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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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reisigen Volkes. Die Wedels werden sich sofort an ihn machen, um ihn zu gewinnen, und wer ihn bekommt, der hat schon halb den Sieg errungen, noch ehe der Kampf überhaupt begonnen hat.«
    »In dieser Sache, Vetter, will ich Euch nicht widersprechen, denn es ist wahr, was Ihr da ausgesprochen habt. Ich werde auch gar nicht säumen, ihn um seine Hülfe anzusprechen; nur müssen wir zuvor warten, bis er in Stettin eingetroffen ist. Fast möchte ich wünschen, daß dies bald geschehe; die Borks und Wedels werden immer unleidlicher, und sobald ich geschickt dazu bin, werde ich ihnen die Freundschaft abmelden. Aber sagt, was kommen dort für Reiter! Meine Augen sind nicht mehr so scharf wie früher und wollen mir in der Ferne den Dienst versagen. Könnt Ihr vielleicht ihre Farben erkennen?«
    »Ich glaube,« antwortete Brunhilde an Stelle des Gefragten, der sich auch vergebens anstrengte, die Leute zu erkennen, »daß es Mannen des Herrn Henning von Kremzow sind. Ich habe schon oftmals Leute von ihm während der Jagd getroffen, wo ich ihnen begegnete.«
    »Der Kremzow ist mit den Wedels verbündet. Sie wollen nach Güntersberg; laßt uns sehen, was sie von uns begehren!«
    Simon gab seinem Pferde die Sporen und trabte den beiden Reitern entgegen. Als sie ihn erkannten, hielten sie an, und warteten, bis er in ihre Nähe gelangt war.
    »Wer seid Ihr und wohin wollt Ihr?« frug er sie.
    »Wir hegen Dienst bei dem tapfern Ritter Henning von Kremzow,« antwortete der Eine von ihnen, indem er ein versiegeltes Pergament hervorbrachte, »und wollen zu Herrn Simon auf Güntersberg, dem wir dieses Schriftenwerk zu überbringen haben.«
    »Ich bin es selbst. Gebt es her!«
    Er nahm es in Empfang und betrachtete es von allen Seiten, ehe er das ungeheure Siegel löste.
    »Mein Name steht darauf, den kann ich lesen. Aber wie es ausschauen wird, wenn ich nach innen komme, darauf bin ich begierig.«
    Er öffnete und faltete es auseinander.
    »Da steht ja eine ganze Predigt geschrieben, so viel der Krähenfüße sind da zu buchstabiren. Ich vermag das nicht! Könnt Ihr es vielleicht, Vetter?«
    »Wenn Ihr mich wieder fragt, so gebe ich Euch einen Klapps mit meinem guten Schwerte, daß Ihr in Ewigkeit an Eure Buchstaben denken sollt. Nehmt doch den Wisch mit nach Hause, der Pater wird ihn schon zu lesen wissen!«
    »Aber ich möchte doch gleich wissen, was d’rin steht, damit ich den Männern Bescheid sagen kann.«
    Da drängte der Falkenier sein Pferd herbei.
    »Erlaubt, Herr Ritter, daß ich Euch die Schrift verdeutsche!«
    »Bist Du denn auch geschickt in so gelehrten Dingen?«
    »Ein frommer und kluger Einsiedler hat mich darinnen unterrichtet.«
    »So nimm und siehe, wie weit Du kommst!«
    Friedländer ergriff das Schreiben und las den Inhalt desselben vor:
     
    »Den Rittern und Herren Simon von Güntersberg, Erasmus von Wedel und Janeke von Stegelitz, verzeichnet und geschrieben für sie und alle ihre Gesellen.
    Nachdem wir vernommen haben, daß die Herren, Mannen und Leute des Ordens der deutschen Ritter gegen uns begehren und uns mit Krieg und Plage heimsuchen wollen, indem wir ihnen weder Böses noch Unritterliches gethan haben, so erfahren wir, daß die Herren Simon, Erasmus und Janeke von Güntersberg, Wedel und Stegelitz sich unterwinden, dem Orden gegen unser Hab und Gut als auch Leib und Leben beizuspringen, dahero wir in Anbetracht gestellt haben, daß uns damit ein großer Schade geschehe.
    Also erfordert es die schuldige Pflicht und Ehre, uns der Unbilden kräftig zu wehren, zumalen wir nicht gesonnen sind, zu warten, bis man über uns herfalle, dieweil dies eine Thorheit wäre. Darum thun wir Euch hiermit zu wissen, daß wir von jetziger Stunde an Euch feindlich ansehen werden und all’ Eurem Beginnen begegnen mit der Schärfe des Schwertes und Euch absagen alle Liebe und Freundschaft so lange, bis Ihr daran genug erfahren habt!
    Gegeben zu Kremzow und unterschrieben mit Kraft und Vorbedacht.
     
    Henning von Wedel.
    Friedrich von Wedel.
    Heinrich von Bork.
    Henning von Kremzow.
     
    Auch zu gedenken aller Anderen von Wedel, Bork, Kremzow und Vieler aus dem Lande Stolpe.«
     
    Noch hatte der Vorleser nicht vollständig geendet, so erhob Janeke den Arm und schlug einem der Botschafter mit der geballten Faust in das Gesicht.
    »Hier hast Du unsere Antwort; bringe sie nach Kremzow, und vergiß nicht, sie gehörig auszurichten. Und nun macht, daß Ihr von hinnen kommt, es juckt mir in den Armen!«
    Er griff nach dem

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