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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schwebte sie noch immer bewegungslos über derselben Stelle, an der sie Luxon angehalten hatte. Sofort schwangen sich die zwei Frauen auf die verknoteten Tentakel, die anderen folgten, und als letzter der Gruppe zog sich Zarn zurück, der bis zuletzt seinen Bogen spannte und seine Pfeile in die Dunkelheit des Tores abfeuerte, um die Verfolger aufzuhalten.
    Dann sprang auch er in das schwankende Netz der Qualle, die bereits hochschwebte und von Luxons Fackel in seiner linken Hand gelenkt wurde. Er konnte die Richtung der Flucht bestimmen, nicht aber die Schnelligkeit des Fluges.
    Quälend langsam bewegte sich die Feuerqualle auf die Neue Flamme zu. Unter den Flüchtenden brach wütender Lärm aus. Speere, Pfeile aus Blasrohren und heulende Geschosse von Bogensehnen verfolgten die Fremden.

5.
    Einige Atemzüge vergingen. Die Fremden klammerten sich an die Tentakel und versuchten, sich zu beruhigen. Die Geschosse waren entweder an ihnen vorbeigegangen oder zu kurz gezielt gewesen.
    »Zur Neuen Flamme und zu den Chronisten?« fragte Necron, noch immer ungläubig. Luxon zuckte die Schultern und knetete vorsichtig die Muskeln seines Arms.
    »Kennst du ein besseres Ziel?«
    »Natürlich nicht.«
    Luxon hörte unter sich den Lärm. Sie blickten zurück zum Tempel.
    Wieder schlichen sich Zweifel ein. Hatten sie wirklich vor dem HÖCHSTEN gestanden? Die Wachen rannten zusammen und bildeten aufgeregte Gruppen um einzelne Magier und Duinen. Immer wieder deuteten die Hexenmeister in die Höhe, auf die Traube von Fremdlingen, die in den Tentakeln der Qualle hingen.
    Kukuar sagte mit einem Anflug von Schadenfreude:
    »Am aufgeregtesten gebärdet sich Quaron. Dort ist er, vor dem Haupteingang.«
    »Er scheint einer der gefährlichsten Ehrgeizlinge zu sein«, murmelte Necron. »Kannst du diese Qualle nicht ein wenig antreiben?«
    »Du überschätzt meine Fähigkeiten«, antwortete der Shallad und merkte mit Beruhigung, daß unter den behutsamen Fingern Danis sein Arm langsam zu schmerzen aufhörte.
    Die Qualle schwebte fast den direkten, geraden Weg, über den klaffenden Abgrund hinweg und über die Dächer und Kamine, die Gärten und Bäume der Siedlung. Ungewisses Zwielicht kam aus der riesigen Wolke. An unzähligen Stellen, wurden Fackeln entzündet und bildeten zusammen mit vielen Öllämpchen einzelne Lichtpünktchen. Auch in den Fenstern der Quartiere, in denen – vielleicht heute noch? – die Chronisten lebten, sahen sie Lichtschein. Unverändert trieb die Qualle darauf zu. Das Lodern der Neuen Flamme wurde stärker.
    »Wenn tatsächlich noch jemand dort lebt«, begann Kukuar, »dann sind es Gefangene von Quaron und seinen Freunden.«
    »Damit müssen wir rechnen«, bekannte Luxon. »Aber wir können uns in den Gebäuden eine Weile lang verteidigen.«
    »Das wird nötig sein«, sagte Necron und nickte, als er sah, daß sich mehr und mehr bewaffnete Männer tief unter ihnen zusammenrotteten, »denn jedermann sieht uns zu.«
    »In dieser seltsamen Stadt gibt es kaum Geheimnisse«, sagte Zarn und betrachtete verbissen seinen fast leeren Köcher. »Abgesehen von jenen, die für uns wichtig sind.«
    »Und selbst wenn wir dort die Chronisten oder gar Jerego finden – sie werden uns kaum weiterhelfen können«, schloß der Shallad.
    Kurze Zeit später hielt Luxon die Qualle über einem Vorsprung an. Die Fremden sprangen auf den Stein, der von dicken Staubschichten bedeckt war.
    Auch die Bewohner dieser Bauten hatten die Fremden kommen sehen. Sie drängten sich auf der Terrasse zusammen. Mit Erstaunen erkannten Necron und Luxon und dessen Krieger, daß es tatsächlich die Chronisten in ihren traditionellen, also zerschlissenen Gewändern waren.
    »Ist Jerego bei euch?« fragte Luxon und lief auf die Männer zu, deren Aussehen bewies, daß sie wirklich gefangengehalten wurden.
    »Beim Lichtboten!« stieß ein Loggharder hervor. »Der Shallad! Luxon! Also sprach Quaron doch die Wahrheit, als er deinen Namen erwähnte.«
    »Wir konnten es nicht glauben.«
    »Los! Holt Jerego, den Sprecher. Er wird außer sich sein vor Freude.«
    »Wichtiges haben wir entdeckt und herausgefunden, Shallad!«
    Luxon schüttelte unzählige Hände, schlug auf viele Schultern und ließ sich von den Chronisten ins Innere des Gebäudes ziehen. Ihm war, als betrete er heimatlichen Boden.
    Dann umarmten sich Luxon und der Oberste Chronist. Jerego war sprachlos, dann aber hob er beide Arme und sagte, unentwegt den Kopf schüttelnd:
    »Wirklich! Seltsame Zeiten,

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