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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch Weiteres vorgegangen ist. Der unglückliche Stecken hatte mich vollständig um die Pesinnung gepracht, und als ich sie wiederpekam, lag ich mit Stricken gepunden auf der Erde und nepen mir der Ritter, welcher sich vorher so tapfer gewehrt hatte. Es war Nacht; nicht weit von uns prannte ein Feuer, an welchem der Schwarze stand und um ihn eine ganze Schaar von Mannen, dreifach so viel als diejenigen, mit denen wir vorher zu thun gehapt hatten. Er trug den einen Arm in einer Pinde und schaute so grimmig nach dem Orte, an welchem wir im Dunkeln lagen, als op er uns verschlingen wolle.«
    »Da ist es der auf dem Falben gewesen, der ihm gebracht hat bei die Wunde?«
    »Denke es, Constapel.«
    »Gefangen war er nicht, wie Ihr?«
    »Nein.«
    »Und die Frau mit den Kindern?«
    »War auch nicht zu sehen. Die Männer pefanden sich jedenfalls in einer Perathung darüper, was mit uns zu peginnen sei, wie ich aus ihren Pewegungen pemerkte und aus den Plicken, die sie auf uns warfen. Gutes hatten sie nicht vor, das zeigten ihre Mienen, und deshalp untersuchte ich die Pande, mit denen ich gefesselt war. Sie waren aus Hanf und eng und fest um Hände und Füße geschlungen, so daß an ein Zerreißen nicht zu denken war. Aper man war so unvorsichtig gewesen, mir mein Messer zu lassen, welches am Gürtel hing. Ich zog es mit der einen Hand heraus, nahm den Griff zwischen die Zähne, und pald war der Strick entzwei und ich an den Händen frei. Es war gut, daß wir im Dunkel lagen, denn sonst hätte man meine Pewegungen pemerkt. Mit einem raschen und vorsichtigen Schnitte löste ich auch den Strick, welcher mir die Knöchel zusammen hielt und wandte nun meine Aufmerksamkeit dem Ritter an meiner Seite zu.«
    »Heilige Kanone, Kapitän. Macht, daß Ihr fortkommt von den Kerrels, sonst schlagen sie Euch todt, und ich pekomme Euch im ganzen Leben nicht wieder zu sehen!«
    »Hapt keine Sorge um mich, Sam Haperland! Der Piet Liepenow weiß sich seiner Haut zu wehren, und ich könnte doch nicht im ›heiligen Menschenfresser« sitzen, wenn sie mir an das Lepen gegangen wären!‹
    »Da habt Ihr Recht! Wie wurde es denn weiter?«
    »Der Ritter war unverletzt, wie es mir schien, und pei voller Pesinnung; er hatte mich peopachtet und fragte jetzt mit leiser Stimme«:
    »Ist Dir’s gelungen?«
    »Ja,« antwortete ich ebenso leise.
    »So rücke ein wenig näher und versuche, auch meine Stricke zu zerschneiden.«
    Ich that, wie er mir geheißen hatte. Als er sich frei fühlte, reckte er die starken und geschmeidigen Glieder und meinte:
    »Sage mir Deinen Namen!«
    »Ich heiße Peter Liepenow.«
    »Gut! Ich bin der Graf Richard von Warwick und werde Dich zu belohnen wissen. Kannst Du Deine Füße noch gebrauchen?«
    »Ja, denke ich.«
    »So folge mir in den Wald und sieh darauf, daß wir beisammen bleiben!«
    »Kaum hatte er diese Worte gesagt, so sprang er empor und pefand sich mit einigen weiten Sprüngen hinter den Püschen. Ich war hart hinter ihm her, und wir hatten schon eine ziemliche Strecke zurückgelegt, ehe das Geschrei der Verfolgenden ertönte. Hatten sie uns nicht forteilen sehen, oder waren sie vor Ueperraschung sprachlos gewesen, ich weiß es nicht, aper jetzt riefen und prüllten sie um so mehr, und das war gut für uns, denn wir konnten dadurch hören, in welcher Richtung sie uns verfolgten und wie weit sie noch von uns entfernt waren.«
    »Heilige Kanone! Lauft Kapitän, daß Ihr vorwärts kommt, sonst nehmen sie Euch beim Schopfe, und dann lassen sie Euch das Messer nicht wieder!«
    »Keine Angst, Sam Haperland; sie hapen uns nicht pekommen. Wir segelten pei gutem Winde und mit einer Geschwindigkeit von wenigstens fünfzehn Knoten für die Stunde durch die Sträucher, pis endlich unsern Lungen der Proviant ausging. Da pliepen wir stehen, um zu horchen. Sie hatten einen verkehrten Cours eingeschlagen und nichts war mehr von ihnen zu hören. Da meinte der Graf«:
    »Kennst Du diese Gegend?«
    »Ein Wenig.«
    »Getraust Du Dir, den Ort wieder zu finden, an welchem ich überfallen worden bin?«
    »Jetzt nicht, aper am Tage vielleicht eher.«
    Er stand einige Minuten und üperlegte. Es mußten gar pöse Gedanken durch seinen Kopf gehen, denn sein Athem ging laut und hastig und ich hörte ihn mit den Zähnen knirschen. Jedenfalls dachte er an sein Weib und die Kinder, von denen er getrennt worden war.
    »Es hilft Nichts, wenn ich auch ungeduldig werde,« sagte er endlich halplaut zu sich selbst. »Ich muß warten, um sie desto

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