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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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denen man das Besuchsrecht für ihre Kinder verwehren kann, sind Kinderschänder. Sie sollten sich an einen Rechtsanwalt wenden.”
    Er blickte auf seine Armbanduhr. “Stört es Sie, wenn ich ihn jetzt anrufe? Ich möchte nicht warten, bis ich nach Hause komme. Dann wird es nur noch später.”
    “Nein, natürlich nicht! Bitte, nur zu.”
    Meer schlenderte hinüber zum anderen Ende des Ganges. Durch die Fenster blickte sie hinüber zu dem Waldstück, wo sie am Sonntag spazieren gegangen waren. Im Dunkeln sah man kaum etwas außer dem Widerschein des bleichen Mondlichts auf der Teichoberfläche. Die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt, schloss Meer die Augen und dachte über diesen langen, merkwürdigen Abend nach. Ein sonderbarer und trauriger Abend.
    “Heute Abend kann er nichts unternehmen”, berichtete Sebastian, als er zurückkam. “Auch diese Woche nicht mehr. Die Verfügung anzufechten, das dauert offenbar seine Zeit. Mindestens zwei Wochen, um den Schriftsatz aufzustellen und eine Anhörung zu erwirken. Drunter geht’s nicht.”
    “Schade”, bedauerte Meer.
    Er warf noch einmal einen Blick hinüber zum Krankenzimmer seines Sohnes. Der Pfleger hatte vor der Tür Aufstellung genommen. “Einen Augenblick noch, ja? Dann fahren wir zurück.”
    Meer fiel auf, dass seine Körpersprache diesmal keinerlei Feindseligkeit oder Wut erkennen ließ. Der Pfleger behielt zwar seine wachsame Haltung bei, hörte aber durchaus zu und neigte fast schon mitfühlend den Kopf zur Seite. Schließlich fasste Sebastian in die Jackentasche, zog Stift und eine Karte heraus, schrieb etwas auf und reichte es dem Pfleger. Der starrte das Blatt erst unschlüssig an, nahm es dann aber entgegen und trat beiseite, sodass Sebastian zumindest freie Sicht ins Krankenzimmer erhielt. Eine geschlagene Minute lang stand er da und betrachtete seinen Sohn durch die Scheibe.
    Als sie kurz darauf wieder in Richtung Aufzug gingen, fiel Meer auf, wie schleppend Sebastians Gang geworden war. “Was haben Sie denn da eben dem Pfleger gegeben?”, wollte sie wissen.
    “Meine Telefonnummer. Und eine Belohnung, falls er mich anruft und auf dem Laufenden hält. Immer, wenn ich von hier wegfahre, kommt es mir so vor, als ließe ich meinen Sohn im Stich. An diesem einsamen schwarzen Ort in seinem Kopf, in dem er lebt. Wenn man das überhaupt Leben nennen kann.”
    “Ihre Exfrau hat doch wohl nicht versucht, Ihnen die Schuld an Nicolas’ Zustand in die Schuhe zu schieben, oder?”
    “Das nicht. Aber auch, wenn es Unsinn ist: Als Mann glaubt man eben, man müsse stark sein und sein Kind vor allem schützen, vor buchstäblich allem und jedem. Schafft man das nicht, fühlt man sich als Versager. Dann wird man nur noch von einem einzigen Gedanken getrieben: Irgendetwas muss ich doch tun können!”

60. KAPITEL
    U nter dem Musikverein
    Mittwoch, 30. April – 03:03 Uhr morgens
    Auf dem nackten Boden der Krypta, nur mit der Jacke als Kissen, hatte David sogar noch besser geschlafen als in seinem hässlichen Pensionszimmer. Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten war er nicht von jenen grässlichen, auf posttraumatischen Störungen beruhenden Träumen heimgesucht worden, die ihm zum ständigen Begleiter geworden waren. Stattdessen war er von einer ganz anderen Erscheinung aufgeweckt worden: von Bildfetzen nämlich, plastisch und eindrucksstark. Wenngleich von entsetzlichen Qualen gemartert, hatte er gleichzeitig eine tiefe Befriedigung darüber gefühlt, dass er das Richtige getan hatte.
    Er stand auf, reckte sich und nahm etwas vom mitgebrachten Proviant aus dem Rucksack – eine Flasche Mineralwasser sowie ein hart gekochtes Ei, das er rein mechanisch verzehrte, als sei es bloßer Nährwert ohne Geschmack oder Konsistenz. An jenem letzten Morgen, da hatte seine Frau ihm Eier zubereitet. Er hatte es zwar eilig gehabt, doch Liesel war eisern geblieben. Am Geburtstag seines Sohnes, da wollten sie doch wenigstens alle gemeinsam frühstücken! Nein – er musste aufhören damit; das alles half ihm jetzt nicht mehr. Er nahm ja die Sache selber in die Hand. Handeln, auch wenn aus Zorn und Wut geboren, war immer noch besser als hilfloses Selbstmitleid. Seine Familie sollte nicht umsonst umgekommen sein. Auge um Auge, so stand es in der Bibel. Sein Vorhaben ging sogar noch über diesen Grundsatz hinaus.
    Ein stakkatoartiges Kratzen schreckte ihn aus seinen Grübeleien. Er fuhr herum, die Hand schon am Griff seiner Glock.
    Aber es war bloß eine der Ratten, die

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