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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehen werden will! Ich thue Euch nich brauchen, das is wahr; aber Ihr thut mir nothwendigkeiter Weise gebrauchen, und dat is ebenso auch wahr. Ich thue mit Euch gehen werden, und wenn Ihr mir nich mitnehmen wollt, so werde ich immer hinter Euch herlaufen, bis Ihr mir aus Gnade und Barmherzigkeit erlauben müßt, mitzukommen. Dann will ich vor den Klosterthüren für Euch betteln und bei den Bauern für Euch einbrechen, und wer Euch etwas zu Leide thun mögen will, den thue ich todtschlagen. Und wenn dat Alles gar nicht mehr gehen und helfen will, so thut Ihr meinetwegen mir selbst schlachten und braten und aufessen. Und der Caspar Liebenow, der Wachtmeister, der wird auch nich hier bleiben, sondern – – – erlaubt, Herr Junker, daß ich schnell zu ihm laufen thue!«
    Dieser Entschluß kam so rasch und wurde so schnell ausgeführt, daß der Sprecher verschwunden war, noch ehe einer der beiden Brüder den geringsten Einwand hatte machen können. Und ebenso schnell wurde die Thür wieder geöffnet, und Schwalbe brachte den Kameraden beim Arme hereingezogen. Es war offenbar, daß derselbe sich in der Nähe aufgehalten hatte; jedenfalls aus demselben Grunde, der auch Schwalbe die Veranlassung geworden war, seine Augen und Ohren offen zu haben.
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche,« rief er, indem er sich dem kräftigen Griffe zu entziehen suchte, »aper, Pruder Schwalpe, was ist denn eigentlich für ein Deiwel in Dich hineingefahren, daß Du mich draußen üperfällst und hereinschleppst, als sollte ich hier auf der Stelle gekocht und gepraten werden!«
    »Dat thust Du gleich hören werden! Komm nur eenmal her, Caspar. Die Herren Junker werden Dich Etwas sagen, worüber Du Dir wundern wirst.«
    »Wundern? Das thue ich schon sehr genugsam üper Dich, denn es ist mir seit der Nacht, wo Du mit Deinem Kopfe die Hütte pei Garlosen einranntest, gar nicht vorgekommen, daß Du Kraft in Deinen alten Knochen hast. Was ist es denn eigentlich, was ich erfahren soll?«
    »Dat will ich Dich selber sagen: Die Junker thun nich mehr hier bleiben wollen, sondern werden schon heut wieder fortzugehen beginnen!«
    »Was? Nicht länger hier pleipen? Schon heut wieder fort zu gehen peginnen? Da schlage doch der Plitz in die Geschichte! Da hape ich mich gefreut wie ein König, daß Ihr hier so schön pei uns seid, und nun wollt Ihr schon wieder gehen?«
    »Ja, mein guter Liebenow, es wird wohl nicht anders werden!«
    »Gut, wenn es nicht anders sein kann! Aper wo werden wir denn hingehen?«
    »Wir? Davon ist wohl keine Rede! Ihr werdet auf Garlosen zurückbleiben, bis einmal die Zeit gekommen ist, wo wir Eurer mehr bedürfen als jetzt.«
    »Mehr pedürfen? Mord und Todtschlag, wann werdet Ihr uns denn mehr prauchen und pedürfen als grad jetzt? Nein, entweder pleipt Ihr hier, und wir mit Euch, oder Ihr geht fort, und wir auch mit Euch! Glaupt Ihr denn etwa, daß wir es nur eine einzige Stunde ohne Euch hier aushalten könnten, nun wir Euch einmal hier gehapt hapen? Nein, daraus wird nichts! Nicht wahr, Pruder Schwalpe, wir verlassen unsere liepen kleinen Junker nicht?«
    »Wat denkst Du denn eigentlich von mich, daß Du mir noch fragen kannst? Ich thue Dir ja dieserwegen hereingeschleppt haben, um damit Du mich beistehen sollst gegen die Junker, die uns nich mitgehen lassen wollen thun!«
    »Nicht? Mordplitz und Mohrenelement! Gott straf mich, wenn ich fluche, aper davon kann ja niemals und nimmer nicht die Rede sein, daß wir uns hier noch länger auf den Straßen herumprügeln, damit die Poldewins und der dicke Claus ihren gewohnten Humpen hinunterspülen können! Ich hape die Puschklepperei von ganzem Herzen satt, und ganz Stapenow sammt Garlosen ist mir so üperdrüssig, als hätte ich siepzig Jahre lang Steine davon zu kauen gehapt. Wir gehen mit, Pruder Schwalpe, und wer Etwas dagegen hat, der mag alleine gehen, wir aper laufen dahinter her!«
    »Da thut Ihr es ja hören, Herr Junker! Der Liebenow läßt sich nich halten, und da thue ich auch nich anders können!«
    Nun erhob sich ein Wettstreit zwischen den Brüdern und den beiden treuen Leuten, der schließlich so laut und leidenschaftlich wurde, daß Dietz allen Ernstes zur Ruhe mahnen mußte. Und da weder Bitten noch Vorstellungen Etwas halfen, so war er endlich gezwungen, seine Hülfe zu den Befehlen zu nehmen. Da mußten sich nun allerdings die zwei Widerspenstigen nothgedrungen fügen. Mit wahren Armensünder-Gesichtern standen sie da, und die tiefste

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