Der beiden Quitzows letzte Fahrten
meinen ›langen Tom‹ und schieße der Galione eine Kugel auf den Pelz, daß sie für ewige Zeiten genug hat. Der Sam Haberland weiß zu zielen, und wenn der Rolf das etwa nicht glaubt, so zeugen wir ihn sicher davon über, sobald er es wagt, auf uns zu halten!«
»Recht so, alter Seelöpe. Wir werden uns vielleicht lange in seinem Gebiete herumtreipen müssen, pis der Graf von Costnitz zurückkehrt, und da kann die Gelegenheit für ihn pald kommen, mit uns anzupinden.«
»So wißt Ihr noch nicht genau, ob wir in Hamburg liegen bleiben oder Fracht von dort nach einem anderen Orte nehmen?«
»Nein, das werde ich erst vom Grafen erfahren. Aper die ›Schwalpe‹ ist sein Liepling, und die wird er wohl nicht für Andere zum Geprauche feil pieten. Es ist darum möglich, daß wir in Hampurg liegen pleipen, um ihn dort zu erwarten.«
»Dann nehme ich Urlaub, und gehe in die Heimath, um zu sehen, was aus meinem Stavenow geworden ist.«
»Hapt Ihr noch Verwandte dort?«
»Nur einen Bruder, welcher Balthasar heißt und bei dem Ritter Claus in Diensten steht. Er ist mein Zwillingsbruder und war mir so ähnlich, wie eine Woge der andern. Potz Sturm und Wetter, wird das eine Freude sein, wenn er noch lebt und wir uns wiedersehen! Ich bin nicht in der Heimath gewesen, seit ich ihr damals den Rücken gekehrt habe. Und wie steht es mit Euren Verwandten?«
»Alles todt! Nur ein Pruder lepte noch, als ich zum letzten Male da war, Kaspar geheißen und gehörte zu den Mannen des Ritters Dietrich von Quitzow.«
»Ihr wart also einmal dort?«
»Ja. Das ist schon viele Jahre her, und damals traf ich bei einem Kampfe mit unserm Grafen zusammen, der mich dann mit nach England nahm.«
»Heilige Kanone, das klingt ja ganz nach einem Abenteuer!«
»Das ist es auch, Constapel, und wenn Ihr’s hören wollt, so will ich es Euch erzählen.«
»Ob ich es hören will? Einer Wasserratte geht nichts über eine gute Geschichte; Zeit haben wir noch ein Wenig, und so könnt Ihr Eure Erzählung recht hübsch von der Leine wickeln.«
»Nun gut! Hapt Ihr vielleicht einmal von dem ›schwarzen Dietrich‹ gehört?«
»Nein. Was war denn das für ein Menschenkind? Der Name schon klingt gruselich.«
»Das war ein Räuper, welcher an der Spree, in der Gegend von Perlin sein Wesen triep und von aller Welt gefürchtet wurde. Er war so stark, daß zehn Männer Nichts üper ihn vermochten, und seine Pande pestand aus lauter Leuten, welche selpst vor dem Teufel keine Angst empfanden und ihn sammt seiner Großmutter aus der Hölle geholt hätten, wenn es ihnen von dem Dietrich pefohlen worden wäre.«
»Das war ja ein schauderhafter Kerrel! Kommt der mit in der Geschichte vor?«
»Natürlich, sonst würde ich ihn ja nicht gleich am Anfange derselpen pringen!«
»Alle Bombardenläufe, da wird die Sache gut ver zu nehmen!«
»Das will ich meinen, Constapel! Also ich war pei meinem Pesuche, von dem ich schon gesprochen hape, in Perlin gewesen und wanderte durch die Sümpfe der Spree, nach Prandenpurg und Plaue zu, um wieder zu meinem Pruder zu kommen. So schritt ich durch den dichten Wald meines Weges fürpaß und hatte meine Gedanken auf der See und pei meinem guten Schiffe, als ich plötzlich einen Schrei vernahm, der aus einer weiblichen Kehle zu kommen schien.«
»Was hatte denn eine Frauensperson dort in der Wildniß zu thun?«
»Darnach hape ich nicht gefragt; ich hatte keine Zeit dazu. Ich dachte sogleich an den schwarzen Dietrich und seine Gesellen, zog den Säpel aus der Scheide und eilte nach der Gegend zu, aus welcher der Hilferuf gekommen war. Der Ort lag nicht in der Nähe, wie ich aus dem gedämpften Klange der Stimme gehört hatte, und sowohl der Sumpf als auch das fast undurchdringliche Dickicht der Püsche, Sträucher und Päume hielten meine Schritte üper die Maßen auf, so daß ich nur langsam vorwärts kam.«
»Heilige Kanone, macht schnell, Kapitän, sonst bringt der schwarze Kerrel das Frauenzimmer um!«
»Ihr hapt gut Reden! Ich that mein Möglichstes und kam endlich auch an die Stelle, wo der Ueperfall vor sich gegangen war. An einem Paume lehnte eine junge Frau, wie ich so schön noch keine gesehen hape, und hielt mit ihren Armen zwei Kinder umschlungen, welche sich laut weinend an sie schmiegten. Ich glaupe, es war ein Mädchen und ein Knape. Vor ihnen stand hoch aufgerichtet ein Ritter, welcher sie mit plitzendem Schwerte vertheidigte. Seine Hiepe fielen hageldicht auf die eisernen Haupen der Männer, die sich an ihn
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