Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Man vergaß ganz, auf Pfad und Weg zu achten und befand sich zuletzt auf einer Waldblöße, die Keiner kannte; man hatte sich verirrt, und vielleicht gar auf fremdes Gebiet. Das war eine gar unangenehme Sache; der Grund und Boden, auf welchem man sich befand, konnte leicht einem der Männer gehören, welche den Absagebrief geschrieben hatten, und wurde man mit all’ den Jagdvorrichtungen angetroffen, welche man bei sich führte, so stand vielleicht noch Schlimmeres zu erwarten, als eine bloße Zurechtweisung.
    »Darüber mögt Ihr Euch nicht kränken,« meinte Herr Janeke von Stegelitz. »Wir stellen die Beitze ein und kehren ruhig nach Güntersberg zurück. Da links steht die Sonne, rechts geht es also zurück, wir werden wohl bald in eine Gegend gelangen, wo uns der Weg bekannt ist. Und werden wir ja von irgend einem Ueblen betroffen, so sind wir Mannes genug, uns unserer Haut zu wehren.«
    »Ja, wenn wir zu einem ernsten Kampfe ausgerüstet wären und nicht zu einem leichten Jagdritte, wie ich höre,« brummte der Wachtmeister Elias Siebenhaut in den Bart. »Wenn ich nicht ganz und gar irre, so befinden wir uns hier auf Sukower oder gar Kremzower Gebiete, denn wir sind ein Weniges sehr weit nach Abend zu geritten, wie ich höre. Ich fürchte mich vor Niemandem, aber doch wollte ich, wir säßen auf Güntersberg bei unserm Dünnebiere! Greift in die Zügel, Ihr Leute, damit wir von hier fortkommen! Ihr seht, die beiden Ritter sind schon voran; auch sie scheinen ganz besondere Eile zu haben, wie ich höre!«
    Er trabte mit seinen Knechten den Herren nach, welche Brunhilde wieder in ihre Mitte genommen hatten. Der Falkenmeister folgte zuletzt und ganz allein. So ritten sie, ohne es zu wissen, zwischen dem Flüßchen Ihna und der Stargard-Zachaner Straße dahin und kamen eben über ein Stück offenen Bruchlandes, als eine Schaar Reiter aus dem jenseitigen Waldesrande hervorbrechen wollte, sich aber bei dem Anblicke der Jagdgesellschaft sofort wieder hinter die Bäume zurückzog. Wenige Sekunden später entfernte sich auf Befehl des Anführers ein Theil derselben nach der Seite hin, um den Nichtsahnenden in den Rücken zu kommen. Diese hatten jetzt den Bruch überschritten und schickten sich an, in einen Waldweg einzubiegen, als sie einen Reiter erblickten, welcher ihnen langsam auf demselben entgegenkam. Die beiden Ritter stutzten, als sie den ihnen Wohlbekannten erblickten, und Elias Siebenhaut murmelte ebenso überrascht:
    »Das ist bei Gott Herr Friedrich von Wedel, wie ich höre, der den Fehdebrief heut mit unterschrieben hat.« Dann setzte er halblaut hinzu: »Macht die Klingen blank, Ihr Leute, es ist jetzt Krieg, und wir werden den Mann gefangen nehmen, der uns so glücklich in den Weg läuft!«
    Dieser aber schien so Etwas gar nicht zu befürchten, denn mit der ruhigsten Miene von der Welt hielt er sein Pferd an und rief ihnen entgegen:
    »Gott zum Gruß, Ihr liebewerthen Herren von Güntersberg und Stegelitz! Wenn ich nicht mit diesen meinen eigenen Ohren vernommen hätte, wie schön Ihr unser Schreiben dem Boten mit der Faust vergolten habt, so würde ich glauben, daß unsere Absage noch gar nicht zu Euch gelanget sei. Es will mich baß verwundern, daß Ihr unter diesen Umständen auf dem Grunde und Boden meines Freundes und Verbündeten, des Edlen von Kremzow, der Beitze pflegt und ihm das Wild wegnehmt, welches ihm allein gehört. Darum muß ich Euch bitten, mit nach Kremzow zu kommen, wo Ihr Euer Thun verantworten möget!«
    »Nach Kremzow, Ritter? Ihr seid wohl nicht recht bei Sinnen?« antwortete Janeke von Stegelitz. »Ihr habt Euch doch wohl nur versprochen und meint, daß Ihr mit nach Güntersberg wollt, um an dem Mahle Theil zu nehmen, welches wir noch ungebraten in unseren Taschen bei uns führen!«
    »Meint Ihr? Es ist seit langen Zeiten kein so schmuckes Jüngferlein auf Kremzow eingekehrt, darum will ich meinem alten Henning die Freude machen, sie ihm zuzuführen.«
    »Wagt es, sie anzutasten!« rief jetzt Simon von Güntersberg, indem er das Schwert entblößte und gegen Friedrich von Wedel anritt.
    Dieser war ein schlauer Kopf; er wollte die Feinde gern in die Mitte des Bruches zurück haben, um sie besser umzingeln zu können, und that daher jetzt, als wolle er vor Simon die Flucht ergreifen. Dieser folgte ihm mit Janeke und den Knechten, aber noch waren sie kaum einige Pferdelängen geritten, so brachen ringsumher die Reisigen Friedrichs aus den Büschen und schlossen die unbedachtsamen

Weitere Kostenlose Bücher