirkte dermaßen echt, dass kein Mensch auf die Idee gekommen wäre, dieser renommierte, aus einer angesehenen alten New Yorker Familie stammende Psychologe könne fähig sein, jemanden per Auftragsmord beseitigen zu lassen.
    Branch, ein Kripobeamter Ende dreißig und dem Aussehen nach ein typischer Bürohengst, stützte die Hände auf den Tisch und stemmte sich hoch. “Ich begleite Sie hinaus, Mr. Samuels.”
    Auf der anderen Seite der Spiegelscheibe stand auch Douglas Comley auf. “Passen Sie bloß auf, dass Sie sich nicht verrennen, Lucian! In zehn Tagen werde ich Sie von dem Fall abziehen; ich lehne mich sowieso schon ganz schön weit für Sie aus dem Fenster. Mal wieder.”
    “Wie oft hat sich das als Fehler herausgestellt?”, fragte Lucian.
    Comley grinste. “Bisher hatten Sie mir ja auch immer was zu bieten.
Etwas
… ich traue mich kaum, es Beweise zu nennen.”
    “Ich kenne diesen Mann”, betonte Lucian. “Ich beobachte ihn jetzt seit Monaten. Einem zweiten Schatz der verlorenen Erinnerung auf die Spur zu kommen – dieser Verlockung wird er nicht widerstehen können.”
    “Er?”, fragte Comley skeptisch nach. “Oder Sie?”
    Für langes Hin und Her blieb keine Zeit. Samuels musste das Gebäude jeden Moment verlassen, und wohin er auch gehen mochte: Lucian hatte vor, ihm auf den Fersen zu bleiben. Zumindest für die kommenden zehn Tage. Und im Augenblick bedeutete das hoffentlich einen Platz auf einem Linienflug nach Wien.

20. KAPITEL
    W ien, Österreich
    Samstag, 26. April – 15:03 Uhr
    “Sie sind doch sicher völlig erledigt, Meer”, vermutete Sebastian Otto, als die beiden wieder auf der Straße waren. “Soll ich Sie ins Hotel fahren?”
    “Ich könnte wahrscheinlich sowieso nicht schlafen. Ich glaube, ich spaziere noch ein wenig herum.”
    “Wann haben Sie denn zuletzt etwas gegessen?” Er wies auf ein Kaffeehaus, das etwas weiter vor ihnen lag und das Meer schon zuvor beim Parken aufgefallen war.
    “Danke, aber Sie haben schon genug getan”, wehrte sie ab. “Ich kann Ihre Zeit unmöglich noch mehr in Anspruch nehmen.”
    “Ihr Vater würde es mir nie verzeihen, wenn ich Sie an Ihrem ersten Tag in Wien allein herumlaufen ließe. Darf ich Sie nicht wenigstens zu einem Kaffee einladen? Er wird Ihnen guttun.”
    Die Aussicht auf ein Tässchen Kaffee war in der Tat verlockend. In Wahrheit war Meer ohnehin nicht sonderlich erpicht darauf, allein in ihrem Hotelzimmer zu hocken.
    Während sie zur Straßenecke schlenderten, hielt Sebastian ihr einen längeren Vortrag

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