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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schwerte; sie aber waren klug genug, nicht auf das Folgende zu warten, sondern wandten ihre Pferde und ritten schneller davon als sie gekommen waren.
    Trotz dieser unerwarteten und unliebsamen Unterbrechung wurde der Jagdzug fortgesetzt, denn es war eine so schleunige Verfolgung der Fehde, daß man hätte zurückkehren müssen, nicht im Mindesten zu erwarten. Die Cavalcade setzte sich in der vorigen Ordnung wieder in Bewegung; die Ritter vorn an der Spitze besprachen die zu ergreifenden Maßregeln; die Knechte gaben ihre Freude darüber kund, daß ein fröhlicher Strauß in Aussicht stehe, und der Wachtmeister Elias Siebenhaut konnte das bis jetzt beobachtete Schweigen nicht länger halten, zumal sich ihm eine treffliche Gelegenheit geboten hatte, mit höflicher Manier zu beginnen:
    »Du kannst sogar lesen, wie ich höre?« frug er den in tiefen Gedanken neben ihm hinreitenden Falkenmeister. Leider erfolgte keine Antwort.
    »Von einem frommen Einsiedler hast Du es gelernt, wie ich höre?«
    Dieselbe Stille. Wieder keine Antwort.
    »Du bist ein geschickter Kriegsmann und fast gelehrter, als der fette Bischof von Stettin!«
    Vergebliche Mühe! Friedländer war zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, als daß ihm an einem Gespräche mit dem schwatzhaften Wachtmeister viel hätte gelegen sein sollen.
    »Wenn Du nicht antworten willst, so lässest Du es bleiben, wie ich höre! Aber ich sollte meinen, daß auf so höfliche Worte, wie ich sie gesagt habe, auch eine Gegenrede geleistet werden könnte. Wenn Du zu stolz bist auf Deine Gelehrsamkeit, um mit mir zu sprechen, so habe ich nichts dagegen, aber es wäre doch wohl besser gewesen, wenn wir gute Freunde geworden wären!«
    Diese Strafpredigt erreichte ihren Zweck. Friedländer fuhr sich mit der Hand über die Stirn und meinte:
    »Es war nicht bös gemeint, Elias, nur hatte ich Allerlei zu sinnen, mit dem ich erst fertig werden mußte!«
    »So, dann will ich meine Rede zurücknehmen! Hier hast Du meine Hand. Mir ist es ganz so, als ob ich Dich lieb gewinnen könnte, und darum wollen wir alle Zeit gute Kameradschaft halten! Das ist jetzt noch mehr nothwendig als sonst, da wir nun gegen die Wedels und ihre Sippe zusammenzuhalten haben. Was mich betrifft, so fürchte ich mich nicht vor ihnen, wie ich höre, denn wir verstehen mit dem Schwerte umzugehen, und unter ihnen giebt es nur Einen, vor dem mir bange sein könnte. Das ist der alte Henning von Wedel auf Friedland.«
    »Kennst Du ihn?«
    »Habe ihn oft gesehen, wie ich höre. Der hat den Teufel im Leibe und fürchtet sich nicht, mutterseelenallein sich durch einen ganzen feindlichen Heereshaufen hindurch zu schlagen. Er hat schon oft mit dem deutschen Orden angebunden und stets den Sieg davongetragen, nur vor kurzer Zeit ist er einmal in Unglück gerathen und gefangen genommen worden, wie ich höre. Freilich ist es gar bös hergegangen, ehe sie ihn bekommen haben, und lange haben sie ihn auch nicht behalten mögen, sondern ihn gegen das Gelöbniß eines Lösegeldes frei gelassen. Hätten sie das nicht gethan, so wäre er ihnen eines schönen Tages davongegangen und sie hätten den Aerger und das Nachsehen gehabt, wie ich höre.«
    »Davon habe ich auch vernommen. So ist er also wieder in Friedland?«
    »Ja, heut aber in Kremzow, wie Du ja selbst vorgelesen hast. Er hat doch das Instrument mit unterschrieben, wie ich höre. Der ist ein gar kluger und unternehmender Patron. Erst hat er ein Lösegeld versprochen, und nun sagt er die Fehde an; er holt sich also vorher bei Denen, denen er es nachher bezahlt. Ist dies nicht ein gescheidter Einfall, wie ich höre?«
    »Das gebe ich zu,« antwortete der Falkenmeister mit einem eigenthümlichen Lächeln.
    »Eigentlich ist es doch sonderbar, daß Du nach Güntersberg gerathen bist und nicht nach Altenwedel, wo Dich der Weg durchgeführt hat. Auch Dein Name würde zu den Wedels passen. Sie haben zwei Hennings, den jungen und den alten, und Du heißest auch so; diese beiden Hennings wohnen auf Friedland, und Dein Name ist Friedländer. Ist das nicht eigenthümlich, wie ich höre?«
    »Allerdings. Der Zufall ist oft ein wunderbarer Kauz, und in Altenwedel bin ich nicht eingekehrt, weil ich vernahm, daß man dort schon genugsam mit trefflichen Falken versehen sei. Kennst Du den jungen Henning?«
    »Nein. Man hat ihn hier in dieser Gegend gar nicht viel zu sehen bekommen; aber was man über ihn vernimmt, das ist nur lob-und tugendsam. – Was giebt es? Soll die Jagd

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