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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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gehen und das Telefon …
    “Gratuliere, Kollege, das ist ein bedeutender Fund für dich!”, sagte Schmettering nun. Er kam zu Jeremy hinüber und klopfte ihm anerkennend auf den Rücken. Dann nahm er ihn beiseite, weg vom Tisch und hin zur Couch.
    “Er ist also echt?”, fragte Jeremy.
    “Für mich besteht kein Zweifel.” Schmettering nahm zwei Schwenker vom Beistelltischchen, schenkte in jedes einen Fingerbreit Cognac ein und reichte Jeremy ein Glas. “Ist zwar noch früh am Tag, ich weiß, aber deine Leistung muss gebührend gewürdigt werden.”
    Jeremy nahm das Glas dankend entgegen.
    “Obwohl es gleichzeitig kompliziert ist, nicht wahr?”, fuhr Schmettering fort. “Beethoven gesteht sehr freimütig, dass er sowohl in einen Raub als auch in eine Fälschung verwickelt war.”
    “Was bedeutet, dass ich derjenige bin, der Beethoven als Kriminellen entlarvt.”
    “Es gibt bestimmt passionierte Beethoven-Anhänger und -Forscher, die eher dich vernichten würden als zuzulassen, dass du den Ruf ihres Idols ruinierst.”
    Jeremy hob die Schultern.
    “Das ist dir egal? Sollte es aber besser nicht. Hier geht’s schließlich um Beethoven, den Maestro, die Ikone. Deine Enthüllungen sind ein Pulverfass.”
    Auf dem Rasen landete gerade ein Rotkehlchen im Vogelbad – eine Bewegung, die Jeremy ablenkte. Durchs Fenster betrachtete er den Vogel, der beim Trinken den Schnabel ins Wasser tunkte, als er zufällig eine Spiegelung in der Scheibe bemerkte. Hinter ihm kam jemand ins Zimmer, und gleich darauf hörte er, wie Schmettering einen zornigen Ruf ausstieß.
    Jeremy fuhr herum. Vor Schmettering stand ein Mann mit einer schwarzen Wollmaske über dem Gesicht und richtete einen kurzläufigen Revolver direkt auf dessen Brust.
    “Bleiben Sie, wo Sie sind!”, knurrte er Jeremy auf Deutsch an. “Nicht vom Fenster wegbewegen!”
    Wenn Jeremy auf Schatzsuche war, trug er normalerweise seine Glock bei sich, eine automatische Pistole österreichischer Machart. Die allerdings lag jetzt eingeschlossen im Handschuhfach seines Wagens, draußen in der Einfahrt. Warum, so ärgerte er sich nun, hatte er sie nicht bei sich? Er musste etwas unternehmen, und zwar schnell. Er schätzte die Entfernung zwischen seinem Standpunkt und dem Schreibtisch ab. Ob er den Eindringling angreifen und ihm die Waffe entwinden konnte, ohne Schmettering zu gefährden?
    Dann, oh Wunder, tönten vom Flur her Schritte. Der Maskierte hörte sie offenbar nicht. Vielleicht war das die Gelegenheit, die Jeremy brauchte! Wenn der Maskierte sich zu dem Neuankömmling umdrehte, konnte man sich vielleicht auf ihn stürzen und ihm die Pistole entreißen.
    “Hier … hier gibt es nichts Wertvolles!”, stammelte Schmettering. Das war natürlich gelogen, und zwar nach Jeremys Ansicht nicht einmal überzeugend. “Nur … nur die Bücher … der Stapel da … Erstausgaben … Nehmen Sie die!”
    Der Maskierte beäugte das auf dem Schreibtisch liegende Blatt. “Was ist das?”
    Schmettering gab keine Antwort.
    “Was das ist!”, schnarrte der Maskierte, wobei er Schmettering die Pistolenmündung noch heftiger vor die Brust rammte. Der aber ließ sich nicht beirren und legte die Hand auf den Beethoven-Brief.
    Die Schritte kamen immer näher. Jeden Augenblick musste jemand um die Ecke biegen.
    “Soll er’s doch nehmen, Karl”, rief Jeremy. Sein Freund war alt und schwach; er hatte Angst um ihn.
    Schmettering rührte sich nicht.
    “Karl! Lass es los!”
    Aber Schmettering gab den Brief nicht frei.
    Endlich waren die Schritte direkt an der Tür. Gespannt und mit heftig klopfendem Herzen schaute Jeremy hin, bereit, einen Warnruf auszustoßen, der hoffentlich gleichzeitig als Hilferuf diente.
    Ein Mann trat über die Schwelle – verdammt! Jeremy hätte es gleich wissen müssen. Das hatte er nun von seinem Optimismus! Der zweite Unbekannte trug nämlich ebenfalls eine schwarze, wollene Skimaske, und auch er hielt eine Waffe, die er nun auf Jeremy richtete, während sein Komplize seinen Revolver nunmehr so nachdrücklich einsetzte, dass Schmettering die Hand doch vom Blatt nahm. Der Beethoven-Brief, der wie ein Blitz über die Tischplatte zuckte, war das Letzte, das Jeremy sah.

12. KAPITEL
    W ien, Österreich
    Samstag, 26. April – 10:36 Uhr
    Inspektor Fieske, ein Kriminalbeamter mit traurigen Dackelaugen und buschigem Schnauzbart, stellte Meer eine Frage nach der anderen, und auf keine wusste sie eine Antwort. Nein, sie hatte keine Ahnung, wo ihr Vater war. Nein,

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