Der beiden Quitzows letzte Fahrten
der Spree, wo der richtige Dietrich von Quitzow gefangen gehalten werden that. Dort is der falsche Dietrich von Quitzow Anführer gewesen, und der Graf Günther von Lindow hat mit den Berliner Bürgern dat Nest erstürmt, wobei der Richtige todtgeschlagen worden is. Dieser Richtige hat eenen Vater gehabt, welchem Euer Großvater, der Ritter Cuno von Quitzow, die Braut weggenommen haben that, von der seit diesen Zeiten der Falsche abstammen thut. Sie is dann als Amme auf Schloß Quitzhövel gekommen und hat aus Rache den Richtigen mit dem Falschen umgetauscht. Ihr Mann, welcher der Jäger Günther sein that, that darauf nach Lübeck gehen und hat sich jetzt verkleidet auf Stavenow eingestellt, weil er Etwas thun will, wat ich nich verstehen thun konnte. Es thaten noch mehrere Personen bei der Geschichte sein, een wendischer Priester, eene Hexe Macha, een Bürgermeister von Lübeck, een alter Graf aus Schwaben, den der falsche Ritter Dietrich mit seinem Sohne in das Verließ hatte stecken lassen gehabt, der Wratislaw, dem Gieljuschken sein Vater, die den Richtigen bewachen mußten, und eene Schrift, die darüber abgefaßt werden that. Aber die Thür is so dick, und die Drei thaten so leise sprechen, daß ich nich verstehen konnte, wat alle diese Leute dabei zu thun gehabt haben wurden. Auch der Ritter Claus thut mit in die Räuberburg und in dem Richtigen seine Gefangenschaft mit verwickelt gewesen sein, und nun soll der Jäger Günther heut’ Abend fortgeschafft werden.«
»Nach Garlosen in’s Gefängniß?«
»Dat hat erst werden sollen; aber dann meente Herr Claus, een Todter thäte nich mehr sprechen können, und im Walde thäte viel Platz zu eenem Grabe sein. So, dat is es, wat ich gehört haben thue; dann mußte ich mir schnell von die Thür wegmachen, weil ich hören that, daß die Unterredung een Ende nehmen wollen werde.«
Der Bericht Schwalbe’s war höchst mangelhaft, und bei seiner eigenthümlichen Art und Weise, sich auszudrücken, gesellte sich zu dieser Mangelhaftigkeit noch eine Unklarheit, die es den Jünglingen fast unmöglich machte, sich über die Verhältnisse zu orientiren, welche dem belauschten Gespräche zum Gegenstande gedient hatten. Doch erkannten sie wenigstens so viel, daß unter dem »Falschen« ihr Vater und unter dem »Richtigen« jener ermordete Gefangene zu verstehen sei, daß es sich also um die gesetzlich richtige Abstammung ihres Vaters handle. Die einzige befriedigende Aufklärung konnte ihnen nur der Mönch geben, der nach dem Gehörten in der größten Gefahr schwebte, den ihnen unbekannten Zweck seines Kommens mit dem Tode zu büßen. Hier in Stavenow oder gar in Garlosen war ihres Bleibens nicht länger, das erkannten Beide, ohne daß sie sich eine Mittheilung davon machten. Und wenn sie, die Söhne des Geächteten, nun auch nicht hatten, wo sie ihr Haupt zur Ruhe legen konnten, so war diese Armuth doch besser als aller Reichthum, der seine Wurzel in das Unrecht gründet und seine Nahrung aus der Vergewaltigung zieht.
»Du hast Deine Sache gut gemacht,« belobte Dietz den treuen Diener, »und wir möchten Dir gern alle Liebe und Güte für Deine Aufmerksamkeit erweisen; aber dies ist uns nicht möglich, denn wir haben selbst nichts, gar nichts von dem, was wir bedürfen, und müssen noch heut wieder von hier fortgehen, ohne daß wir wissen, wohin der Weg uns führen wird.«
»Fortgehen?« fragte er erstaunt. »Dat is mich noch nich einleuchtend; habt Ihr doch Euren Vetter, den Ritter Claus hier und auch uns – ich thue nämlich mir und den Caspar Liebenow meenen. Wat Ihr hier auf Stavenow gewollt haben thut, dat thue ich allerdings nich wissen, und ob Ihr Eure Sache hier schon abgemacht haben werdet, dat thue ich erst recht auch nich wissen, aber, Gott straf mir, wenn ich fluche, wie der Wachtmeister immer sagen thut, Mordelement und Mohrenblitz, wenn Ihr off alle Fälle fort wollen thun werdet, so bleibe auch ich keene Minute länger in diesem alten Winkelneste, sondern ich thue mit Euch gehen, wohin Ihr mir nur immer führen thun werdet!«
»Nein, Schwalbe, das geht nicht! Hier hast Du Alles, was Du verlangen kannst, und bei uns findest Du gar nichts von dem, was Du als Diener zu fordern hast, denn wir sind so arm und elend, daß wir nicht einmal ein Stücklein Brodes für uns selbst haben. Auch giebt es keinen Ort, den wir unser eigen nennen dürfen, und wir wissen noch gar nicht einmal, wohin wir uns wenden werden.«
»Dat is es ja eben, weshalb ich mit Euch
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