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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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dazwischenfahren, doch sie ließ sich diesmal nicht unterbrechen. “Ich weiß, Sie wollen es Nicolas vorspielen, und ich würde Sie ja auch gern in die Lage versetzen, das zu tun. Ich wäre überglücklich, falls die Melodie funktionierte und den Jungen zurückholen würde. Aber das geht nur, wenn es ungefährlich ist. Ich kann es nicht riskieren, dass Sie oder Ihr Junge Schaden nehmen. Das würde ich mir nie verzeihen.”
    Während die letzten Worte noch in der Luft schwebten, überkam Meer ein Gefühl der Traurigkeit. Sie machte sich ja selber andauernd Vorwürfe, schon viel länger als nur ein Leben lang. Aber weswegen? Kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, da wusste sie auch bereits die Antwort: Weil du schuld warst an seinem Tod!
    An seinem Tod? An wessen?
    Die Augen geschlossen, durchforschte sie die bodenlose Schwärze, bis sie schließlich die Umrisse einer Männergestalt erkannte. Doch wer dieser Mann gewesen war, wer sie selber gewesen war, als sie beide sich geliebt hatten – das blieb weiterhin unscharf. Klar war allein die grausige Erkenntnis, dass ein geliebter Mensch ihretwegen sein Leben gelassen hatte. Und irgendwie hatte die Flöte mit dieser Tragödie zu tun.

72. KAPITEL
    D onnerstag, 1. Mai – 09:00 Uhr
    Neun Stunden nach Verlassen ihres Beobachtungspostens trafen sich Lucian Glass und Alexander Kalfus an derselben Stelle wie am Abend zuvor: vor dem Hotel Sacher, Philharmonikerstraße Nummer 4.
    “Laut Auskunft unseres zweiten Observationsteams ist Meer Logan die ganze Nacht nicht heimgekommen”, berichtete der österreichische Inspektor, als er zu seinem amerikanischen Kollegen in den Wagen stieg.
    “Könnten Sie nicht im Hotel nachforschen, ob das Zimmer während der Nacht benutzt wurde? Die Zimmermädchen müssten das doch wissen. Vielleicht ist sie Ihren Leuten entwischt.”
    Kalfus war sichtlich befremdet. “Unwahrscheinlich!”, knurrte er brummig, griff aber dennoch zum Telefon. “Sie schicken jemanden zum Zimmer”, meldete er dann.
    Den Hoteleingang im Blick, schlürfte Lucian gierig wie ein Junkie seinen zweiten Kaffee und hoffte, das Koffein werde ihn endlich wach machen. Die erste Tasse hatte dafür nicht ausgereicht.
    Den Hörer nach wie vor am Ohr, erstattete Kalfus weiter Bericht. “Das Bett von Miss Logan war unbenutzt. Das Badezimmer auch. Nicht mal ein Handtuch feucht.”
    “Meiner Meinung nach sollten wir in der Klinik anrufen und uns erkundigen, ob Jeremy Logan heute Morgen schon Besuch von seiner Tochter hatte. Und wo wir schon dabei sind, können wir gleich nachfragen, wer der andere Typ ist und wo der abgeblieben ist.”
    Aus Kalfus’ Telefon drang erneut Gequäke. “Ja?”, rief der Inspektor nickend und wandte sich dann an den FBI-Agenten. “Also: Laut Auskunft der Kollegen hatte Logan gestern Abend bloß einen Besucher, und das war Ihr Landsmann, dieser Malachai Samuels. Kam um fünf, blieb bis Ende der Besuchszeit, ging um kurz nach acht und ließ sich per Taxi zur Gesellschaft für Erinnerungsforschung bringen. Da blieb er drei Viertel Stunden und fuhr um zwanzig nach elf gemeinsam mit Brecht weg. Die beiden stiegen in Brechts Dienstwagen, und der lieferte Samuels um kurz vor Mitternacht im Sacher ab.”
    “Irgendwelche Anrufe?”
    “Heute Morgen einer, aber der wurde nicht durchgestellt, weil Logan noch geschlafen hat. Wir haben ihn lokalisiert: Er stammte aus einer Telefonzelle im Stadtteil Spittelberg.”
    “Ist das nicht in der Nähe von Logans Haus?”
    “Richtig.”
    “Vielleicht hat Logans Tochter da übernachtet. Oder in einem Hotel in der Gegend. Könnten Sie einen Einsatzwagen hinschicken und die Hotels abklappern lassen?”
    Kalfus griff schon zum Telefon, zeigte dann aber zum Hoteleingang. “Da ist er ja.”
    Beide verfolgten, wie Malachai Samuels draußen auf dem Bürgersteig stand und suchend die Straße entlangblickte. Kalfus ließ schon den Motor an, um gleich losfahren zu können. Lucian wusste, dass sie Samuels folgen mussten und nicht auf Meer warten konnten. Trotzdem ärgerte er sich über seinen Verdächtigen, weil der ausgerechnet jetzt loswollte. Allerdings machte Samuels nun doch keinerlei Anstalten. Noch nicht.
    “Er hat so was im Blick, dieser Typ”, sinnierte Lucian laut. “Als würde er immer zwei Schritte vorausplanen.”
    “Ich schwanke noch, ob er dadurch intelligent aussieht oder eher schuldig.”
    “Beides”, stellte Lucian fest. “Der Bursche ist erheblich schuldiger, als Sie sich träumen lassen, aber

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