Der beiden Quitzows letzte Fahrten
machen. Bleibt bei mir, so lange es Euch gefällt, nur laßt mich ungestört meine Wege gehen!«
»Können wir nicht noch erfahren, welches große Unglück es ist, welches heut’ über Euch und unsern Vater gebracht werden sollte?«
»Hrrr! Hm! Es ist Mehreres, von dem ich Euch nur das Eine sagen will, daß ein Mann, der den ›schwarzen Dietrich‹ besser gekannt hat, als sogar Ihr ihn kennt, und den ich längst gestorben oder verschollen glaubte, aus der Ferne herbeigekommen ist, um sich an ihm und wohl auch an mir für ein Leid zu rächen, welches ihm von Eurem Großvater und dann später auch von dem Herrn Dietrich angethan worden ist.«
»Von dem Großvater? Welches Leid war dies?«
»Laßt es gut sein! Es ist besser für Euch, wenn Ihr von solchen Dingen nimmer Etwas vernehmt!«
»Aber es ist doch unsere Pflicht, dieses Leid nach Kräften zu sühnen oder gut zu machen!«
»Sühnen? Gut machen? Hrrr! Hm! Das ist längst zu spät und nie mehr möglich, vielmehr gebietet es mir die Sorge für mich und Euch, den Mann durch Gewalt an – Hrrr! Hm! wollte sagen, den Mann zur Schweigsamkeit zu vermögen.«
Er hatte etwas Anderes sagen wollen und den angefangenen Satz vorsichtig unterbrochen. Dietz aber errieth die Worte, welche unausgesprochen geblieben waren, und faßte den Vetter bei der Hand.
»Fügt dem früheren Unrechte nicht ein neues bei,« bat er. »Ich weiß nicht, um was es sich handelt, aber ich will es nicht haben, daß unsertwegen etwas Ungutes geschehe!«
»Was ich zu thun habe, das geht Dich nichts an. Wer einen Feind und Verräther schont, der reißt sich selbst die Mauern ein. Nun aber geht; das viele Reden hat mich ganz von Kräften gebracht. Hrrr! Hm! Ich denke, daß mir ein tüchtiger Schluck ganz von Nöthen sein wird; meine Kehle ist mir so heiß und trocken geworden wie eine Feueresse; also macht, daß Ihr von hinnen kommt, sonst klebe ich inwendig vor lauter Durst zusammen!«
Es blieb ihnen nichts übrig, als seinem Willen Gehorsam zu erweisen, obgleich das Gespräch noch zuletzt eine Wendung genommen hatte, die ihnen eine Fortsetzung desselben wünschenswerth machte. Wieder auf ihrer Stube angekommen, fielen sie einander sprachlos und weinend in die Arme. Der Schlag, welcher sie getroffen hatte, war zu groß, daß sie sich schwacher Worte hätten bedienen sollen, und der Schmerz über den Verlust ihres besten, ihres heiligsten Ideales machte sich nur in heißen Thränen Luft. So hielten sie sich lange umschlungen, und erst dann löste sich die treue Umarmung auf, als ihr Auge keine Thränen mehr fand.
»Weißt Du, welchen Mann der Vetter meint?« frug endlich Cuno.
»Wohl keinen Andern, als den Mönch,« antwortete Dietz. »Du hast mit gehört, daß er nur verkleidet sein soll; er ist kein Klosterbruder, und es droht ihm Gefahr. Der Vetter sagt, daß ihm ein Leid geschehen sei; wir dürfen nicht zugeben, daß ihm ein zweites und größeres zugefügt werde. Willst Du ihn mit retten?«
»Wie darfst Du fragen, ob ich will! Ist es nicht eine heilige Verpflichtung für uns, ihn in unsern Schutz zu nehmen?«
»Gewiß ist es das! Und dann werden wir von ihm vielleicht auch alles erfahren, was der Vetter uns verschwiegen hat.«
Er wurde verhindert, mehr zu sagen, denn Schwalbe trat ein. Das geheimnißvoll pfiffige Gesicht, welches er machte, schien auf eine Neuigkeit zu deuten, die er den jungen Männern bringen wolle.
»Wenn der Schwalbe sich eenmal Etwas vorgenommen haben thut,« meinte er, »so thut es ihm auch keene Ruhe lassen, bis er es fertig gebracht haben werden wird.«
»Wie meinst Du das?«
»Wie ich dat meenen thue? Nun, ich habe mir off die Lauer begeben und Etwas erfahren, was für Euch gut sein können werden thut.«
»Schön! daß Du ein schlauer Bursche bist, das wissen wir. Sage an, was es giebt.«
»Wat es giebt. Nun, es giebt eene Neuigkeit, die ich erlauscht haben thue. Herr Claus that sich nämlich zu die beeden Wenden begeben, und weil dat off etwas Ungewöhnliches schließen dürfen ließ, so schlich ich mir hinter ihm her und that mein Ohr leise an die Thür legen. Wat ich da gehört habe, dat is im Betreff off den Klosterbruder, von welchem Ihr vorhin gesprochen haben thut.«
»So sprich, und stelle uns nicht so lange auf die Probe.«
»Erzählen? Ich thue ja schon längst damit angefangen haben! Ich habe mich die Geschichte nicht richtig zurecht legen können, weil ich Vieles nicht verstehen that; aber es is eenmal eene große Räuberburg gewesen an
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