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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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konnten mühelos abgefangen werden. E-Mails waren relativ sicher, hinterließen jedoch Spuren. Informationstafeln funktionierten zwar gut, doch er hielt sich lieber an altmodische Methoden. In mehr als fünfundzwanzig Jahren war Pertzler nie aufgefallen, und das aus einem einzigen Grund: Er war außerordentlich gewissenhaft und verhielt sich stets unauffällig und unverdächtig. Nur so gelang es ihm jedes Mal aufs Neue, seine Verpflichtungen einzuhalten. Und auch dieser Auftrag machte da überhaupt keine Ausnahme. Damit alles schnell und korrekt vonstatten ging, war der Kunde bereit, das Dreifache zu bezahlen. Und das Dreifache klang so, als müsste alles dreimal so gut laufen wie sonst.
    Sobald er sicher war, dass er nicht beschattet wurde, nahm er auf einer Holzbank Platz, faltete die International Herald Tribune auseinander und überflog die Titelseite.
    Seltener Beethoven-Brief nach 200 Jahren gefunden
    von Susan Essex, Wien
    Ein Experte des Wiener Auktionshauses Dorotheum hat einen möglicherweise von Ludwig van Beethoven verfassten Brief gefunden. Das zweiseitige Schreiben befand sich in einem Geheimfach einer antiken Spieleschatulle. Sollte die Echtheit des Briefes festgestellt bzw. die Handschrift Beethovens bestätigt werden, könnte der Fund einen Wert von über 750.000 Euro haben.
    Die Nachricht stammt aus bisher ungenannten Quellen. Jeremy Logan, Kurator der Judaika-Abteilung und Finder des Briefes, war zwar für eine Stellungnahme nicht erreichbar, doch das Auktionshaus bestätigte die Existenz des Schreibens.
    Fachleute halten es übereinstimmend für wahrscheinlich, dass die Echtheit des Briefes bestätigt wird, zumal die Schatulle einst Antonie Brentano gehörte, einer engen Freundin des Komponisten und vermutlich seine “unsterbliche Geliebte”.
    Die Spielekassette, ein Geschenk des Komponisten an seine Freundin, gelangt kommende Woche zur Versteigerung. Der Brief hingegen wird nicht Gegenstand der Auktion sein .
    Schätzungen zufolge soll der Wert des Kästchens bei ungefähr 100.000 Euro liegen .
    Millionen von Lesern entnahmen diesem Artikel vermutlich ein und dieselbe Information. In Pertzlers Version hingegen waren einige Dutzend Buchstaben unterstrichen. Nachdem er sie dechiffriert hatte, verrieten sie ihm alles, was er über den angenommenen Auftrag wissen musste. Die Order selber stammte von einem Anrufer, dessen Name nach Pertzlers fester Überzeugung nicht einmal halb so authentisch war wie der Brief, den er nun auftragsgemäß stehlen sollte.

9. KAPITEL
    M einen Anfang nahm ich weder durch Geburt noch durch Empfängnis. Ich wuchs und wurde durch unzählige Jahrmillionen hindurch. Alle meine vormaligen Leben haben ihre Stimmen, Echos, Mahnungen in mir. Oh, zahllose Male werde ich erneut geboren werden.
    – Jack London, Die Zwangsjacke –
    Samstag, 26. April – 07:30 Uhr
    Ganz vorn am Förderband standen ein Mann und eine Frau dicht beisammen. Sie waren ins Gespräch vertieft und warteten auf ihr Gepäck.
    “Also dann – ab wann ist Einlass in den Konzertsaal?” Der sehr hochgewachsene Mann trug eine goldene Rolex, ein blaues Jackett mit Goldknöpfen, weißes Hemd, Jeans sowie Stiefel aus Eidechsenleder. Ungeachtet der saloppen Kleidung und des lässigen texanischen Singsangs klang seine Stimme gepresst. Sein Blick schweifte ununterbrochen forschend über die anderen Passagiere, als könne jeder der Umstehenden eine Gefahr darstellen.
    “Besichtigung des Konzertsaals ist für morgen vorgesehen …” Die Frau sprach in einem etwas weicheren Tonfall als ihr Begleiter, und ihre Garderobe, obwohl genauso leger, wirkte nicht so teuer wie seine. Sie unterbrach sich mitten im Satz, beugte sich vor und zog ein Gepäckstück vom Band herunter. Dabei fiel ein an einem dünnen Kettchen hängendes Silberkreuz nach vorn, pendelte hin und her und blitzte im Licht hell auf. Ehe Tom Paxton reagieren und ebenfalls zupacken konnte, hatte sie den großen Koffer bereits vom Fließband gewuchtet und vor ihren Füßen abgestellt.
    Auf dem Gepäckanhänger, rund um einen stilisierten goldenen Erdball herum, prangte der Schriftzug “Global Security Inc.”. Darunter stand dick gedruckt der Name der Frau: Kerri Nelson. Außerdem waren noch die Internetadresse von Global Security angegeben, ferner Telefonnummer und Anschrift der Firma aus Houston, Texas.
    “Wie bitte? Morgen erst?” Tom fuhr sich mit den Fingern durch das sonnengebleichte Haar und sah sich abermals forschend um. “Was soll der

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