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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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Kuppeldecke gerichtet, versuchte Margaux, Fassung zu wahren, indem sie sich auf die Aberhunderten winzigen, wie Sterne funkelnden Spiegel konzentrierte. Casper hatte ihr schon berichtet, es gebe in ganz Wien kein anderes Bauwerk von solcher Formschönheit, und dass das stimmte, das wurde ihr hier deutlich vor Augen geführt. Welch eine Schatztruhe! Tische mit Intarsien aus Lapislazuli, Karneol, Tigerauge, Onyx und Malachit. Goldene Beschläge mit goldverbrämten Profilen schimmerten im Kerzenlicht. Ölgemälde von Szenen aus dem alten Ägypten verliehen den Räumlichkeiten ganz neue Dimensionen. Und der Geruch! Rauchschalen an allen vier Ecken des Saals erfüllten die Luft mit dem Duft desselben Weihrauchs, den ihr Gemahl ihr von seiner letzten Reise mitgebracht hatte. Hier zu sein, das war, als würde sie alles mit den Augen ihres Mannes sehen. Sie musste regelrecht mit den Tränen kämpfen, die ihr schon in die Augen traten.
    “Wäre Caspar jetzt hier – vermutlich würde er mir vorhalten, dass es immer ein Fehler ist, Sie zu unterschätzen”, sagte Toller, der nun eintrat und sie begrüßte. “Er meinte immer, Sie wären wie der Mistral in Ihrem Heimatland: ein ruhelos wehender Wind. Er hatte ganz recht. Durch Ihr Kommen verstoßen Sie gegen unsere sämtlichen Statuten, Frau Niedermeier. Ich hätte schon beizeiten auf Ihren Brief geantwortet.”
    Ihr Mann hatte Toller zwar so weit vertraut, dass er ihn auf seine Indien-Expedition mitnahm, doch das leichenhafte Erscheinungsbild jagte Margaux jedes Mal aufs Neue einen Schauder über den Rücken. Als er nunmehr einen Handkuss andeutete, drang ihr ein Hauch seines ranzigen Geruchs in die Nase. Er stank, als verfaule er gleichsam bei lebendigem Leibe.
    “So lange kann ich nicht warten.”
    “Sind Sie etwa in Ihrer eigenen Kutsche hergekommen?”, fragte er misstrauisch.
    Die drei goldenen Schlüssel, die er an einem Kettchen um den Hals trug, funkelten im Feuerschein des Kamins. Margaux wusste zwar, dass er Caspars Nachfolger als Anubis war, als Seelenführer ins Land der Toten, aber es tat ihr doch weh, ihn mit der Halskette zu sehen. Damals, als ihr Gatte noch Vorsitzender der Gesellschaft war, hatte er sie ihre gesamte Ehe hindurch unter dem Hemd getragen. Als Toller sie dann aufsuchte, um ihr mitzuteilen, er sei allein aus Indien zurück, und als sie die Schlüssel an seiner Kehle baumeln sah, da hatte sie an sich halten müssen, um sie ihm nicht vom Hals zu reißen.
    Die Schultern gestrafft, richtete sie ihre schlanke Gestalt zu voller Größe auf. “Ja, ich bin in meiner Kutsche gekommen.” Es kostete zwar Mühe, doch ihre Stimme zitterte kein bisschen.
    “Wartet der Kutscher draußen?”
    “Nein, selbstverständlich nicht. Der ist im Park, unten an der Straße. So dumm bin ich nicht.”
    “Haben Sie jemandem gegenüber erwähnt, dass Sie sich hierherbegeben?”
    “Was soll das Verhör?”
    “Pardon, aber jetzt, da halb Europa zum Kongress hier weilt, müssen wir noch mehr darauf achten, dass die Gesellschaft kein unnötiges Aufsehen erregt. Tausende von Würdenträgern und Delegierten, und alle mit einem eigenen Spion im Schlepptau! Ungeachtet unserer angeblich so aufgeklärten Zeiten ist unsere Existenz laut kaiserlichem Gesetz ein strafwürdiges Vergehen.”
    “Das ist mir bekannt. Caspar hat es mir alles haarklein erklärt. Ich würde nicht …”
    “Kommen Sie, Frau Niedermeier, ich begleite Sie zurück zu Ihrer Kutsche.” Toller nahm sie beim Arm.
    Sie entwand sich ihm und rührte sich nicht vom Fleck. “Ich bin Caspars Ehefrau. Nach österreichischem Recht geht sein Eigentum in meinen Besitz über. Ich bin gekommen, um Anspruch zu erheben auf die Funde, die er bei seiner letzten Expedition gemacht hat.”
    “Die Funde gehören der Gesellschaft.”
    “Irrtum, Herr Toller. Ich habe sämtliche Expeditionen meines Gatten aus meinen Mitteln finanziert. Also, wenn ich bitten darf! Würden Sie mir bitte die Sachen aushändigen, deretwegen ich hergekommen bin?”
    “Ja, so weit kommt’s noch!” Toller platzte der Kragen. “Den Teufel werde ich tun!”
    Margaux hatte mit Major Wells besprochen, was wohl passieren würde, falls Toller sich sperrte. Insofern war sie vorbereitet und ließ sich nicht beirren. Ohne abzuwarten, ob Toller ihr folgte oder nicht, durchmaß sie das Foyer und betrat mit raschen Schritten das Allerheiligste, als wäre sie schon x-mal da gewesen und kenne sich ganz genau aus. Es war ein erhebendes Gefühl, in diesen

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